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Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Titel: Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feuerland
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Lieblingsspeise der Verstorbenen aufgetischt: Karottenwurzeln und gebratenen Fisch. Nach dem Mahl bedeckten die Frauen Tavilanas Leib mit einer dünnen Hirschhautdecke. Darauf legten sie Geschenke für die Tote: wärmende Fellschuhe und einen Gehstock, getrocknete Beeren und Dörrfleisch, außerdem Birkenzweige und Kamillenblätter. Zuletzt bestreuten Loas und Irinot den Leichnam mit Ockersand, dann schlossen die jungen Männer das Grab mit Steinen. Kalla dachte andie Schneckenhäuschen, die sie Tavilana als Geschenk mitgegeben hatte. Eigentlich hatte sie die Schnecken ja auf ein Band fädeln und eine schöne Kette machen wollen. Doch die Ereignisse der letzten Tage waren so aufwühlend gewesen, dass ihre Hände zitterten, und sie hatte nicht die Ruhe aufgebracht, die für eine so knifflige Handarbeit nötig war.
    Es knackte leise, und Kalla seufzte. Jetzt war das sechste Schneckenhaus zerbrochen. Sie biss sich auf die Zunge. Wenn sie es schon nicht geschafft hatte, für Tavilana eine Kette zu machen, für Ixi sollte es ihr unbedingt gelingen! Sieben Schneckenhäuschen hatte Kalla dafür ausgesucht, doch nur bei einem einzigen war es ihr geglückt, ein Loch durchzubohren. Also würde Ixi ein Band mit nur einer Schnecke bekommen. Kalla runzelte die Stirn. Eine Kette mit einer einzigen Schnecke, das sah allerdings sehr dürftig aus. Sie beschloss, die Schnecke mit zwei kleinen Schwanenfedern zu umrahmen und zusätzlich die beiden Perlen aus Hirschgeweih, die Ferigal ihr einmal geschenkt hatte, zu opfern. Jetzt musste sie noch ein Stück finden, das der Kette etwas Farbe verlieh, dann würde sie richtig hübsch aussehen. Sie beschloss, ein Stück am Bach entlangzugehen und nach einer bunten Vogelfeder zu suchen. Vielleicht fand sie ja eine rote Drosselfeder?
    Sorgsam verstaute Kalla das Band auf einem Steinsims. Dann huschte sie davon und lief die Felsterrassen entlang, vorbei an Nati und Mea, hinüber zu Ferigals Werkstatt. Dort wurde ebenfalls emsig gearbeitet. Im Lager des Werkzeugmachers stapelten sich Rentierknochen und -geweihe. An der Wand lehnten die Stoßzähne und die Hirnschale des Mammuts sowie die mächtigen Beinknochen. Ferigal war eben dabei, die großen Knochen zu sortieren, Niriaund Wani sammelten die kleineren zusammen. Auch der kleine Aikle hatte eine wichtige Aufgabe bekommen. Dazu durfte er an Ferigals Arbeitsplatz sitzen. Vor ihm lag ein Haufen loser Rentierzähne. Der Onkel hatte ihm aufgetragen, die Zähne, die er für die schönsten hielt, auszusondern, und Aikle nahm diese Aufgabe sichtlich ernst. Aufmerksam betrachtete und drehte er jeden einzelnen Zahn und untersuchte ihn, ob er etwa beschädigt oder verfärbt war.

    Kalla lief den Felsweg zum Bach hinunter. Immer wieder blieb sie stehen und suchte Boden und Büsche nach Federn ab. Manchmal verlor ein Vogel eine Feder, wenn eran einem Zweig hängen blieb oder wenn er sich mit einem anderen Vogel um einen Käfer stritt.
    Als sie die erste Bachbiegung erreicht hatte, zerriss plötzlich ein lauter Schrei die Stille. Kalla blieb stehen und spähte durch das Gehölz. Zwei Männer wälzten sich am Bachufer. Zunächst sah sie nur, dass der eine rotblond war und der andere schwarzhaarig. Dann erkannte sie die beiden. Der mit den schwarzen Haaren war Agal. Der Hellhaarige war Hogre vom Luchsclan. Keuchend schlugen die beiden aufeinander ein, zerrten sich an den Haaren, boxten, traten mit den Füßen. Schließlich gelang es Hogre, seinen Gegner auf den Rücken zu werfen. Triumphierendsetzte er sich rittlings auf Agals Brust und drückte dessen Arme auf den Boden. Dann ließ er ihn unvermittelt los und sprang auf.
    »Und du willst morgen gegen den Fremden gewinnen?«, rief er höhnisch.
    Agal erhob sich und ging mit geballten Fäusten auf ihn zu.
    »Das war kein ehrlicher Kampf!«, rief er zornig. »Ich habe hier gefischt, und du hast mich aus dem Hinterhalt angegriffen. Was soll das, was willst du?«
    »Dich warnen«, grinste Hogre. Geschickt wich er Agals Fausthieb aus und schwang sich mit einem Klimmzug auf einen Felssims. »Oder ist dir nicht klar, dass du gegen den Fremden keine Chance hast? Sein Unterarm ist dicker als dein Oberarm! Gegen diesen Mann kannst du überhaupt nicht gewinnen.«
    »Ich habe das Mammut besiegt!«, rief Agal und warf den Kopf zurück. »Da werde ich auch mit diesem Mauk fertig werden.«
    »Und wenn nicht?« Hogres Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Lässig ließ er die Beine baumeln und sah auf Agal herab. »Hast

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