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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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davon aus, dass es so kommen wird?«
    »Bo, du weißt, dass ich dir nichts über die laufenden Ermittlungen verraten kann.«
    »Gut«, schnaubte sie. »Denn ich kann dir auch nichts verraten. Weil ich nichts weiß.«
    »Bo, ich denke …«
    »Und nenn mich nicht ständig Bo, Robert. Das ist vorbei.«
    »Entschuldige, aber alles, was ich möchte, ist herausfinden, wer den Mord an Frank Lahnstein begangen hat.« Er erhob sich. »Wenn dir noch etwas einfällt, dann …«
    Sie zupfte an ihrer Haarsträhne. »Dann melde ich mich, ja.«

61
    Aus dem Wohnzimmer wummerte laute Technomusik. Der monotone Bass stampfte durch den Magen, Seras Prellung pochte dazu im Takt. Zum Glück nahm Jasmin Peters den Tonarm von der Schallplatte, als ihre Freundin Gerlinde die beiden Beamten hereinführte. Die abrupte Stille rauschte förmlich in den Ohren.
    »Entschuldigung«, sagte Jasmin.
    »Solange es die Nachbarn nicht stört.« Sera zuckte mit den Schultern, was sie sofort bereute. Schmerz.
    »Das war Franks Lieblingslied. Anthea & Celler. Der Ceadmon Loop .« Die junge Frau hatte schwarzes Mascara aufgetragen, das von den verquollenen Augenlidern ablenkte. Sie wirkte gefasster.
    Sera bemerkte den überquellenden Aschenbecher. Es roch noch immer nach Haschisch. »Ich kenne mich da nicht aus.«
    »Die Platte hat er jede Nacht mehrmals gespielt.« Jasmin hob die Vinylscheibe vom Plattenteller und schob sie in eine Hülle. Anschließend ließ sie sich auf der Couch nieder.
    Sera setzte sich wie am Vortag in einen der ledernen Sitzsäcke. »Kennen Sie Tania Herzberg?«
    »Nein.« Jasmin sah ihre Freundin an. »Du?«
    Gerlinde, die am Fenster stand, schüttelte den Kopf.
    »Hat Ihr Freund Frank Tania Herzberg gekannt?«
    Jasmin überlegte. »Nicht dass ich wüsste. Er hat den Namen zumindest nicht erwähnt. Aber … in der Clubszene begegneten ihm so viele Leute, wer weiß, vielleicht hat er sie tatsächlich mal getroffen. Wer soll das sein?«
    »Frau Herzberg ist Journalistin.«
    »Frank hat einige Journalisten gekannt. Überwiegend Musikredakteure.«
    »Frau Herzberg arbeitet beim Berliner Kurier . Sie ist die Journalistin, die gestern die Leiche Ihres Freundes gefunden hat.«
    Abrupt senkte Jasmin ihren Blick.
    »Tania Herzbergs Mädchenname ist Bolt.«
    »Tania Bolt?« Jasmin hob den Kopf. Ihre Augenwinkel füllten sich mit Tränen. »Ja, ich erinnere mich – Tania war in unserer Jahrgangsstufe. Sie war …« Ihre Stimme wurde leiser. Mit den Tränen, die ihre Wangen hinabrannen, zerlief auch die Schminke. »Sie sagten, Tania hat Frank gefunden?«
    »Ja, nicht weit von hier, in der Revaler Straße.«
    »Aber …?« Jasmin rieb sich die Augen und verschmierte nun auch noch den Kajal. Ihre Freundin beugte sich zu ihr und wischte ihr mit einem Taschentuch die schwarze Farbe von der Haut.
    Dann hielt Gerlinde in der Bewegung inne. »Wollen Sie damit andeuten, es ist kein Zufall, dass Frau Bolt … Herzberg … wie auch immer … dass sie Frank gefunden hat?«
    »Möglicherweise.«
    »Das verstehe ich nicht«, flüsterte Jasmin.
    »Kann es sein, dass Ihr Freund Frau Herzberg in letzter Zeit getroffen hat?«, fragte Gesing.
    »Erwähnt hat er es nicht.«
    Gesing räusperte sich. »Gäbe es vielleicht einen Grund, es Ihnen zu verschweigen?«
    »Moment!« Gerlindes Stimme gewann an Schärfe. Wie eine Drohung streckte sie das Taschentuch mit der schwarzen Schminke den Beamten entgegen. »Ich weiß nicht, worauf Sie damit anspielen wollen, aber …«
    »Tut mir leid«, fiel Sera ihr ins Wort. »Wir müssen nur jede Eventualität in Erwägung ziehen.«
    »Ja, dann ziehen Sie mal fleißig – am besten gleich Leine!«
    Sera wartete schweigend, bis die junge Frau sich beruhigt hatte. »Frau Peters, hat es einen Grund gegeben, warum Ihr Freund Kontakt zu Frau Herzberg gehabt haben könnte?«
    »Nein, zu ihr ganz bestimmt nicht.«
    »Warum?«
    »Tania war eine …« Ihre Schultern sackten nach unten. »Ach, ich weiß doch auch nicht.«
    »Die Eiserne?«, fragte Sera.
    »Wie bitte?«
    »Sie war die Eiserne. So wurde sie in Ihrer Abiturzeitschrift charakterisiert.«
    Über Jasmins Lippen glitt der Hauch eines Lächelns. »Ja, kann sein. Hat uns nicht sonderlich interessiert, dieser ganze Kram. Aber die Eiserne? Ja, das passte zu ihr und ihrer Clique. Alles Streber. Spießer. Die waren damals nicht unser Fall.«
    Und heute? Heute schien es eine Verbindung zu geben. Bloß welche? Sera betrachtete die Plattencover an der Wand. Ein greller

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