Kalte Schulter - heisse Kuesse
wollte sich weiterhin vor ihm abschotten und wäre am liebsten zurück in ihr Chalet gelaufen, um ihr Gesicht zurechtzumachen, sich zu frisieren und sich andere Sachen anzuziehen, denn hinter dieser Fassade fühlte sie sich viel sicherer.
Er zuckte mit den Schultern. „Mir gefällt es so besser.“
Sie lagen auf den Liegestühlen im Schatten der Terrasse. Gabe war in den Thriller vertieft, den Chastity ihm geliehen hatte. Ihr eigenes Buch konnte sie dagegen leider so gar nicht fesseln. Was zum Teil auch an Gabe lag. Zum Glück hatte er nach dem Frühstück Shorts und ein Poloshirt angezogen. Trotzdem machte seine Nähe sie kribbelig.
Noch einmal nahm sie einen Anlauf und las ein paar Minuten lang, bevor sie wieder zu ihm schaute. „Wollen wir schnorcheln gehen?“
Es dauerte ein paar Sekunden, bevor er aufsah. „Entschuldige? Hast du was gesagt?“
„Ich dachte, du hättest vielleicht Lust, schnorcheln zu gehen. Adam meinte, die nächste Bucht wäre hervorragend dafür geeignet. Und ich möchte ein paar Muscheln für Sophie sammeln – diese ringförmigen, die man auf den Finger stecken kann.“
„Nein, ich …“ Er musterte das Buch in ihren Händen, mit dem sie nicht wirklich weit vorangekommen war. „Sicher, hört sich gut an.“
So war das nicht geplant gewesen. Er hätte doch derjenige sein müssen, der durch diese erzwungene Entspannung nervös wurde, nicht sie. Trotzdem sprang sie auf und legte das Buch zur Seite. Auch er kam hoch, hob die Arme über den Kopf und streckte sich. Oh, verflixt, dachte Chastity, dieser Oberkörper ist selbst unter einem T-Shirt noch viel zu gefährlich. Zu anziehend.
Gabe sah zu, wie Chastity den Dessertlöffel auf ihren Teller legte. Er liebte es, ihr beim Essen zuzuschauen, es war so eine sinnliche Erfahrung. Sie war keine Frau, die nur in ihrem Essen herumpickte, sondern sie genoss jeden einzelnen Bissen.
„Na, wie findest du es?“, wollte sie wissen. „Einen ganzen Tag ohne dein Handy?“
„Erstaunlich angenehm.“ Das war es wirklich gewesen, abgesehen davon, dass Chastitys Nähe ihn etwas nervös gemacht hatte. Lesen, Schnorcheln, Schwimmen, sogar eine Siesta. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so viel gefaulenzt hatte. Genauso wenig, wie er sich erinnern konnte, wann er das letzte Mal einen so entspannten Tag mit einer Frau verbracht hatte.
„Mir hat es auch gefallen“, sagte sie. „Wollen wir gehen?“
Sie verabschiedeten sich von den anderen und schlenderten im Licht der untergehenden Sonne am Strand entlang zurück. In Gabes Hosentasche klimperten die gesammelten Muscheln.
„Es ist immer noch so warm.“
Gabe hörte die Sehnsucht in Chastitys Stimme. „Du möchtest noch einmal schwimmen gehen, oder?“
„Ja, ist das in Ordnung? Ich weiß, du willst nicht, dass ich allein schwimme, aber mir wird nichts passieren. Es ist noch nicht ganz dunkel, und der Mond ist auch schon aufgegangen. Es ist so … unwirklich.“
Genau wie sie auch, eine mythische Göttin, der das Wasser um die Knöchel schwappte. Eine Sirene, die darauf aus war, ihn in Versuchung zu führen und zu bezirzen.
„Schwimm ruhig. Ich habe nichts vor. Es sei denn, du lässt mich von der Angel und gibst mir mein Telefon zurück?“
„Auf keinen Fall. Ein ganzer Tag war abgemacht. Ich ziehe mich nur schnell um.“ Sie sprang aus dem Wasser und joggte zum Haus.
Gabe wartete schon auf sie, als sie in einem Bikini zurückkam und sich suchend umsah. „Gabe?“
„Hier.“
Sie wirbelte herum und entdeckte ihn im Meer.
„Oh.“
„Hier kann ich dich wenigstens nicht aus den Augen verlieren.“
„Ich wollte dich nicht zum Schwimmen drängen.“
„Kein Problem.“ Das Problem war, sie zu beobachten, wie sie zögernd dastand, ihre Silhouette vom Mondschein erhellt. Langsam ging sie ins Wasser, und Gabe musste schlucken und sich abwenden. Zum Glück verbargen die Dunkelheit und das Wasser seine Reaktion auf sie. Er schwamm noch ein wenig weiter hinaus und ermahnte sich, nicht die Beherrschung zu verlieren.
Nur wenige Sekunden später war Chastity bei ihm, und gemeinsam schwammen sie gemächlich weiter in Richtung Mole.
Gabe war in Gedanken bei einer Frage, die ihn schon länger beschäftigte. „Warum Tom?“, fragte er unvermittelt.
Zu spät erkannte er, dass er damit den zerbrechlichen Waffenstillstand zwischen ihnen gefährdete.
Instinktiv schwamm Chastity von ihm fort und schuf so nicht nur körperliche, sondern auch emotionale Distanz. „Ich
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