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Kalte Spuren (German Edition)

Kalte Spuren (German Edition)

Titel: Kalte Spuren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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Anschlag durch das Fenster und warf einen schnellen Blick nach unten. Keine Feuerleiter. Kein Sims. Eileen blickte hoch, doch auch dort gab es keine Fluchtmöglichkeiten, solange ihr Zielobjekt kein Zwillingsbruder von Spider-Man war.
    Gerade als die Agentin den Kopf wieder zurückzog, erklangen aus dem Nebenraum Kampfgeräusche. Etwas klirrte. Dann peitschte ein Schuss, gefolgt von einem dumpfen Aufprall. Alarmiert stürmte Eileen los und platzte mitten in ein Handgemenge.
    Kessler rang mit einem Kerl, der mindestens einen Kopf größer war als er und doppelt so breit. Seine Dienstwaffe lag auf dem Boden. In der Wand gähnte ein Einschussloch. Der Teppich war mit Scherben von der geborstenen Fensterscheibe übersät.
    »Hände hoch, wir sind Bundesagenten!«, rief Eileen, erzielte damit jedoch keine Wirkung.
    Der Gegner packte Kessler und zog ihn in Eileens Schussrichtung, während er ihn gleichzeitig mit einem Kniestoß in den Magen bearbeitete. Kessler stöhnte auf, wehrte einen weiteren Stoß ab und setzte einen Hebel an, der den anderen Mann zu Fall brachte. Im selben Moment hörte Eileen Schritte hinter sich.
    »Da ist noch einer!«
    »Hol ihn dir!«, schrie Kessler und schlug auf seinen Gegner ein. »Ich werd’ mit dem hier schon fertig.«
    Eileen überzeugte sich davon, dass ihr Partner tatsächlich die Oberhand behielt, machte auf dem Absatz kehrt und rannte dem Flüchtling hinterher. Sie setzte über den Tisch, wischte einen Aschenbecher fort und stieß ihn über die Kante, wo er den Inhalt auf dem Boden verstreute. Draußen auf dem Gang orientierte sich die Agentin. Schritte hallten von links. Das Treppenhaus. Rechts herunter befand sich der Aufzug, und die Kabinentür stand offen.
    Vergiss es!
    Eileen rannte zu den Treppen. Immer zwei, teilweise drei Stufen auf einmal jagte sie hinunter und wünschte sich anstelle des formellen, dunkelblauen Hosenanzugs eine Stretch-Jeans und Sportschuhe her. Doch sie war auch in dem Businessoutfit sportlich genug, um mit dem Fliehenden mithalten zu können. Sie hörte seine Schritte deutlich und holte auf. Eine Tür wurde aufgerissen und schlug zu. Eileen nahm die letzten zwei Treppenabsätze und flog dem Erdgeschoss förmlich entgegen.
    Ein Mann beladen mit zwei Einkaufstüten kam ihr entgegen und fluchte, als sie ihn mit der Schulter streifte und ihm einen der Tragebeutel aus den Händen stieß. Scheppernd fielen Konserven, Flaschen und Obst zu Boden und kullerten die Stufen in die Tiefe.
    »Du blöde Schlampe, kannst du nicht aufpassen?«
    Ohne Rücksicht auf den Unfall zu nehmen, hetzte Eileen weiter, erreichte die Eingangstür, zog sie auf und blieb im Hauseingang stehen. Eng an die Wand gepresst. Sie riskierte einen Blick und sah den Flüchtigen über die Straße rennen. Sofort spurtete sie hinterher. Sprang über einen kniehohen Gartenzaun vor dem Gelände des Apartmentblocks. Sah die spielenden Kinder. Zwei Mütter mit Kinderwagen. Ein vorbeifahrendes Taxi. Einen älteren Mann mit Gehstock.
    »Runter! Sofort runter auf den Boden!«
    Der Fliehende blickte über seine Schulter zurück, hob eine Pistole und schoss. Eine Kugel jagte dicht an Eileens Ohr vorbei. Instinktiv sprang sie nach rechts, rollte über den Boden, kam auf die Knie und legte auf den Mann an. Dieser sah wieder nach vorn, konnte aber einem parkenden Wagen nicht mehr rechtzeitig ausweichen. Er stieß gegen die Motorhaube und landete vor dem Wagen. Sofort wuchtete er sich in die Höhe und humpelte weiter.
    Eileen hatte freies Schussfeld. Sie zielte auf die Beine.
    Ihr Finger krümmte sich um den Abzug. Sie hielt die Luft an.
    Glas klirrte. Ein Schrei!
    Irritiert blickte Eileen nach oben in den vierten Stock und sah Adrian Kessler mit den Armen rudernd in die Tiefe stürzen. Für den Moment schien die Zeit einzufrieren, und Eileen nahm den Fall wie tausendfach verlangsamt wahr. Es gab nur Kessler und seinen nicht enden wollenden Sturz.
    Dann war es vorbei. Sein Körper schlug auf dem Asphalt auf. Weitere Schreie. Kinder stoben vom Spielplatz auseinander. Die beiden Mütter kreischten und suchten ihr Heil in der Flucht. Nur der Mann mit dem Gehstock blieb wie angewurzelt stehen und starrte mit aufgerissenen Augen auf den am Boden liegenden Agenten. Im nächsten Moment fanden drei Kugeln ihre Ziele in seiner Brust, eine vierte durchbohrte ihm den Schädel und schleuderte ihn zwei, drei Meter über die Straße.
    Mein Gott, nein!
    Eileen unterdrückte den Impuls, zu ihrem Partner zu stürmen. Wenn er

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