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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Mann, den du schon lange liebtest und mit dem du dich einer Geringfügigkeit wegen gezankt hättest. Jetzt hättest du dich mit ihm versöhnt, und da er vor kurzem vom Pferde gestürzt und schwer verletzt worden sei –
    »Ich bin in meinem ganzen Leben noch nicht vom Pferd gestürzt«, sagte John.
    »Nun, das ist ja egal. Ein guter Reiter sollte übrigens wissen, wie weit er mit einem Pferd springen kann.«
    »Wenn du mich mit deinem Brief nicht halb verrückt gemacht hättest, wäre ich nie gestürzt.« Er sagte das, als gäbe er ihr die Schuld an dem Sturz. Garnet war glücklich, daß er sogar auf einen erfolglosen Rivalen so eifersüchtig sein konnte. »Nun also«, fuhr John fort, »du schriebst ihm also den Brief?«
    »Ja, ich brachte ihn schließlich zu Ende. Ich schrieb an Brown, daß ich ihn sehr gern möchte, daß ich ihn bewunderte und ihm lebenslang dankbar sein würde –
    »Oh, diese verdammte Dankbarkeit!« unterbrach John. »Aber wahrscheinlich gehört er zu den Männern, die es ganz selbstverständlich finden, wenn man ihnen für jede Selbstverständlichkeit dankt. Ich höre ihn direkt: ›Ich habe so viel für dich getan, und das ist nun der Dank!‹«
    »Sei still!« sagte Garnet. »Hätte Brown nicht so getan, als glaube er Texas, daß er Charles Hale erschossen habe, hätte man mich wegen Mordes hängen können. Da ist es doch wohl selbstverständlich, daß ich ihm Dank schulde.«
    »Das sehe ich nicht im geringsten ein«, knurrte John. »Da er dich ja heiraten und mit nach Hause nehmen wollte, warum, um alles in der Welt, hätte er zulassen sollen, daß sie dich hängten!«
    »John Ives«, sagte Garnet, »es gibt wahrhaftig Augenblicke, in denen ich dich geradezu hasse.«
    »Was ich akzeptiere. Haß ist mir immer noch sehr viel lieber als demütige Ergebenheit.«
    »Ich war, glaube ich, nie demütig, und ich bin auch sicher, daß Captain Brown von mir nie dergleichen erwartete. Denn er liebte mich, John. Und er rettete mich, weil er mich liebte.«
    John lächelte sie ein wenig spöttisch an. »Mein liebes Mädchen«, sagte er, »ich will ihm gerne glauben, daß er dich liebte. Aber ich vermag nicht zu begreifen, wieso eine Frau wie du einem Manne Dank dafür schuldet, daß er sie liebt.« Garnet konnte sich nicht helfen, sie mußte lachen, obgleich ihr eigentlich gar nicht danach zumute war. »Nun erzähl mir den Rest«, sagte John. »Gabst du Florinda den Brief?«
    »Ja. Ich hatte darin weiter geschrieben, ich könne ihn nicht heiraten, aber ich hoffte von ganzem Herzen, daß er eine Frau finden möge, die seiner wert sei. Florinda saß neben mir, bis ich fertig war; dann las sie den Brief. Sie fand ihn gut und sagte, sie wolle ihn Brown geben, darüber hinaus wolle sie mit ihm reden und ihm helfen, mit der Sache fertig zu werden. Oh, John, ich hätte sie dafür umarmen können. Florinda ist ein prachtvolles Mädchen.«
    »Ich weiß«, bestätigte John; in seiner Stimme klang unverkennbare Achtung durch. »Florinda hat etwas, was ich sehr bewundere«, fuhr er fort, »sie hat Takt und Zurückhaltung und Mitgefühl für andere. Ich habe selbst keine dieser Eigenschaften, aber ich bin geneigt, sie bei anderen anzuerkennen.«
    Sie schwiegen ein Weilchen, dann sagte Garnet: »John, Florinda hat mir ein Paar Smaragdohrringe geschenkt. Hättest du etwas dagegen, wenn ich sie trage?«
    »Echte Smaragde?«
    »Ja gewiß. Warum?«
    »Ich mag keinen unechten Schmuck. Warum solltest du sie nicht tragen? Wie kommst du darauf, ich könnte etwas dagegen einzuwenden haben?«
    »Nun, du weißt doch schließlich, wie Florinda dazu gekommen ist.«
    »Natürlich. Aber ich weiß auch, was Wertsachen für Florinda bedeuten. Sie muß schon sehr viel von dir halten, wenn sie dir echte Smaragde schenkt.«
    »O ja, ich glaube schon, daß sie mich mag«, lächelte Garnet. »Und noch etwas anderes wollte ich dich fragen: Hast du etwas dagegen einzuwenden, daß ich an der Bar arbeite?«
    »Deine Tätigkeit nötigt mir allerhand Achtung ab, aber warum sollte ich etwas dagegen haben?«
    »Nun, es gibt Männer, die es entsetzlich und unverzeihlich finden und mir das auch unverblümt sagten.«
    »Ich stelle mir vor, daß dich die Arbeit nicht gerade beglückt«, sagte John. »Aber wie anders hättest du dir deinen Lebensunterhalt verdienen sollen?«
    »Ich hätte bei Charles bleiben oder Florinda für mich sorgen lassen können. Sie war durchaus bereit dazu.«
    John stieß einen leisen Pfiff aus, der offenbar seine Verachtung

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