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Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Sprado
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unmittelbaren Fundort gehören, in Säcke und nehmen das ganze Zeug nach Longyearbyen mit. Und wenn wir da sind, tauen wir den Inhalt der Säcke auf und sehen uns an, ob was übrig bleibt, das uns weiterhilft.«
    »Freut mich zu sehen, dass du endlich was tust für dein Geld«, sagte Magnus. »Sieht man ja nicht alle Tage.«
    »Kriegen wir ein Problem, wir beiden?«
    Der Trapper drehte sich um und stapfte zu seinem Skidoo. Den Schlitten mit dem toten Bären koppelte er ab und überlegte einen Moment, wohin er sich wenden sollte, dann setzte er sein Skidoo in Bewegung und zischte davon.
    Der Sysselmann erteilte Anweisung, alle Skidoos ein Stück weit weg vom Fundort zu parken, um nicht auch noch die letzten Spuren zu zerstören. Dann steckte er mit dem Spaten einen Kreis um die Stelle ab, die ihm der Trapper gezeigt hatte. Als er damit fertig war, ließ er die Plastiksäcke von den Schlitten holen, und sie begannen damit, Schicht für Schicht Schnee und Eis vorsichtig abzutragen und in die Säcke zu schaufeln. Nach wenigen Minuten stießen sie auf roten Schnee.
    Währenddessen steuerte Magnus sein Skidoo auf eine nahe Anhöhe, um sich einen Überblick zu verschaffen, doch diesen Abstecher hätte er sich sparen können, denn das Schneetreiben verwehrte ihm jede Sicht, also tat er das, was er immer machte, wenn er auf die Jagd ging: Von seinem Ausgangspunkt zog er einen großen Bogen und spähte nach Anzeichen, die ungewöhnlich waren. Dabei lehnte er sich weit auf der rechten Seite seines Skidoos hinunter, richtete die Augen auf den Boden und umkreiste so in langsamer Geschwindigkeit den schwachen Lichtschein in der Ferne, wo der Sysselmann und seine Helfer bereits den dritten Sack mit Schnee füllten.
    Hätte er sich für die linke Seite des Skidoos entschieden, wäre er an dem Stiefel vorbeigefahren, der plötzlich neben den Kufen vorbeirauschte wie ein schwarzer Fisch in einem stürmischen weißen Fluss.
    56
    Um die Mittagszeit verbreitete sich in Longyearbyen die Nachricht, dass zwei Deutsche, ein Mann und eine Frau, ins Krankenhaus eingeliefert worden seien, die am frühen Morgen auf eigene Faust zu einer Tour in die Wildnis aufgebrochen waren. Der Sysselmann sei ihnen gefolgt, so erzählte man sich, und habe sie vor dem Erfrieren bewahrt. Zu den Fakten kamen die Gerüchte. Gerüchte und Fakten vermischten sich und trieben seltsame Blüten.
    Die Frau sei angeschossen worden und schwer verletzt. Dem Mann müssten beide Beine amputiert werden. Selbstverständlich sei er es gewesen, der auf die Frau geschossen habe, wer denn sonst. Warum? Ein Streit natürlich.
    Dass der Sysselmann unmittelbar nach seiner Rückkehr eine Nachrichtensperre verhängte, schürte weitere Spekulationen, sie machten am Nachmittag die Runde, und gegen Abend überschwemmten sie die ganze Stadt. Alle wussten Bescheid, aber keiner wusste etwas Genaues, außer den Eingeweihten. Und so sollte es nach dem Willen des Sysselmanns vorerst bleiben.
    »Die Kugel konnte ich entfernen, aber die Frau hat sehr viel Blut verloren«, sagte Dr. Dybrig. Der Sysselmann hatte den Chefarzt im Krankenhaus angerufen, um zu hören, wie es um die Patienten stand.
    »Ihrem Freund geht es besser. Er hat Glück gehabt, was, unter uns gesagt, beinahe an ein Wunder grenzt, ohne Handschuhe und Stiefel da draußen. Sorgen macht mir die Frau. Im Moment wirkt ihr Zustand zwar stabil, aber ihre Lunge ist verletzt, und die Leber hat auch was abbekommen. Sie muss schleunigst nach Tromsö geflogen werden, sonst wird sie ihre Verletzungen vermutlich nicht überleben. Aber Sie sehen ja, wie es draußen aussieht. Die Flugbereitschaft sagt, der Sturm hat zugelegt, und in den nächsten Stunden soll es noch schlimmer werden. Das Flugzeug kann bis auf Weiteres nicht starten. Frühestens morgen früh, sagen sie.«
    »Und dann ist es möglicherweise zu spät, verstehe ich Sie richtig?«
    »Wollen Sie die Wahrheit wissen?«
    »So schonend wie möglich.«
    »Die Chancen stehen zwanzig zu achtzig, bestenfalls dreißig zu siebzig.«
    Phong Packer stand hinter der angelehnten Tür und hörte zu, was der Doktor sagte. Kalte Taubheit legte sich über seine Gefühle. Er kannte Jenna erst seit zwei Tagen, doch ihre offene, mitunter entwaffnende Art hatte ihn von Anfang an für sie eingenommen und sie zu seiner vertrauten Komplizin gemacht.
    »Wir kümmern uns um sie, so gut es unsere medizinischen Möglichkeiten eben zulassen, und was das bedeutet, muss ich Ihnen ja nicht erzählen«, sagte der

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