Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit
du schon mal überlegt, was passiert, wenn du verlierst?«
Agal sah ihn verdutzt an. Er war derart von sich und seiner Kraft überzeugt, dass er diese Möglichkeit überhaupt nicht in Betracht gezogen hatte.
»Natürlich werde ich ihn besiegen!«, rief er.
»Und wenn nicht?« Hogre grinste und zeigte seine spitzen kleinen Zähne. Chani hatte recht, dachte Kalla, er sieht wirklich aus wie ein bissiges Frettchen. Sie mochte Agal nicht besonders, weil er jähzornig war, aber dieser Hogre war ihr noch sehr viel unangenehmer.
»Wenn der Fremde gewinnt, dann bekommt er Yonna zur Gefährtin«, erklärte Hogre. »Und dann ist wohl auch klar, wer der nächste Clanführer im Löwenclan sein wird. Es wird dieser Mauk sein.«
»Clanführer?« Agal runzelte die Stirn. »Wieso Clanführer? Der Fremde will Yonna zur Gefährtin haben. Und dann will er mit ihr fortgehen und seine roten Pferde suchen.«
»Das hat er gesagt«, nickte Hogre und baumelte mit den Beinen. »Aber glaubst du ihm etwa? Die Geschichte von diesen Feuerpferden ist doch erfunden. Ich sage dir mal, wie ich das sehe: Dieser Mauk hat irgendwas verbrochen und ist dafür von seinem Clan verjagt worden. Jetzt wandert er herum und sucht Aufnahme in einen neuen Clan. Aber keiner will ihn haben. Da kam es ihm doch wie gerufen, dass er Flauko vor dem Schneeleoparden retten konnte. Indem er sich auf das Gesetz Leben gegen Leben beruft, kann er sich so einen Platz in eurem Clan verschaffen. Wenn er morgen den Kampf gewinnt und Yonna bekommt, dann denkt er doch nicht mehr daran, fortzugehen. Er bleibt bei euch. Und wenn Irinot als Clanführer abtritt, hat Mauk als Gefährte von Yonna die besten Aussichten, der neue Clanführer zu werden.«
Widerstrebend, aber zunehmend aufmerksam hatte Agal zugehört. Hogres Überlegungen waren nicht von der Hand zu weisen. Die Clanregeln besagten, dass vorrangig ein Mann, der am Herdfeuer des Clanführers aufgewachsen war, später einmal die Clanführung übernahm. Sollte Irinot einmal abtreten, waren Tavo und Flauko die ersten Anwärter auf sein Amt. Doch da die beiden Brüder bereits zwei Schwestern vom Wildschweinclan versprochen waren, würden sie in Zukunft auch in deren Clangemeinschaftleben. Damit kamen als nächste Bewerber die Gefährten von Yonna, Ixi und Kalla infrage. Da Yonna die älteste der drei Schwestern war, hatte der Mann, den sie sich zum Gefährten erwählte, die besten Aussichten, auch Clanführer zu werden. Nicht zuletzt aus diesem Grund hatte der ehrgeizige Agal beschlossen, sich unbedingt mit Yonna zu verbinden.
»Was geht dich das an«, knurrte Agal. »Wer einmal Irinots Nachfolger sein wird, ist Sache des Löwenclans. Leute vom Luchsclan haben da gar nichts zu sagen.«
»Vielleicht gehöre ich ja auch bald zum Löwenclan«, sagte Hogre und sprang vom Felsen herab. »Und da wäre es mir lieber, dich als Clanführer zu haben als einen ehrlosen Fremden.«
Agal runzelte die Stirn. »Du – willst zum Löwenclan gehören?«
»Ja«, nickte Hogre. »Als Gefährte von Kuna. Sie gefällt mir. Aber sie will mich nicht. Und ihre Mutter Spona hat mich auch abgewiesen.«
»Natürlich«, nickte Agal. »Kuna ist doch längst Efle vom Adlerclan versprochen.«
»Ich will sie aber haben«, grinste Hogre. »Wie wäre es, wenn du bei Kuna und Spona ein gutes Wort für mich einlegst?«
»Warum sollte ich das tun?«, rief Agal verblüfft.
»Weil ich dir helfen kann, den Kampf gegen diesen Mauk zu gewinnen«, sagte Hogre unvermittelt sanft.
Agal sah Hogre misstrauisch an. Auch Kalla runzelte die Stirn. Hogres Worte gefielen ihr nicht. Was hatte der Mann vom Luchsclan nur vor?
»Dieser Mauk ist stark«, wiederholte Hogre mit betont langsamer Stimme. »Sehr stark. Aber das könnte sich bismorgen ändern. Wenn er geschwächt wird. Durch einen Unfall zum Beispiel.«
Jetzt verstand Kalla. Auch Agal dämmerte, was der Mann vom Luchsclan sich ausgedacht hatte.
»Du meinst –«, begann Agal.
»Ich meine, dieser Mauk könnte heute Nachmittag zufällig von einem Felsbrocken getroffen werden«, lächelte Hogre. »Oder er könnte stürzen. Auf dem Hyänenbuckel gibt es viele lose Felsbrocken. Vielleicht wird er auch von einem Speer getroffen. Aus Versehen natürlich.«
Agal starrte ihn ungläubig an. Er war ehrgeizig, roh und rücksichtslos und schlug schnell zu. Doch seine Art, zu denken und zu handeln, war offen, beinahe kindlich. Das kam daher, dass er in einem Clan aufgewachsen war, der größten Wert auf
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