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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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des Bartes gerötet. Er sieht aus wie ein Vater am Weihnachtsabend, der seinen Kindern Geschenke aufgebaut hat, von denen sie sich nichts träumen ließen, dachte Garnet. Sie schickte sich an, den Riemen um den Beutel zu lösen, aber John nahm ihr das Säckchen ab und sagte: »Nein, laß die anderen auch erst fühlen.«
    Garnet gab Nikolai den Beutel. »Oh!« sagte der, »schwer. Sehr schwer!« Er wog den Beutel in der Hand, befühlte den Inhalt und schüttelte den Kopf, augenscheinlich durch Johns sonderbares Benehmen verwirrt. Florinda sagte: »Laß mich einmal fühlen.« Sie nahm ihm den Beutel ab und zuckte zusammen wie Garnet »Hölle und Frikassee!« keuchte sie, »er wiegt eine Tonne!« John grinste und streckte die Hand aus; Florinda gab ihm den Beutel zurück. Er zog eine auf dem Tisch stehende leere Schüssel heran, löste den Riemen und leerte den Beutel in die Schüssel. Es gab ein Geräusch, als fielen große Regentropfen auf ein Dach. Die anderen beugten sich über den Tisch und starrten in die Schüssel. Was sie sahen, verwirrte sie noch mehr.
    Eine rauhe, körnige Masse lag in der Schüssel. Sie sahen kleine, ja winzige Körnchen, größere flache Gebilde und erbsengroße Stücke, die wie Kies aussahen. Einige Körner der sonderbaren Masse sahen grau und stumpf aus, andere glitzerten und funkelten und fingen das Licht der Kerzen auf. John schob eine Hand in die Masse und ließ sie durch die Finger laufen wie ein Kind, das am Seeufer mit Sand spielt. Die in die Schüssel zurückfallenden Körner gaben einen hellen, klingenden Ton. Garnet griff ein paar Körner heraus und untersuchte sie; Florinda tat es ihr nach. Sie starrte auf das Zeug in ihrer Hand und ließ ein kleines ungläubiges Lachen hören. »Wenn es nicht verrückt und unmöglich wäre, würde ich sagen –; sie unterbrach sich und zuckte die Achseln.
    »Erkläre uns, was es ist«, sagte Nikolai. »Ich muß morgen früh heraus.«
    »Um Himmels willen, so sprich doch, John«, bat Garnet.
    John lächelte alle der Reihe nach an. »Florinda hat recht«, sagte er. »Florinda hat mir immer am besten zu folgen vermocht; ihr Kopf ist ähnlich organisiert wie der meine. Also, sage es ihnen schon, Florinda. Sprich es ruhig aus.«
    Florinda hielt noch immer ein paar Körnchen der Materie zwischen den Fingerspitzen. Ihre Augen waren groß und kugelrund. Irgend etwas würgte sie. Sie sagte zögernd, als fürchte sie, ausgelacht zu werden: »Wenn es nicht so ganz und gar idiotisch wäre, ich würde denken, das Zeug sei – Gold.«
    »Gold?« stießen Garnet und Nikolai gleichzeitig aus.
    »Gold«, sagte John.
    Neunundvierzigstes Kapitel
    »Hört zu«, sagte John, nachdem die erste Aufregung sich gelegt hatte. »Ihr kennt mich alle als nüchternen Mann. Ich glaube nicht, daß einer von euch mich jemals wegen einer Nichtigkeit erregt gesehen hat. Also werdet ihr mir jetzt glauben. Alles, was ich sage, ist wahr, so unglaublich es sich auch anhören mag. Die meisten Leute in San Franzisko glauben es immer noch nicht. Als die Sache dort bekannt wurde, lachten sie und waren überzeugt, es handele sich um dummes Geschwätz. Nur ein paar Männer ritten los, um sich selbst zu überzeugen, unter anderem auch ich. Ich ritt los, ich besah mir, was andere vor mir gesehen hatten, und ritt dann hierher, um Garnet zu holen, damit sie es auch sehe.« Er sprach jetzt ruhig, sachlich und mit eindrucksvollem Ernst; die anderen lauschten atemlos. »Ihr könnt dort in der wilden und rauhen Gegend, in der ich war, das Gold in den Flußbetten schimmern sehen. Ihr braucht nur die Hand auszustrecken und etwas Sand heraufzuholen, und in dem Sand werden Goldkörner schimmern. In den Bergen dort gibt es ganze Goldadern. Man kann sie mit Picken freischlagen und das Gold mit dem Messer herauskratzen. Es gibt Stellen, wo ihr das nackte Gold zwischen Gras und Kieseln finden könnt. Und die ganzen Landstriche, in denen das Gold sozusagen frei herumliegt, gehören – niemand.« Sie starrten ihn aus weitaufgerissenen Augen an und er lächelte dünn. »Es gehört niemand. Das Gold liegt dort, solange die Erde steht, und bis vor ein paar Wochen hat kein Mensch es gesehen, von ein paar Diggern abgesehen, die dort herumstreunen, um Heuschrecken für ihre barbarischen Mahlzeiten zu fangen. Die Digger hatten keine Ahnung, was sie da sahen, und sie hatten auch keine Verwendung für das Gold. Es ist da und es wartet darauf, daß jemand komme und es hole.«
    Er hielt einen Augenblick ein, aber

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