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Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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zerrisseneres T-Shirt darunter nicht verdecken konnte. Und vielleicht ihre Hagerkeit, die auf eine Sucht oder eine Essstörung hindeutete. Aber ihr Rezept war gültig. Der Werwolfclan gehörte zwar nicht zur normalen Gesellschaft, existierte aber auch nicht ganz außerhalb von ihr. In Schottland hatten die MacRinnalchs ihren eigenen Arzt, einen Werwolf, der an der Edinburgh University Medizin studiert hatte. Werwölfe wurden selten krank, verletzten sich aber oft, und dann war es lebenswichtig, dass sie von jemandem behandelt wurden, der ihre besondere Physiologie kannte. Einige menschliche Arzneien konnten bei Werwölfen verheerende Wirkung zeigen. Außerdem legten die schottischen Werwölfe großen Wert darauf, ihre tierische Seite zu verbergen, daher konnte sich kein Mitglied des Clans zu eingehend von einem normalen Arzt untersuchen lassen.
    Deshalb war Kalix als Patientin bei einem Arzt in Schottland angemeldet und durch ihn an einen Psychiater überwiesen worden, der ihr gegen ihre Angstzustände Diazepam verschrieben hatte. Kalix mochte ihren Psychiater nicht, aber sie mochte das Diazepam. Besorgt und unruhig wartete sie auf das Medikament. Als sie es schließlich bekam, schnappte sie sich die Schachtel und lief aus dem Laden. Als sie ihre Tasche öffnete, um die Pillen hineinzulegen, bemerkte sie sofort, dass etwas fehlte.
    »Wo ist mein Tagebuch?«
    Sie fluchte laut. Das Tagebuch war eines ihrer wenigen Besitz 17
    tümer und sehr wertvoll für sie. Sie wusste noch, dass sie es aufgehoben hatte, bevor sie vor Duncan Douglas-MacPhee aus dem Lagerhaus geflohen war. Als sie überlegte, wo sie es verloren haben konnte, fiel ihr ein bekannter Geruch auf. Duncan war in der Nähe. Sie wirbelte herum und suchte die Straße ab. Sie musste nicht lange suchen. Duncan und seine Schwester PJiona waren weniger als fünfzig Meter entfernt und kamen schnell näher. Kalix rannte um ihr Leben und lief in einem Tempo die Straße hinauf, mit dem sie fast jeden abgehängt hätte. Die Douglas-MacPhees rasten hinterher. Als Werwölfe in menschlicher Gestalt verfügten auch sie über ungewöhnliche Kraft und Schnelligkeit, aber sie waren nicht so schnell wie Kalix. Sie bog nur wenige Schritte vor ihren Verfolgern um eine Ecke, aber als die Douglas-MacPhees die Querstraße erreichten, verschwand Kalix schon in der Ferne.
    »Na los!«, rief Duncan. »Das Tempo kann sie nicht durchhalten.«
    Duncan bezweifelte, dass das dürre Mädchen lange laufen konnte. Sie sah aus, als hätte sie seit Monaten nicht gegessen, und selbst die urtümliche Energie, die in jedem Mitglied des MacRinnalch-Clans brannte, konnte einen hungernden Werwolf nicht ewig aufrechterhalten.
    Kalix rannte um ihr Leben und verfluchte den Tag, an dem sie ihren Anhänger verkauft hatte. Das war dumm gewesen. Mit dem Anhänger war sie unauffindbar gewesen. Jetzt war sie für erfahrene Jäger wie die Douglas-MacPhees leichte Beute.
    Kalix machte ständig dumme Sachen. Es war dumm gewesen, ihren Vater anzugreifen. Es war dumm gewesen, zu Gawain ins Bett zu schlüpfen, als sie vierzehn war. Es war dumm gewesen, den gesamten Vorrat ihrer Familie an Single Malt Whisky auszutrinken, als sie dreizehn war, auch wenn Kalix behauptet hatte, dass sie als schottische Werwölfin nur ihr kulturelles Erbe pflegte. Und es war dumm gewesen, den Medizinschrank ihrer Mutter leer zu essen, nur um zu sehen, was passieren würde. Durch diese Eskapade war sie als einziger Teenager des MacRinnalch-Wer
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    wolfclans jemals im Krankenhaus gelandet, um sich den Magen auspumpen zu lassen. Bei jedem Vorfall hatte die Herrin der Werwölfe Kalix gegenüber keinen Zweifel daran gelassen, dass sie etwas Dummes getan hatte, und die Schande wurde sie nie ganz los.
    Nachdem sie mehrere Straßen weit gelaufen war, wusste Kalix, dass sie die Douglas-MacPhees abgehängt hatte. Vielleicht folgten sie noch ihrem Geruch, aber in der Stadt war sie nicht so einfach aufzuspüren wie in der Wildnis. Die Luft war so verschmutzt, dass ihr Geruch nicht lange hielt. Kalix lief in eine Gasse, kletterte über einen Zaun, lief durch mehrere Gärten und wieder auf eine ruhige Straße, wo sie stehenblieb und schnupperte. Sie konnte keine anderen Werwölfe riechen. Sie war entkommen. Noch einmal schnüffelte sie. Da war ein anderer Geruch, den sie erkannte. Der junge Mann, der sie in seinem Auto vom Lagerhaus weggefahren hatte.

    Kalix fiel ihr Tagebuch wieder ein. Hatte sie es vielleicht in seinem Auto gelassen? Die junge

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