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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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Großvater einiger Enkel, stand an ihrem Schreibtisch.
    »Entschuldige, wenn ich stören muss, aber …«, ungeduldig tippte Stanislaw Bodkema mit dem Finger auf seine Hemdmanschette, »denkst du an den Redaktionsschluss, Tania?«
    »Natürlich!«
    »War auch nur eine Frage. Karrenbacher meinte vorhin zu mir, du hättest …«
    »Was?« Tania konnte nur schwer an sich halten. Karrenbacher! Das hätte ich mir denken können! »Was hat er gesagt?«
    »Nichts weiter.« Bodkema winkte ab. »Also, was ist mit der Berliner S-Bahn? Hast du rausgefunden, warum der Großteil der Züge stillsteht? Es heißt, die Deutsche Bahn werde noch heute eine Stellungnahme zu dem Chaos abgeben.«
    »Wird sie auch. Und ich kann dir schon jetzt sagen, was nicht darin stehen wird.«
    »Nämlich?«
    »Dass es Schlampereien bei der Wartung gegeben hat. Deshalb ist es nämlich zu technischen Problemen gekommen, und deshalb fährt auch kaum noch eine S-Bahn.«
    »Schlampereien bei der Wartung?« Bodkemas Miene hellte sich auf, verzückt angesichts der Schlagzeile, die eine solche Information liefern würde. »Woher weißt du das?«
    »Von einer entfernten Bekannten, deren Mann Angestellter der S-Bahnbetriebe ist. Ich warte noch auf seinen Rückruf.«
    »Ein Informant aus dem direkten Umfeld der Bahn? Ausgezeichnet! Das gibt morgen einen Aufmacher auf der Titelseite, dreispaltig, mit großem Foto!« Höchst zufrieden marschierte der Chefredakteur in sein Büro zurück.
    Bevor die Tür hinter ihm in den Rahmen fiel, erhaschte Tania noch einen Blick auf Karrenbacher, der auf dem Stuhl vor Bodkemas Schreibtisch hockte. Na super!
    Hans-Peter Karrenbacher war ein alter, knorriger Journalist, der sich einen spärlichen Haarkranz sprießen ließ, um ihn sich über die Glatze kämmen zu können. Obendrein trug er, allen modischen Trends zum Trotz, altertümliche Tweedjacketts und gestreifte Krawatten, die er wahrscheinlich schon besessen hatte, als er vor zwanzig Jahren seinen Dienst beim Kurier angetreten hatte. Schlimmer als diese Geschmacksverwirrungen aber war, dass er sich als designierter Nachfolger des scheidenden Leiters im Nachrichtenressort gesehen hatte –bis der Job vor Kurzem überraschend seiner Kollegin Tania Herzberg in Aussicht gestellt worden war.
    Karrenbacher hatte sich seinen Unmut nicht anmerken lassen, sondern Tania sogar zu dem in greifbare Nähe gerückten Karrieresprung gratuliert. Hinter ihrem Rücken allerdings spuckte er Gift und Galle und hatte nicht nur die Kollegen damit bereits infiziert.
    »Wer war das?«, zischte Ralf aus dem Telefonhörer.
    »Das war …« Tania hielt inne. »Das ist doch jetzt völlig egal.«
    »Dein Chef, oder? Dieser Bodkema …«
    »Ralf, ich habe …«
    »Der war schon immer scharf auf dich.«
    »Ich habe keine Lust mehr, mich ständig …«
    »Nur deshalb hat er dich zum Kurier geholt.«
    »… mit dir zu streiten.«
    »Du kannst es ruhig zugeben. Es weiß sowieso schon jeder Bescheid. Auch deine Kollegen.«
    »Ralf, hörst du mir überhaupt zu?«
    »Natürlich höre ich dir zu.«
    »Gut, bist du jetzt fertig? War es das, was du mir sagen wolltest?«
    »Nein.« Er verfiel in Schweigen.
    »Was dann?«
    »Tania, ich brauche dich«, flüsterte er kleinlaut.
    Der plötzliche Stimmungswechsel irritierte sie.
    »Und ich weiß, du brauchst mich auch. Ich weiß, wie du dich wirklich fühlst.«
    »Ralf, bitte …«
    »Ich kenne dich.« Seine Stimme gewann wieder an Kraft. »Immerhin bist du meine Frau.«
    »Ralf, ich muss …«
    »Diese Sache mit deinem Chef, ich weiß, die ist …«
    »… jetzt auflegen.«
    »… nicht von Bedeutung. Aber du und ich.« Er wurde lauter. »Wir, das mit uns …!«
    »Ralf!«
    »Ich werde«, er schrie jetzt fast, »es nicht zulassen, dass du … du …«
    Sie legte auf.
    »Tania?«, fragte eine leise Stimme hinter ihr.
    »Was?«, fauchte sie und wirbelte herum. »Was, verdammt?«
    Der kleine, dickliche Mann machte einen erschrockenen Satz zurück. Als würde alle Luft aus ihr entweichen, sank Tania in sich zusammen. Vorsichtig schaute sie sich um. Keiner der Kollegen hatte ihren Ausraster mitbekommen. Zum Glück. Oder sie ließen es sich nicht anmerken. Es weiß sowieso jeder Bescheid. Auch deine Kollegen.
    »Tut mir leid, Hardy. Ich bin gleich wieder da.« Sie sprang auf und eilte zu den WCs.
    Am Waschbecken der Damentoilette benetzte sie ihre Unterarme mit kaltem Wasser, dann betupfte sie auch ihr Gesicht. Ich werde es nicht zulassen, dass du … Für

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