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Kalte Freundschaft

Titel: Kalte Freundschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone van Der Vlugt
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wären dann die Würgemale zu erklären?
    Sie nimmt den Notfallhammer aus der Halterung und steigt aus.
    Mit heftigem Herzklopfen geht sie den Gartenweg entlang und ums Haus herum.
    Sie holt aus und schlägt mit aller Kraft gegen die verglaste Hintertür. Die Scheibe birst, bleibt aber im Rahmen. Mit ein paar gezielten Schlägen klopft Nadine das Glas weg, sodass die Scherben auf dem Küchenfußboden landen. Dann schlüpft sie durch die Öffnung.
    In der Küche bleibt sie stehen, zögert erneut. Ihr Vorhaben fällt ihr schwerer als gedacht. Am besten, sie bringt es so schnell wie möglich hinter sich.
    Entschlossen betritt sie das Wohnzimmer. Sie sieht sich flüchtig um, öffnet Schranktüren und Schubladen. Sie findet einen Haustürschlüssel und steckt ihn ein. Wer weiß, vielleicht kann sie ihn gebrauchen.
    Nachdem ihre Suche nichts ergeben hat, geht sie auf Zehenspitzen die Treppe hinauf, so als könnte jemand sie hören.
    Im Schlafzimmer durchsucht sie den Kleiderschrank und die Kommode, dann späht sie unters Bett.
    Dort steht ein Schuhkarton.
    Nadine legt sich auf den Bauch, zieht ihn zu sich heran und wischt sich den Staub vom Ärmel.
    Auf dem Bett sitzend, öffnet sie den Karton. Er enthält Fotos. Unzählige Fotos, auf denen stets sie
zu sehen ist: beim Grillfest im letzten Sommer, beim Stadtbummel mit geschulterter Tasche, im Straßencafé, am Strand - alles Aufnahmen in Situationen, in denen sie sich unbeobachtet wähnte.
    Sie schaudert, denn diese Bilder bestätigen ihren furchtbaren Verdacht. Mit einem Packen Fotos in der Hand überlegt sie, was sich damit anfangen lässt.
    Nichts, rein gar nichts. Sie braucht handfeste Beweise.
    Rasch steht sie auf und beginnt, das Haus systematisch zu durchsuchen. Sie kramt in Schachteln und Taschen, nimmt Bilder von den Wänden und öffnet sogar die Vorratsdosen in der Küche. Nichts.
    Als sie durch den Garten geht, um sich den kleinen Schuppen vorzunehmen, bleibt ihr Blick an der schwarzen Mülltonne hängen. Dass sie darauf nicht gleich gekommen ist!
    Sosehr es ihr auch widerstrebt, sie holt sämtliche Mülltüten heraus und inspiziert den Inhalt, wühlt in Verpackungen, verschmierten Joghurtbechern, gebrauchten Filtertüten und alten Kassenbons.
    Eine Plastiktüte, von der sie sich eigentlich nichts verspricht, erweist sich schließlich als interessantester Fund: Sie enthält ein Paar Schuhe. So gut wie neu und bestimmt sehr teuer. Doch nicht sie fesseln ihre Aufmerksamkeit, sondern die Blutspritzer auf dem Leder.

47
    Wie in einem bösen Traum steht Nadine da, die Tüte in der Hand. Ihr ist, als würde sie die Welt durch ein Kaleidoskop sehen, in dem Bilder auseinanderfallen und sich neu zusammenfügen.
    Sie atmet flach und gehetzt, während ihr die Gedanken durch den Kopf wirbeln. Sie muss die Spuren ihrer Nachforschungen beseitigen, und zwar möglichst schnell!
    Nadine verfrachtet den Abfall zurück in die Tonne, eilt ins Haus und schließt Schranktüren und Schubladen. Jetzt noch den Karton mit den Fotos zurückstellen!
    Ihr Unterbewusstsein warnt sie, aber den Karton wieder unters Bett zu schieben kostet sie nur eine Minute - das kann sie riskieren.
    Als sie die Treppe hinaufwill, wird ihr schwindlig, und ihre Beine verweigern plötzlich den Dienst. Wie eine alte Frau zieht sie sich Stufe um Stufe am Geländer hoch und erreicht keuchend den ersten Stock.
    Im Schlafzimmer schiebt sie den Karton dorthin, wo sie ihn gefunden hat, und streicht dann noch rasch die Tagesdecke auf dem Bett glatt.

    Im Hinausgehen hört sie das Gartentürchen quietschen und danach Schritte auf dem Kies.
    Vor ihren Augen tanzen schwarze Punkte. Sie zwingt sich zur Ruhe und atmet mehrmals tief durch.
    Wenn sie schnell ist, kommt sie vielleicht noch ungesehen weg!
    In fliegender Hast rennt sie die Treppe hinab, schnappt sich im Flur die Plastiktüte und kramt den Hausschlüssel aus der Jackentasche.
    Es gelingt ihr mit äußerster Beherrschung, die Tür leise zu öffnen und wieder hinter sich zu schließen.
    Als sie durch den Vorgarten eilt, stolpert sie über die eigenen Füße und stürzt. Sie rappelt sich auf und erreicht schließlich mit aufgeschrammtem Knie und am ganzen Körper zitternd ihr Auto.
    Nadine lässt sich auf den Fahrersitz fallen, schlägt die Tür zu und dreht den Zündschlüssel im Schloss.
    Der Motor heult auf, als sie mit Vollgas anfährt. Aus den Augenwinkeln erkennt sie gerade noch einen weißen Peugeot ganz in der Nähe.
     
    Auf der Heimfahrt ruft sie Immink

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