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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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außer der seiner eigenen Boys in Anspruch nehmen zu müssen. Die Boys bezahlte er schließlich für ihre Dienstleistungen; Fremden und vor allem Freunden wollte er nicht verpflichtet sein. John konnte zwar sehr bereitwillig geben, aber etwas von anderen anzunehmen, fiel ihm schwer.
    Nach zwei Wochen meinte Garnet, es würde nun langsam Zeit, daß sie wieder nach Los Angeles zurückkehre. John verzog zwar das Gesicht, stimmte aber schließlich zu. Es war mittlerweile Anfang November; die Regenzeit pflegte im allgemeinen zwar erst später einzusetzen, aber so genau konnte man das nicht voraussagen. Und ein etwa einsetzender Sturm würde sie dann noch wochenlang in Santa Barbara festhalten.
    Garnet lachte: »Denkst du noch an den Sturm, der uns auf Kerridges Ranch festhielt? Ich verwünschte den Sturm, weil er dich festhielt. Ich wollte, du solltest endlich gehen.« John grinste: »Ich hatte gar nichts gegen den Sturm. Denn ich hatte gar keine Lust, wegzugehen.«
    »Oh, ich war wütend auf dich.«
    »Mein liebes Kind, ich war wahrscheinlich nicht weniger wütend. Zuerst hatte ich gedacht, ich könnte dich noch zur Vernunft bringen. Als ich schließlich einsah, daß mir das nicht gelingen würde, war ich entschlossen, dich dir selbst zu überlassen! Erledigt! dachte ich; soll sie in des Teufels Namen machen, was sie will!« Er faßte nach ihrer Hand. »Ich glaube, damals habe ich dich gehaßt«, sagte er.
    »Gehaßt? Warum?«
    »Weil ich dich nicht aus dem Kopf kriegen konnte. Es machte mich rasend, daß es da irgendwo einen Menschen gab, der mich gefangen hielt.«
    »Ich habe dich genauso entbehrt«, sagte Garnet leise. »Hätte ich es nicht, ich wäre nicht auf der Stelle aufgebrochen, als Nikolai kam.«
    »Er sollte gar nicht zu dir gehen.« John lächelte ein wenig verlegen. »Ich wollte erst wieder laufen können.« Plötzlich lachte er laut auf, und es war kein Zweifel, daß er über sich selber lachte. »Jetzt kann ich es ja ruhig bekennen«, sagte er. »Ich lag hier und fieberte und wurde fast verrückt bei dem Gedanken, du könntest inzwischen irgendeinen anderen gefunden haben. Bei den vielen Amerikanern, die in Los Angeles herumlaufen, hast du wahrscheinlich Hunderte von Heiratsanträgen bekommen.«
    »Allerdings«, lächelte sie, »aber ich habe mich nicht viel darum gekümmert. In den meisten Fällen wenigstens nicht.«
    »In den meisten –; er umklammerte ihr Handgelenk und starrte ihr ins Gesicht.
    Garnet hätte jauchzen mögen, da sie seine Eifersucht sah. Ihre Augen blitzten. »Aber John«, sagte sie, »überlege doch: Sollte ich mein jetziges Leben für die Ewigkeit fortsetzen? Tatsächlich war ich, als Nikolai in Los Angeles ankam, schon nahezu entschlossen, einen Offizier aus dem New Yorker Regiment zu heiraten.«
    Vielleicht hätte sie ihm das früher sagen sollen. Sie hatte ihm alles andere inzwischen erzählt. Auch daß sie Charles Hale in Estelles Etablissement erschossen hatte und daß Texas für sie eingetreten war und die Schuld auf sich genommen hatte. Nur Captain Brown hatte sie noch mit keinem Wort erwähnt. Jetzt gab ihm ihre Eröffnung einen solchen Ruck, daß er bei der jähen Bewegung schmerzhaft das Gesicht verzog. »Was ist das für ein Kerl?« keuchte er.
    »Er ist ein wundervoller Mensch, John«, antwortete Garnet schlicht, »gerade, sauber und zuverlässig. Und er liebt mich. Er hätte mich nach Hause gebracht, und er hätte mir all das gegeben, was du glaubtest, mir nicht versprechen zu können: Liebe und Frieden und Sicherheit und das Gefühl, irgendwohin zu gehören. Sehr wahrscheinlich war ich eine Närrin, daß ich ›nein‹ sagte. Aber es ist nun so: Als ich deinen Brief in der Hand hielt, hatte ich Browns Existenz völlig vergessen. Ich hätte auch vermutlich überhaupt nicht mehr an ihn gedacht, wenn mich Florinda nicht darauf aufmerksam gemacht hätte, daß ich mich schäbig und undankbar benähme, wenn ich ihm nicht wenigstens einen Brief hinterließe.«
    In Johns Gesicht spiegelten sich Verwirrung, Angst und etwas wie heimliches Schuldbewußtsein. »Und«, sagte er, »hast du ihm geschrieben?«
    »Ja«, erwiderte Garnet. »Und dieser Brief ist mir schwerer gefallen als irgendein anderer in meinem ganzen Leben. Ich habe ihn wohl ein dutzendmal oder öfter angefangen und den Anfang wieder zerrissen. Schließlich setzte sich Florinda zu mir und sagte: ›Hör auf damit, schöne Sätze zu drechseln. Erzähle ihm ganz einfach die Wahrheit. Schreibe ihm, es gäbe da einen

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