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Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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bestrafen.«
    Er starrte sie an.
    »Sarapen ist es im Grunde egal, in welchem Zustand du die Burg erreichst.
    Genauer gesagt ist es ihm sogar ziemlich egal, ob du sie überhaupt erreichst.«
    Aus seiner Lederjacke zog er eine lange Machete hervor.
    »Dein Herz reicht auch.«
    »Ich bringe dich um«, stieß Kalix wütend hervor.
    »Wohl kaum. Nicht bei Tageslicht. Nicht, wenn du dich nicht verwandeln kannst.«
    Duncan Douglas-MacPhee kam auf sie zu. Kalix ging in Abwehrhaltung, bereit, um ihr Leben zu kämpfen. Plötzlich öff
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    nete sich die Tür des Lagerhauses, und ein junger Mann kam herein.
    »Ist das hier das Sortierzentrum?«
    Duncan knurrte den Eindringling an. Der junge Mann erschrak. »Meine Musikzeitschriften sind nicht angekommen ...«, erklärte er.
    Kalix bewegte sich blitzschnell. Sie hob einen Stein vom Boden auf und warf ihn auf ihren Angreifer. Der Stein erwischte ihn genau am Kopf, und Duncan fiel zu Boden. Als er aufstehen wollte, trat Kalix ihn mit voller Wucht, dann rannte sie zur Tür und schnappte sich unterwegs ihren Mantel und ihre Tasche. Der junge Mann wirkte durcheinander, aber als er sah, wie Duncan sich mit der Machete in der Hand aufrappelte, folgte er Kalix rasch nach draußen.
    »Da rein!«, rief Daniel und zeigte auf sein Auto.
    Kalix wollte nicht in den Wagen steigen, aber Douglas-MacPhee kam schon aus dem Lagerhaus. Daniel stieß die Beifahrertür auf, Kalix sprang in den Wagen, dann rasten sie vor dem mörderischen Angreifer davon, so schnell Daniels alte Kiste es zuließ.
    Daniel hatte Angst. Er war ein neunzehnjähriger Student und nicht gewohnt, Männern mit Macheten gegenüberzustehen. Er achtete kaum auf Kalix, bis er mehrere lange Straßen zwischen sich und Duncan gebracht hatte. Als er endlich anhielt und sich zu ihr umdrehte, war er mit einem Schlag durch ihre eindringliche Präsenz verunsichert. Noch nie hatte er so große und dunkle Augen gesehen wie die von Kalix, die in ihrem extrem blassen Gesicht besonders hervorstachen. Ihr ganzes Äußeres hatte etwas Erschreckendes an sich. Ihr Gesicht war schmutzig, sie selbst unglaublich dünn, und ihr außergewöhnlich langes Haar war dick, dreckig und verfilzt, als wäre es noch nie gewaschen worden. Alles in allem war sie eine sehr beunruhigende Erscheinung.
    »Fahr weiter weg«, sagte sie.
    »Schon in Ordnung, ich glaube, wir haben ihn abgehängt.« »Fahr weiter. Er kann uns immer noch riechen.«
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    Daniel war erstaunt und ein wenig beleidigt. »Uns riechen? Ich glaube kaum -«
    »Fahr!«, schrie Kalix.
    Daniel legte wieder einen Gang ein und fuhr weiter durch das südöstliche London, heraus aus den Industriegebieten und Richtung Kennington, wo er wohnte. Kalix saß stumm daneben. Sie fing sich langsam wieder, hatte aber keine Lust, sich mit einem Fremden zu unterhalten. Daniel dagegen war nicht nach Schweigen zumute. Die ganze Geschichte war das Aufregendste, was ihm je passiert war, und jetzt, als seine Angst abklang, fand er, er habe sich recht gut geschlagen. Er stellte sich vor, wie er seiner Mitbewohnerin Moonglow davon erzählte. Das musste sie einfach beeindruckend finden.
    »Wer war der Mann?«
    »Er arbeitet für meinen Bruder«, antwortete Kalix.
    »Dann wollte er dir wohl ein paar schneidende Bemerkungen ausrichten, was?«, fragte Daniel und versuchte, einen lockeren Ton anzuschlagen, um zu zeigen, dass er keine Angst gehabt hatte.
    »Er wollte mir das Herz herausschneiden«, antwortete Kalix.
    Bei der Vorstellung zuckte Daniel zusammen.
    »Gibt's dafür irgendwelche Gründe?«, fragte er nach einer Weile.
    »Die Familie hat mich verurteilt.«
    Schweigend fuhren sie weiter. Daniel wusste nicht, wie er das Gespräch in Gang halten sollte. Nichts erschien ihm wirklich passend, außerdem verschlug es ihm langsam die Sprache, wie meistens, wenn er sich mit jungen Frauen unterhalten wollte. Trotz der ganzen Aufregung und der Gefahr hatte Daniel nicht übersehen, dass das Mädchen eine außergewöhnliche Schönheit war. Sie war vielleicht dünn, zerlumpt und schmutzig und wirkte ein wenig verrückt, aber sie war zweifellos schön. Ein Mädchen wie sie hatte Daniel noch nie gesehen, höchstens in Zeitschriften.
    »Ahm ... wir sind fast bei mir zu Hause ...«, sagte Daniel.
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    Er war verlegen, weil sie vielleicht denken konnte, er würde sie abschleppen wollen. Unbewusst ließ er sich das lange Haar ins Gesicht fallen, wie immer, wenn er seine Verlegenheit verbergen wollte. »Willst du mit reinkommen . .
    Und

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