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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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antiquierten Einrichtung glich der Raum auf beängstigende Weise dem Wohnzimmer ihres Onkels.
    »Ist Ihnen der Name Tania Herzberg bekannt?«, fragte sie.
    »Oder Tania Bolt, das ist ihr Mädchenname?«, ergänzte Gesing.
    »Hat sie etwas mit dem Tod meines Sohnes zu tun?«
    »Das versuchen wir herauszufinden.«
    »Sie sagten, Sie hätten eine Spur.«
    »Herr Dr. Lahnstein«, hakte Sera nach, »habe ich Sie richtig verstanden: Sie kennen Frau Herzberg nicht?«
    »Nein, wer soll das sein?«
    »Sie ist Journalistin beim Kurier .«
    »Ich kenne den Chefredakteur, Herrn Bodkema. Ich habe einige Interviews mit ihm …«
    »Die ich gelesen habe, ja. Aber um noch einmal auf die Journalistin …«
    »Ich sagte doch schon, ich kenne sie nicht.« Der Senator durchmaß den Raum mit großen Schritten und zeigte keine Anstalten, sich zu beruhigen. »Haben Sie eine Ahnung, wie viele Reporteranfragen ich tagtäglich bekomme? Die, die vor meinem Büro hausieren, nicht eingerechnet … Schauen Sie sich das Spektakel draußen auf der Straße doch mal an – widerlich! Immer dort, wo es Mord und Totschlag gibt, lauern sie wie die Aasgeier!«
    Aasgeier? Eine bemerkenswerte Wortwahl für jemanden, der mit dem Boulevard Hand in Hand arbeitete, um Zustimmung in der Bevölkerung für seine Politik zu mobilisieren! »Vielleicht hat Ihr Referent ja mal mit der Journalistin gesprochen?«
    Lahnstein bedachte Sera mit einem missbilligenden Blick. »Das müssen Sie ihn fragen.«
    »Könnten Sie ihn bitte anrufen?«
    Der Senator drehte sich um die eigene Achse. »Margot?«, rief er ins Foyer. »Weißt du, wo das Telefon ist?«
    Absätze klackerten herbei. Eine ältere Frau im schwarzen Kostüm brachte Lahnstein den Apparat. Die Augen hatte sie hinter einer Sonnenbrille verborgen.
    »Meine Gattin«, stellte Lahnstein vor. »Das sind Hauptkommissarin Muth und ihr Kollege … Entschuldigen Sie, ich habe Ihren Namen vergessen.«
    »Gesing!«
    Margot Lahnstein murmelte eine leise Begrüßung, bevor sie wieder aus dem Raum stakste. Ihr Mann hatte unterdessen seinen Referenten erreicht: »Herr Benninger, die Polizei ist bei mir. Sie fragt mich nach einer gewissen Frau Bolt …«
    »Herzberg!«, verbesserte Gesing.
    »Nein, nicht Bolt. Herzberg. Frau Herzberg. Sie ist Journalistin beim Kurier . Sie kennen sie? Aber nicht persönlich, na gut. Sie haben nur von ihr gelesen. Sie hat sich also nie bei Ihnen gemeldet? Nein? Gut, danke.« Lahnstein legte auf. »Also, ich denke, Sie haben alles Nötige mitbekommen? Schön. Hätten Sie jetzt bitte die Güte, mir zu erklären, was es mit dieser Frau Herzberg auf sich hat?«
    »Entschuldigen Sie.« Mit gedämpfter Stimme trat Margot Lahnstein wieder in den Raum. Sie nahm die Sonnenbrille ab. Ihre Augen waren gerötet. »Wie war der Name dieser Frau?«
    »Tania Herzberg.«
    »Nein, der andere Name.«
    »Bolt. Tania Bolt. Das ist ihr Mädchenname.«
    Die Senatorengattin sank auf die Couch. Die alte Garnitur knarzte. »Frank … also unser Sohn …« Sie kniff die Augen zusammen, atmete durch. »Er ist mit einer Tania Bolt zur Schule gegangen.«
    »Sind Sie sich sicher?«
    Margot Lahnstein erhob sich und ging in ein benachbartes Zimmer. Wenige Sekunden später kehrte sie mit einer Zeitschrift zurück. Die Abi-Zeitung prangte in großen schwarzen Lettern auf der Titelseite des Heftes.
    »Sie müssen meinen Mann entschuldigen, dass er sich nicht erinnert hat. Er war schon immer viel beschäftigt.« Die Erinnerung entlockte ihr ein versonnenes Lächeln. Es erlosch so rasch, wie es gekommen war. »Franks Erziehung lag in meinen Händen.«
    Sie schlug das Heft bis zur Übersicht der Abiturienten auf. Sera konnte ein Bild von Frank Lahnstein erkennen. Damals hatte er eine schräge Popperfrisur getragen. Unter dem Foto stand: Der Draufgänger. Will Rockstar werden.
    Margot Lahnstein tippte auf ein Foto daneben: Tania Bolt. Die Eiserne. Will Journalistin werden.
    Drei Zeilen darunter sprang Sera ein weiterer bekannter Name ins Auge: Jasmin Peters.

60
    Tania wartete auf eine Antwort. Aber dabei ist leider etwas Wichtiges übersehen worden. Robert allerdings schwieg, als würde es sich um ein Rätsel handeln, dessen Lösung sie kennen müsste.
    Doch seit er aufgetaucht war, kostete es sie Mühe, einen klaren Gedanken zu fassen. Ausgerechnet Robert!
    Selbstverständlich hatte sein Besuch nichts mit ihrer gemeinsamen Vergangenheit zu tun, er war beruflich hier. Aber das machte die Sache nicht gerade einfacher, denn damit

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