Kalix - Die Werwölfin von London
seinem Auto, Kalix und Vex auf den Fersen. Die beiden stritten sich darum, wer vorne sitzen durfte, und weil keine nachgeben wollte, teilten sie sich schließlich den Platz, während Daniel so schnell wie möglich Richtung Nordufer fuhr.
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Dominil war nun Sarapens Gefangene. Er hatte sie in den Keller seines Londoner Herrenhauses gesperrt. Sie war unglaublich wütend auf Sarapen, und noch wütender auf sich selbst. Sarapen hatte sie überfallen, als sie die Haustür aufschloss, hatte sie bewusstlos geschlagen und weggeschleppt. Ganz einfach.
Sie hatte nicht einmal gemerkt, wie er sich angeschlichen hatte. Ihre Sinne hatten Dominil im Stich gelassen, weil sie in der Nacht zuvor zu viel Laudanum getrunken hatte. Als sie mit der neuen Flasche nach Hause gekommen war, hatte sie nicht widerstehen können und mehr als ihre übliche Dosis geschluckt, obwohl sie wusste, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür war. Dominil setzte sich auf die Bank in ihrer Zelle und verfluchte sich für ihre Schwäche.
Sie hatte schon versucht auszubrechen. Trotz aller Stärke hatte sie der Tür nichts anhaben können, aber heute Nacht, wenn der 275
Mond aufging und sie sich verwandeln konnte, würde sie die Tür aus den Angeln fetzen, Sarapen suchen und ihn in Stücke reißen. Dominil wischte sich eine Schweißperle von der Stirn. Schon jetzt fehlte ihr das Laudanum. Es war viele Jahre her, dass sie zuletzt zwangsweise von ihrem Vorrat getrennt wurde.
Sie wusste nicht genau, welche Auswirkungen eine erzwungene Abstinenz nach sich ziehen würde, aber sie fürchtete schlimme Folgen.
Mehrere Etagen über ihr saß Sarapen allein da und grübelte über seine Tat nach. Er war überrascht, wie einfach sie ihm gelungen war. Dominil war nachlässig geworden, seit sie die Burg verlassen hatte. Entweder das, oder sie hatte sich zu viel vom Mac-Pvinnalch-Malt gegönnt, was sie, wie Sarapen wusste, gelegentlich gerne tat.
Seit Dominil in seinem Haus war, hatte er noch nicht mit ihr gesprochen. Wenn der Mond aufging, würde die weißhaarige Werwölfin versuchen, sich den Weg freizukämpfen. Sollte sie nur. Die Zelle war so sicher gebaut, dass nicht einmal ihre Werwolf-zähne etwas ausrichten konnten.
»In der Zelle kann sie lange schmachten«, dachte Sarapen. »Sie kann dort bleiben, bis sie einsieht, dass es keine gute Idee war, Markus als Fürsten zu benennen.«
Die Vorstellung, wie Dominil schmachtete, verschaffte ihm eine gewisse Befriedigung. Doch sie wurde von unerwünschten Erinnerungen an seine Leidenschaft für Dominil vertrieben. Wieder fragte er sich, ob Dominus Entführung ein strategischer Schachzug im Kampf um die Nachfolge des Fürsten war oder er es nur nicht ertragen konnte, von ihr getrennt zu sein. Er stand auf, um hinunterzulaufen und Dominil seine Liebe zu gestehen. Wütend auf sich selbst setzte er sich, dann stand er wieder auf, um zu ihr zu gehen und ihr zu sagen, dass er sie verabscheute und sie ewig in der Zelle bleiben konnte.
Er setzte sich, stand noch einmal auf und fragte sich schließlich, warum er, Sarapen MacRinnalch, auf und ab sprang wie ein Kind auf dem Jahrmarkt. Er war erleichtert, als
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Andris MacAndris ihn mit der Nachricht unterbrach, dass Verasa angerufen hatte.
»Ich will nicht mit ihr reden«, meinte Sarapen. »Sag ihr, du wüsstest nicht, wo ich bin oder wann ich zurückkomme.«
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Moonglow wusste nicht, was sie davon halten sollte, als sie nackt im Bett neben Markus aufwachte. Es war sicher keine gute Idee gewesen, mit ihm zu schlafen, aber sie konnte sich auch nicht einreden, dass sie es bedauerte. Sie fühlte sich stark zu Markus hingezogen, schon seit sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte.
Als sie ihn zum zweiten Mal nach Hause gebracht hatte, hatte sie sich schlicht geweigert, ihn der Obhut der anderen Werwölfe zu überlassen. Sie glaubte nicht, dass sie sich richtig um ihn kümmern würden. Er stand ganz offensichtlich unter Schock und brauchte jemanden, der für ihn sorgte.
Markus hatte seinen Werwölfen zu verstehen gegeben, dass sie das Haus betreten durfte. Den restlichen Abend über war Moonglow bei Markus geblieben. Sie saß neben ihm auf dem Sofa, tröstete ihn und konnte ihn schließlich so weit beruhigen, dass er einschlief. So saß sie lange da, und als Markus mitten in der Nacht aufwachte, küsste sie ihn, ohne darüber nachzudenken. Sie war es auch, die vorschlug, dass sie über Nacht bleiben sollte.
Als jetzt die Morgensonne schwach durch die schweren Vorhänge
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