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Kalte Spuren (German Edition)

Kalte Spuren (German Edition)

Titel: Kalte Spuren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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Augen weiteten sich. Nur einen Lidschlag darauf explodierte sein Gesicht in einer grellen Stichflamme.
    Dave brauchte eine Sekunde, um zu begreifen, dass er nur die Reflexion der Flamme auf dem Helmvisier des anderen sah. Ruckartig fuhr er herum und erblickte das Inferno mit eigenen Augen. Dort, wo sich das Habitat befand, leckte eine gewaltige Flammenzunge in den Himmel.
    »Mein Gott!«
    »Scheiße, Scheiße, was ist das?« Joaquins Stimme überschlug sich.
    Das Habitat!, dachte Dave und sah vor seinem inneren Auge Megan, Henri und Claas in einem Feuerball verglühen. Dann erreichte ihn und Joaquin die Druckwelle. Die Explosion war so heftig, dass sie ihre Auswirkungen sogar vier Meilen entfernt spüren konnten. Wie von unsichtbarer Faust gepackt, wurden Dave und Joaquin Spielbälle unnatürlicher Gewalten.
    Dave verlor den Boden unter den Füßen, überschlug sich einmal in der Luft und kam ein Dutzend Meter weiter wieder auf. Er stöhnte. Ein dumpfer Schlag ertönte im Helm. Auf dem Visier leuchtete ein Warnsignal rot auf. Er verlor Druckluft. Rasch blickte er an sich herab und sah das kleine Loch, das sich bei der harten Landung in seinen Anzug gerissen hatte. Auf dem Mars würden ihm jetzt nur wenige Sekunden bleiben. Hier bedeutete der Verlust der Druckluft, dass sich die Heizreserven in seinem geschlossenen System sehr rasch aufzehrten und er erfrieren musste, wenn er die Stelle nicht abdichtete.
    Er drehte sich auf die Seite und hielt nach Joaquin Ausschau. Seinen Kameraden hatte es schwerer erwischt. Er lag an einer Felswand, der Helm war zerbeult und im Visier gähnte ein faustgroßes Loch.
    »Nein!« Dave robbte vorwärts, stemmte sich hoch und sprang auf den anderen zu. Doch als er nur noch wenige Meter von ihm entfernt war, sah er die breiige Masse, in die sich dessen Gesicht verwandelt hatte. Das zersplitterte Glas des Visiers war ihm durch Haut und Knochen gedrungen und hatte seine Augen in fast leere Höhlen verwandelt.
    »Mein Gott, Jock, nein!« Dave war bei ihm, packte ihn an den Schultern und zerrte an dem schweren Raumanzug. Es hatte keinen Sinn. Joaquin war tot. Genauso wie die drei anderen Teammitglieder im Habitat.
    Dave legte sich neben den anderen in den Schnee und weinte. Das Rauschen in seinen Ohren schrieb er dem Schluchzen zu. Die Feuchte, die über seine Lippen rann, musste von den Tränen herrühren, die er vergoss.
    Als sich seine Augen verflüssigten und das Gehirn den Kontakt zu den Sehnerven verlor, als sich das Herz in einem qualvollen Krampf zusammenzog und dann zu schlagen aufhörte, erkannte Dave Graham für einen Moment, dass die Tropfen aus seiner Nase und seinen Augen Blut waren. Dass seine Trommelfelle geplatzt waren.
    Nur den Bruchteil einer Sekunde darauf stellten sämtliche seiner Organe ihre Aktivität ein.
        
     

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Spuren im Nichts

Atlanta, Georgia
626 Dekalb Ave NE
11. November, 14:33 Uhr EST
     
    Erst beim zweiten Anlauf brach das Schloss unter dem Tritt Eileens ein. Die Tür schwang nach innen auf und federte in den Angeln nach. Eileens Partner Adrian Kessler zuckte mit den Achseln und warf ihr einen Blick zu, der so viel ausdrückte wie: »Beim nächsten Mal lässt du einen Profi ran.« Er sagte jedoch nichts, sondern stürmte mit vorgehaltener Sig Sauer in den angrenzenden Raum.
    Eileen Hannigan folgte ihm und gab ihm Deckung. Ihr Blick tastete durch das Zimmer und nahm in Sekundenbruchteilen Einzelheiten auf. Ein Aschenbecher mit mindestens einem Dutzend ausgedrückter Zigarettenstummel. Ein dünner Rauchfaden stieg auf. Daneben stand eine angebrochene Flasche Bier. Die Reste einer Pizza. Ein Bündel Geldscheine. Auf der Couch war eine Decke zurückgeschlagen worden.
    »Vorsicht, Adrian!«, warnte Eileen ihren Partner. Ihre Zielperson war entweder gerade eben erst getürmt oder befand sich immer noch in der Wohnung.
    Kessler duckte sich und schlich weiter bis zur nächsten Tür.
    »Sicher. Gib mir Deckung!« Er zielte mit der Pistolenmündung auf den Durchgang und bewegte sich langsam darauf zu.
    Eileen spürte einen Luftzug an ihrer Wange und blickte auf. Ein Fenster stand offen. Die Gardine bewegte sich im Wind.
    »Komm her, hier ist ein Balkon.« Kesslers Stimme drang gehetzt aus dem Nebenraum.
    Doch Eileen ging auf das Fenster zu. Die Gardine bauschte in einer Böe hoch. Eisiger Wind drang in das Zimmer und schnürte Eileen für einen Moment die Kehle zu. Sie machte einen Satz nach vorn, streckte die Arme mit der Pistole im

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