Kalte Schulter - heisse Kuesse
aus dem Bett. Der Hubschrauber war ihre einzige Fluchtmöglichkeit, wenn sie nicht auf die Postfähre warten wollte – das hatte sie sich in der Nacht, als sie sich schlaflos hin und her gewälzt hatte, überlegt.
Sie rannte zum Fenster und sah gerade noch, wie der Hubschrauber abhob und davonflog. Verflixt, ärgerte sie sich.
Beim Frühstück erfuhr sie, dass Gabe mitgeflogen war, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Offensichtlich wollte er von ihr fortkommen.
Falls er zurückkommen sollte, würde sie für den Hubschrauber bereit sein. Sie musste weg von hier.
Nach dem Essen saß sie mit ihrem Buch vor ihrem Chalet, als Adam kam und sie überredete, mit ihm einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Sie standen gerade auf einem Hügel und genossen die Aussicht, als Chastity den Hubschrauber auf die Insel zusteuern sah.
„Oh nein!“ Sie drehte sich um.
„Was ist?“, rief Adam ihr besorgt hinterher.
„Ich muss den Hubschrauber erwischen.“ Ihr gepackter Koffer stand an der Tür des Chalets. Sie rannte, so schnell sie konnte, den schmalen Weg durch den Wald zurück und kam in dem Moment auf die Lichtung, als der Hubschrauber wieder über dem Meer verschwand. Am liebsten hätte sie geschrien, so frustriert war sie.
Zu allem Überfluss stand auch noch Gabe vor ihr.
Bevor sie etwas sagen konnte, kam Adam aus dem Wald gelaufen und blieb keuchend neben ihnen stehen. „Ist alles in Ordnung?“
„Alles gut“, erwiderte Chastity außer Atem. „Ich muss nur weg.“ Sie eilte zu ihrem Chalet. Hoffentlich würde Gabe mit Adam reden. Hoffentlich wollte er sie genauso verzweifelt meiden wie sie ihn.
Doch kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, als Gabe auch schon klopfte und sie wieder aufstieß. Er blieb mit gerunzelter Stirn im Türrahmen stehen und sah sie besorgt an.
„Wir müssen reden.“ Sein Blick wanderte durch das leere Zimmer und blieb an ihrem Koffer hängen. „Willst du irgendwohin?“
„Ja, nach Hause. Es funktioniert nicht. Du und ich … hier auf der Insel.“
„Du musst nicht abreisen.“
„Doch.“
„Ich habe dich doch mit hergenommen, damit du Urlaub machen und dich erholen kannst. Und damit wir uns kennenlernen können. Ich wollte nicht … es war ein Fehler. Ich habe mich danebenbenommen, und es wird nicht wieder vorkommen. Versprochen.“
„Ich fürchte, das kannst du nicht versprechen.“
„So schwach bin ich nun auch wieder nicht. Ich halte mein Versprechen.“
„Das kann schon sein, aber es geht ja nicht nur um dich. Zu einem Kuss gehören immer zwei.“ Sie trat ganz dicht an ihn heran. „Du besitzt genügend Willenskraft, aber was ist mit mir?“ Sie atmete seinen Duft ein. „Was ist, wenn ich dich küsse? Bist du stark genug für uns beide?“
„Was?“ Es war schon fast komisch, wie verblüfft er war.
Sie ging ans andere Ende des Zimmers. „Es gibt da noch etwas, was du wissen solltest.“
Gabe rührte sich nicht und schwieg. „Es geht um Tom und mich … um unsere Beziehung.“
„Darüber will ich nichts wissen.“
„Doch. Ich möchte, dass du mir vertraust, denn ich werde dein – unser – Kind großziehen. Du denkst schon schlecht genug über mich. Da würde ich gern wenigstens dieses Vorurteil ausräumen. Vielleicht geht es dir dann auch besser.“ Sie holte tief Luft. „Tom und ich, wir haben nie … Wir sind nie …“, stotterte sie. „Wir haben nie miteinander geschlafen“, platzte sie dann heraus.
Chastity hob den Blick und sah gerade noch, wie Gabe sich auf das Bett fallen ließ. „Was? Warum? Nein?“ Ungläubig starrte er sie an.
„Ja.“ Sie setzte sich neben ihn, allerdings mit gebührendem Abstand. „Ich werde dir die Gründe dafür nicht verraten, denn die gingen nur mich und Tom etwas an.“ Von all den Geheimnissen, die Tom vor seiner Familie gehabt hatte, war dies das wichtigste. „Aber ich wollte, dass du es weißt, damit du nicht denkst, ich wäre eine …“
„Überhaupt nie?“, hakte er fassungslos nach.
„Nie“, erwiderte sie leise. „Und glaub nicht, ich hätte ihn betrogen. Das habe ich nicht und hätte es auch nie getan.“
„Aber was ist mit … Nein.“
„Sex?“
„Egal. Vergiss, dass ich gefragt habe.“
„Darauf gibt es eine einfache Antwort. Ich fand immer, dass Sex überbewertet wird. Ich bin ganz glücklich ohne.“
Gabe schien sprachlos, und sie lächelte.
„Vielleicht mangelt es mir irgendwie an einem Hormon oder so. Denn meistens denke ich überhaupt nicht daran. Das Problem ist
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