Kalle Blomquist
ich das nicht tue«, sagte Onkel Einar. »Im übrigen ist es hier kalt und feucht, und das ist nicht gut für meine alten Knochen. Jetzt gehen wir wieder raus in die Sonne!«
»Und nun noch etwas«, fuhr er fort, als die Tür wieder hinter ihnen zugefallen war. »Wir sind
nicht
hier gewesen, versteht ihr? Kein Gerede!«
»Was? Dürfen wir nicht davon reden?« fragte Eva-Lotte mißvergnügt.
»Nein, meine schöne junge Dame! Das ist ein Staatsgeheim-nis«, sagte Onkel Einar. »Und vergiß es nicht! Sonst kneife ich dich vielleicht wieder.«
»Das sollst du bloß wagen!« sagte Eva-Lotte.
Die Sonne blendete sie, als sie aus dem dunklen Ruinenge-wölbe heraustraten, und die Wärme erschien ihnen beinahe überwältigend.
»Ob ich versuche, mich ein bißchen beliebt zu machen?«
fragte Onkel Einar. »Soll ich euch zu Limonade und Kuchen in den Konditoreigarten einladen?«
Eva-Lotte nickte gnädig.
»Manchmal machst du ganz vernünftige Vorschläge!«
Sie bekamen einen Tisch ganz dicht am Geländer unten am Fluß. Man konnte den kleinen Fischen, die hungrig ange-schwommen kamen und sich bis an die Oberfläche stellten, Brotkrumen zuwerfen. Einige Linden gaben einen angenehmen Schatten. Und als Onkel Einar eine große Platte mit Kuchen und drei Flaschen Saft bestellte, fing sogar Kalle an, seine Anwesenheit in der Stadt ganz erträglich zu finden.
Onkel Einar schaukelte auf dem Stuhl, warf den Fischen einige Brotkrumen zu, trommelte mit den Fingern auf dem Tisch und pfiff ein bißchen. Und dann sagte er: »Eßt, soviel ihr reinkriegen könnt, aber beeilt euch! Wir können nicht den ganzen Tag hier sitzen.«
»Wie komisch er ist«, dachte Kalle. »Er will niemals lange bei einer Sache bleiben.«
Und er war immer mehr davon überzeugt, daß Onkel Einar eine unruhige Natur war. Er selbst hätte wer weiß wie lange hier im Konditoreigarten sitzen mögen und den Kuchen genießen und die lustigen Fische und die Sonne und die Musik. Er konnte nicht verstehen, daß ein Mensch es so eilig haben konnte, von hier wegzukommen.
Onkel Einar sah auf seine Uhr.
»Um diese Zeit muß wohl schon die ›Stockholmer Zeitung‹ gekommen sein«, sagte er. »Du, Kalle, du bist jung und gesund, lauf zum Kiosk und hole eine für mich!«
»Klar, daß gerade ich laufen soll«, dachte Kalle.
»Anders ist bedeutend jünger und gesünder«, sagte er.
»Wirklich?«
»Ja, er ist fünf Tage später als ich geboren. Wenn er auch natürlich nicht so dienstbereit ist wie ich«, sagte Kalle und fing die Krone auf, die Onkel Einar ihm zuwarf.
»Aber dann will ich wenigstens ein bißchen reingucken«, sagte er für sich, als er die Zeitung bekommen hatte. »Zum mindesten auf die Überschriften. Und die Bildgeschichten.« Es war ungefähr wie immer. Erst eine ganze Menge von den Atombomben und dann ein Haufen Politik, was keinen Menschen interessieren konnte. Und »Zusammenstoß zwischen Autobus und Zug«, »Roher Überfall auf einen alten Mann«, »Wütende Kuh verursacht Panik«, und »Großer Juwelendiebstahl«. Nichts besonders Spannendes, entschied Kalle.
Aber Onkel Einar griff eifrig nach der Zeitung. Er blätterte sie schnell durch, bis er zu der Seite kam, wo die letzten Neuigkeiten standen. Dort vertiefte er sich in einen Artikel, so daß er nicht hörte, als Eva-Lotte fragte, ob sie noch ein Stück Kuchen nehmen dürfe.
»Was kann das sein, was ihn so furchtbar interessiert?« dachte Kalle. Er hätte sich gern hinter ihn gestellt, aber er war nicht sicher, ob Onkel Einar das gefallen würde. Offenbar war es nur
eine
Sache, die er las, denn er ließ schnell die Zeitung fallen und ließ sie liegen, als sie bald danach die Konditorei verließen.
Auf der Hauptstraße ging Schutzmann Björk.
»Hallo, Onkel Björk!« rief Eva-Lotte.
»Hallo«, sagte der Schutzmann und legte die Hand an die Mütze. »Bist du noch nirgends runtergefallen und hast dir das Genick gebrochen?«
»Noch nicht ganz«, sagte Eva-Lotte. »Aber morgen will ich auf den Aussichtsturm im Stadtpark klettern, vielleicht wird es da was. Natürlich, wenn Sie nicht kommen und mich runterholen.«
»Ich will es versuchen«, sagte der Schutzmann.
Onkel Einar kniff Eva-Lotte ins Ohr.
»Soso, du bist mit der Polizeimacht liiert«, sagte er.
»Ach, laß das doch sein«, sagte Eva-Lotte. »Ist er übrigens nicht zum Sterben schick?«
»Wer? Ich?«
»Nein«, sagte Eva-Lotte. »Schutzmann Björk natürlich!«
Vor einem Eisenwarengeschäft blieb Onkel Einar stehen.
»Auf
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