Kalix - Die Werwölfin von London
Dominil war stark genug, ihre Sucht geheim zu halten, aber es wäre ihr schwergefallen, lange ohne Laudanum auszukommen. Die MacDoigs wussten aus Erfahrung, dass Dominil nicht zu 271
Plaudereien neigte. Sie betrat den Laden, zahlte für ihre Ware und ging sofort wieder. Sie versuchten auch nicht, sie aufzuhalten. Vieles an Dominil konnte einen Mann nervös machen. Doch als sie das Geschäft des Krämers verließ, lag ein zufriedener Ausdruck in seinen Augen. Er wusste, dass Dominil ihn verachtete. Aber solange sie Laudanum nahm, war sie von ihm abhängig.
MacDoig war zu klug, um bei Dominil den Bogen zu überspannen, aber er hatte den Preis angehoben. Hier konnte er einen anständigen Profit erzielen, und den hatte Krämer MacDoig noch nie ausgeschlagen.
»Seltsame Frau«, lautete sein einziger Kommentar seinem Sohn gegenüber, als die weißhaarige Werwölfin stumm ging.
»Das intelligenteste Mitglied des Clans, sagt man«, antwortete sein Sohn.
»So sagt man. Aber nicht so intelligent, dass sie uns nicht für den Rest ihres Leben brauchte.«
Einem scharfsichtigen Beobachter wäre die leichte Veränderung in Dominus Auftreten nach ihrem Besuch beim Krämer vielleicht aufgefallen. Die Zwillinge waren nicht scharfsichtig und bemerkten nicht, dass Dominil sich ein wenig träger bewegte. Sarapen hätte es bemerkt, wäre er nah genug gewesen, aber er beobachtete sie aus einiger Entfernung. Er hatte nicht lange gebraucht, um sie zu finden. Der gewaltige Werwolf sah ihr nach, als sie im Haus der Zwillinge verschwand, und blieb noch lange dort, starrte die verhangenen Fenster an und fragte sich, was sie dort tat.
Sarapen hätte auf die Jagd nach Markus gehen sollen. Oder nach Kalix.
Stattdessen beobachtete er von einem unbequemen Aussichtspunkt aus das Haus, in dem sich Dominil aufhielt. Er sagte sich, das gehöre zu seinen Bemühungen, der nächste Fürst zu werden. Die Stimmen von Dominil, Butix und Delix waren wichtig. Sarapen wusste, dass er sich selbst belog. Er hatte Dominil nicht wegen ihres Einflusses auf die Abstimmung ausfindig gemacht.
Seit er gesehen hatte, wie sie sich ingrimmig gegen ihre Angreifer gewehrt hatte, brannte er vor Verlangen nach ihr.
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Dominil war nicht das einzige übermenschliche Wesen, das den Krämer an diesem Tag besuchte. Als die Nacht anbrach, stattete ihm Prinzessin Kabachetka, ganz in goldenen Pelz gehüllt, einen Besuch ab.
»Ihnen ist doch klar, dass unser Handel vertraulich bleiben muss?«, fragte sie.
»Sicher, Prinzessin. Keine Sorge, niemand ist verschwiegener als der alte MacDoig.«
MacDoig importierte magische Waren aus dem Reich der Prinzessin. Zum Teil waren diese Waren äußerst empfindlich. Nur ein Spezialist konnte sie sicher durch die Dimensionen transportieren. Kaiserin Asaratanti hätte es nicht gefallen, dass die Zaubergeheimnisse ihres Landes in diese Welt gebracht wurden, aber Prinzessin Kabachetka würde nichts unversucht lassen, um Königin Malveria auszustechen.
Aus dem Laden des Krämers wurde die Ware zu Alan Zatek gebracht.
»Jetzt verfügen Sie über Asaratantis Zauber der wundersamen Spitzelei«, sagte sie ihm. »Thrix MacRinnalch kann nichts vor Ihnen verbergen. Tun Sie alles, was nötig ist, damit ich Malveria bei der fünfhundertsten Geburtstagsfeier der Hexe Livia übertrumpfe.«
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Verasa war überrascht, als sie frühmorgens einen Anruf von den Zwillingen bekam. Sie wusste, das konnte nur schlechte Neuigkeiten bedeuten.
»Sie ist weg.«
»Wer?«
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»Dominil.«
»Was meinst du mit weg?« »Sarapen hat sie entführt.«
Beauty und Delicious waren von Kampflärm im Flur wach geworden. Sie hatten gerade noch gesehen, wie Sarapen Dominil aus dem Haus geschleift und in ein Auto geworfen hatte.
»Wer war noch daran beteiligt?«, wollte Verasa wissen.
»Nur Sarapen.«
Verasa war ratlos. In menschlicher Gestalt war Sarapen ohne Frage stärker als Dominil, trotzdem hätte Verasa nicht gedacht, dass man sie einfach hochheben und wegtragen konnte.
»Sie hat ausgesehen, als wäre sie nicht ganz wach«, erklärte Beauty. »Ich weiß nicht, warum.«
»Wir wissen nicht, was wir machen sollen«, setzte Delicious hinzu.
»Bleibt, wo ihr seid«, befahl Verasa. »Ich rufe Thrix an.«
Das Haus in Kennington wurde durch die Nachricht in hellen Aufruhr versetzt.
Hätten die Nachbarn sehen können, wie Thrix ins Wohnzimmer lief, um die Feuerkönigin zu wecken, während Vex und Kalix nachsehen kamen, was der Trubel sollte, und Daniel sich mit
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