Kalix - Die Werwölfin von London
bot Daniel an.
Das schien die Feuerkönigin ungemein zu freuen.
»Was bist du doch für ein reizender junger Mann«, sagte sie und klang, als wäre es ihr damit ernst. Errötend ging Daniel hinaus.
Der Dachboden war klein und voller Gerumpel. Thrix streckte den Kopf durch die Falltür in der Decke, runzelte angewidert die Nase und wedelte kurz mit der Hand. Das Gerumpel verschwand, der Dachboden wurde heller und wirkte plötzlich auch größer. Sie kletterte nach oben. Malveria, die normalerweise so tat, als könne sie keine zehn Schritte laufen, ohne über ihre hohen Absätze zu stolpern, folgte ihr deutlich leichtfüßiger die Treppe hinauf, als man erwartet hätte.
»Hier ist es sicher«, sagte Thrix.
Malveria lächelte zustimmend.
»Richtig. Das Amulett hält bereits jeden Zugriff von außen ab. Zatek wird nicht sehen können, was wir hier aufbewahren, egal, welchen Zauber er einsetzt. Wir können den Schutz noch verstärken, für den Fall, dass Kalix das Haus verlässt.«
»Weißt du, wenn du das einzige verfügbare Amulett von Tamol nicht Kalix gegeben hättest, könnten wir uns das alles ersparen«, sagte Thrix.
»Das stimmt. Aber dann wäre Kalix bald tot. Willst du das?«
Thrix antwortete nicht. Ihr war plötzlich etwas eingefallen, das Gawain gesagt hatte.
»Malveria, weißt du, warum Hiyastas in Colburn Wood gewesen sein könnten?«
»In Colburn Wood? Dem heiligen Ort der Werwolfgräber und uralter Bäume?
Warum fragst du?«
»Gawain hat erzählt, er hätte dort ziemlich sicher Hiyastas gespürt.«
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»Das ist sehr unwahrscheinlich«, antwortete Malveria. »Hiyastas wären dort nicht willkommen. Und warum sollten sie so einen Ort besuchen?«
»Ich dachte, du weißt das vielleicht.«
Malveria schüttelte den Kopf.
»Dort waren keine Hiyastas.«
Kalix verzog sich in ihr Zimmer, und Agrivex folgte ihr. Kalix vertrug die vielen Besucher im Haus nicht und wollte allein sein, aber Vex war sehr schlecht darin, die Wünsche anderer zu deuten.
»Und«, meinte Vex, »schläfst du mit Daniel?«
»Nein.«
»Oh. Hätte ja sein können. Willst du?« »Nein.«
»Macht es dir etwas aus, wenn ich es tue?« »Bist du deswegen hier?«
»Nein. Oder ja. Ich weiß nicht mehr. Hast du keinen Fernseher?«
Kalix schüttelte den Kopf. Der einzige Fernseher stand im Wohnzimmer. Vex wirkte enttäuscht.
»Wir brauchen einen eigenen Fernseher.«
»Wieso wir?«, fragte Kalix.
»Für meine Besuche hier natürlich.«
Vex grinste Kalix fröhlich an. Kalix war ratlos. Sie hatte sich noch nicht einmal an ihre menschlichen Freunde gewöhnt, und jetzt ging dieser junge Feuergeist einfach davon aus, sie könne zum Fernsehen vorbeikommen. Als Kalix gerade sagen wollte, dass ihr das nicht recht war, fragte Vex, ob sie einen Kabelanschluss hatte. Die Frage brachte Kalix aus dem Konzept, weil sie immer noch wegen Sabrina unzufrieden war.
»Nein, kein Kabel. Sie wollen nicht.«
»Warum nicht?«
»Moonglow - das Mädchen - hält davon nichts. Obwohl ihre Mutter sogar angeboten hat, den Anschluss zu bezahlen.«
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»Sehr seltsam«, sagte Vex.
Kalix nickte und erklärte Vex, dass Moonglow überhaupt ein seltsamer Mensch war. »Sie mag Fernsehen nicht. Nicht einmal Sabrina, dabei ist die Serie so gut.
Sie hat mich eine Mail an den Fernsehsender schreiben lassen, aber ich glaube, sie hat sie nicht abgeschickt, sie haben nämlich das Programm nachher nicht geändert. Und sie zieht nur schwarze Sachen an und hat einen komischen Freund, und sie isst kein Fleisch und hat ein ganz düsteres Zimmer. Eigentlich glaube ich, sie könnte verrückt sein.«
»Sie klingt seltsam«, pflichtete Vex ihr bei und machte es sich auf Kalix' Bett gemütlich. »Aber alte Leute sind so. Malveria ist total komisch. Sie hat an fast allem, was ich mache, etwas auszusetzen. Letzten Monat wollte sie mir nicht mal Geld geben, nur, weil ich irgendeine antike Vase kaputt gemacht habe. Das ist doch irre. Sie herrscht über ein ganzes Königreich, da kann sie sich doch eine neue leisten. Warum überredest du Moonglow nicht, sich Kabel zu holen?«
»Wie denn?«
»Keine Ahnung. Aber irgendwie geht es bestimmt. Ich muss Tante Malvie ständig überreden, mir Sachen zu besorgen. Erzähl mir mehr über Moonglow, dann lasse ich mir etwas einfallen.«
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Dominil kaufte normalerweise beim Krämer in Schottland und wusste, dass sein Sohn das Geschäft in London führte. Wäre es anders, hätte die Reise nach England sie vor ein Problem gestellt.
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