Kalix - Die Werwölfin von London
Affäre nicht. War es kurzweilig?«
»Malveria, ich habe wirklich viel zu tun. Ja, es war recht kurzweilig, soweit ich mich erinnern kann. Aber wenn ich zu Livias Geburtstagsfeier Outfits für dich entwerfen soll, musst du mich jetzt arbeiten lassen.«
»Aha. Du gibst also zu, dass es kurzweilig war. Irgendwann musst du mir alles erzählen. Obwohl es mich natürlich so gut wie gar nicht interessiert. Aber deshalb bin ich nicht zurückgekommen. Ich habe von wichtigeren Dingen erfahren. Warum hast du mir nicht erzählt, dass du einem Zauber vor dem Hauptsitz des niederträchtigen Zatek unterlegen bist?«
Die Zauberin wirkte erst überrascht und dann ernüchtert. Sie ließ sich auf ihren Schreibtischstuhl sacken.
»Weil es mir peinlich war. Ich wurde wie eine Anfängerin über die Straße geschleudert. Ich war nicht in der Verfassung zu zaubern. Und ich hatte gehofft, du würdest es nicht erfahren.«
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Die Feuerkönigin wirkte besorgt. Das war eine ernste Sache.
»Ein Mann mit Zateks beschränkten Fähigkeiten hätte nicht in der Lage sein dürfen, dir zu schaden, liebste Thrix, egal, in welcher Verfassung du warst.
Meine Agenten berichten, dass der Krämer MacDoig weitere starke Zauber aus dem Reich der Kaiserin Asara-tanti in dieses gebracht hat. Zweifellos hat Prinzessin Kabachetka diese Zauber Zatek gegeben, so dass wir jetzt einem viel gefährlicheren Widersacher gegenüberstehen, als wir gedacht haben. Er kann vielleicht noch mächtigere Zauber einsetzen als das Auge des Asiex.«
»Warum sollte Prinzessin Kabachetka so etwas für Zatek tun?«
»Die abscheuliche Prinzessin schreckt vor nichts zurück, um mich auf dem Gebiet fantastischer Kleidung zu übertrumpfen. Sie verbreitet schon das Gerücht, ich hätte -«
Die Feuerkönigin stockte mit wütender Miene.
»Ich kann das nicht wiederholen. Schon die Vorstellung, ich würde fast fünfzehn Jahre, nachdem sie aus der Mode gekommen sind, noch Schulterpolster tragen, schmerzt zu sehr, um sie auszusprechen. Sollte einer meiner Untertanen ein solches Gerücht wiederholen, würde ich ihn hinrichten lassen.«
Die Feuerkönigin begann, auf und ab zu laufen, und murmelte dabei Drohungen, Flüche und Beleidigungen vor sich hin.
»Ich hätte gedacht, die Kaiserin würde es nicht gerne sehen, dass ihre Tochter ihre Geheimnisse an Zatek verschachert.«
»Das stimmt auch. Aber Kabachetka ist verzweifelt. Angesichts der unvergleichlichen Königin Malveria hat sie alle Vorsicht in den Wind geschlagen.«
»Also haben wir ein Problem«, sagte Thrix.
»Allerdings«, stimmte Malveria ihr zu. »Falls Zatek sich etwa mit dem Goldenen Schutzzauber der Asaratanti gewappnet hat, wird ein Angriff auf ihn sehr schwierig. Und wenn er den Zauber der wundersamen Spitzelei einsetzt, ist es beinahe unmöglich, in diesem Gebäude etwas vor ihm zu verbergen. In meinem eigenen Reich
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kann ich die Wirkung dieser Zauber aufheben, aber in dieser Welt ist das anders. Dazu bin ich nicht stark genug. Vielleicht reichen nicht einmal unsere vereinten Kräfte aus, um alle Spionageversuche abzuwehren.«
Malveria strich eine winzige Falte in ihrer neuen Jacke glatt. Sie warf ihrem Spiegelbild einen Blick zu und lächelte. Wieder ein wunderbares Outfit.
»Also müssen wir wohl in den Krieg ziehen«, sagte die Feuerkönigin.
»Wie bitte?«
»Wir sollten Zatek angreifen. Er darf nicht vorher erfahren, was ich zu Livias Feier anziehe. Ich werde vierzig Krieger mitbringen und den Tödlichen Durchschlagszauber vorbereiten.«
»Eine verlockende Idee, Malveria. Ich würde Zateks Modehaus gerne dem Erdboden gleichmachen. Aber eine solche Operation müsste gut geplant werden, und ich habe nicht viel Zeit.«
»Aber was können wir sonst tun?«
»Das Amulett von Tamol kann alles verbergen.«
Die Feuerkönigin dachte kurz nach.
»Das stimmt. Das Amulett würde alles vor Zatek verbergen. Es ist der mächtigste Verschleierungszauber, der in eurer Welt funktioniert. Seinen Wirkungskreis kann kein Zauber durchdringen, nicht einmal der kaiserliche Zauber der wundersamen Spitzelei. Aber vergiss nicht, Zauberin. Wenn Kalix das Amulett nicht mehr trägt, wird man sie finden und töten.«
Malveria zuckte mit den eleganten Schultern.
»Aber wir brauchen es dringender. Ich werde es zurückholen.«
»Ich will es ihr gar nicht wegnehmen«, sagte Thrix. »Das würde meine Mutter mir ewig vorwerfen. Ich habe eine bessere Idee.«
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Kalix lag wimmernd auf dem Boden, als plötzlich die Tür
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