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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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Feuerball zog ihren Blick auf sich. Brain Crash hieß das Album eines gewissen DJ Hardsequenzer. Daneben hing L’Esperanza von Sven Väth. Zumindest von dem hatte Sera schon mal gehört.
    Sie verabschiedete sich von den beiden Frauen und ging mit Gesing zurück zum Auto.
    »Glaubst du, Frank Lahnstein hat Frau Herzberg gekannt?«, fragte ihr Kollege.
    »Natürlich hat er sie gekannt – zu Schulzeiten. Aber die Frage ist, ob er sie in jüngerer Zeit getroffen hat. Und falls ja, aus welchen Gründen auch immer er seiner Freundin nichts davon erzählt hat.«
    »Okay, angenommen, dem ist so, warum hat uns Frau Herzberg ihre Verbindung zu Frank Lahnstein bisher verschwiegen?«
    »Dr. Babicz hat hoffentlich Antworten darauf.« Kurz entschlossen rief Sera auf dem Präsidium an. »Ist der Psychologe von der Befragung der Journalistin schon zurück?«
    »Nein, noch nicht«, teilte ihr Rita mit.
    »Können wir ihn irgendwo erreichen?«
    »Nur in seiner Praxis. Ein Handy mit deutscher Nummer hat er noch nicht.«
    Doch in Babicz’ Praxis sprang nur der Anrufbeantworter an. Nach dem Signalton ertönte sofort das Besetztzeichen.
    »Und jetzt?«, fragte Gesing.
    Der Himmel färbte sich dunkelrot. Mit großen Schritten hielt der Abend Einzug in der Stadt. »Jetzt kannst du mich bitte bei meinen Eltern absetzen!«

62
    In der dritten Etage des Präsidiums glitten die Aufzugtüren vor Robert auseinander. Beim Anblick des abgewetzten Linoleums, mit dem sich der Flur vor ihm erstreckte, beschlich ihn Ernüchterung. Müde schleppte er sich zu den Büros. Außer Frau Barnitzke war niemand mehr anwesend.
    »Frau Muth hat nach Ihnen gefragt«, informierte ihn die Sekretärin.
    »Ich werde mich bei ihr melden.«
    »Soll ich sie gleich anrufen?« Sie griff zum Telefonhörer.
    »Später«, antwortete er. Und dann?
    Das Gespräch mit Tania Herzberg hatte keinerlei Informationen erbracht. Und es war auch nicht das gewesen, was Robert üblicherweise unter einer professionellen Befragung verstand. Wer hatte denn auch wissen können, dass es sich bei der Journalistin ausgerechnet um Bo – das ist vorbei! – , dass es sich ausgerechnet um Tania handelte?
    Aber war das schon ein Grund gewesen, sich zu derart unbedachten Äußerungen hinreißen zu lassen? Ihr geht von einem Mörder aus? Ist schon wieder jemand entführt worden? Aber ihr habt Angst davor? Nein, das hätte ihm trotz allem nicht passieren dürfen. Er verspürte den Wunsch, sich zu ohrfeigen. Warum hast du nicht gleich eine Presseerklärung rausgegeben!
    Im Konferenzraum schenkte er sich Kaffee ein, auch wenn er wusste, dass der ihn nicht wacher und seinen Kopf nicht klarer machen würde. Vor seiner Nase materialisierte sich ein Sahneberg.
    »Etwas Quarkkuchen zum Kaffee?«
    Robert nahm die Kalorienbombe vom Tablett. Erst als er den ersten Bissen nahm, fiel ihm ein, dass er später noch zum Essen mit Nadine verabredet war. Verdammt! Daran hatte er gar nicht mehr gedacht. Obwohl …
    »Schmeckt der Kuchen?«
    Robert aß eine weitere Gabel voll. »Selbst gebacken?«
    »Mein Kuchen ist immer selbst gebacken.« Rita Barnitzke machte ein entrüstetes Gesicht.
    Robert schaute verlegen auf die Uhr und erschrak, wie viel Zeit vergangen war. Er dachte daran, Nadine abzusagen. Plötzlich war ihm die Lust auf ein Date mit ihr verflogen. Er war müde, der verfluchte Jetlag machte ihm zu schaffen. Nur der Jetlag? Oder war es das unerwartete Wiedersehen mit Tania? O ja, und was für ein Wiedersehen!
    Verärgert spülte Robert die Sahne mit dem Rest Kaffee hinunter und stellte die Tasse zurück auf den Schrank. Neben der Kaffeemaschine lag der BVG-Faltplan von Dr. Wittpfuhl. Aus dem Netz grüner, roter, blauer und brauner Linien stach die Haltestelle Deutsche Oper hervor.
    »Ich bin dann mal weg!«, rief er der Sekretärin zu.
    »Und was ist mit Frau Muth?«
    »Ich melde mich später bei ihr.« Zuvor wollte er allerdings noch einmal über das Gespräch mit Tania nachdenken, und das konnte er genauso gut auf der Fahrt zur Deutschen Oper tun, wo er sich endlich eine Dauerkarte kaufen würde.
    Man hat Tania nicht nur bewusst ausgesucht, man wusste auch einiges über sie , dachte er, während der Fahrstuhl ihn hinab ins Erdgeschoss beförderte. Oder verhielt es sich doch so, wie Tania gesagt hatte? Vielleicht ist alles nur ein Zufall. Nein, wohl kaum. Aber was dann? Was steckte hinter dem grausamen Mord, dem Folterfilm, dem merkwürdigen Anruf in der Redaktion, dem Fundort der Leiche und …

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