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Kalte Spuren (German Edition)

Kalte Spuren (German Edition)

Titel: Kalte Spuren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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dass die großkalibrige Waffe sie nur gestreift hatte. Keine Blutspritzer. Keine ernsthafte Verletzung. Aber sie schmerzte unheimlich.
    Die Agentin fuhr herum, stürzte den Weg zurück zum Brückenpfeiler und rannte die Böschung zu den Bahngleisen hinauf. Ein Hupen erklang. Gefolgt von einem Schuss. Eileen sah nach rechts. Ein weiterer Güterzug schnellte heran. Sie beeilte sich, taumelte den kleinen Hang hoch und sprang, zehn Meter bevor der Zug heran war, über die Schienen. Die Lok pfiff wütend und schrill.
    In Sicherheit. Eileen dachte nicht daran, stehen zu bleiben, sondern lief weiter. Unter der Brücke hindurch. Dahinter befand sich ein asphaltierter Platz. Zwei MACK -Sattelschlepper mit Auflieger standen dort. Weitere Gleise. Ein paar Güterwaggons. Unzählige Container und Kofferauflieger, die darauf warteten, per Waggon verladen zu werden. Rechts hinter den Gleisen befand sich eine Lagerhalle. An den Rolltoren parkten zwei Lkws. Stapler fuhren über die Rampe, ent- oder beluden die Fahrzeuge. Eileen hetzte weiter und griff im Laufen wieder in ihre Jackentasche, um das Telefon hervorzuholen. Der Deckel schnappte auf. Ihr Daumen näherte sich der Kurzwahltaste für die direkte Anwahl des Field Office der USCIS – der United States Citizenship and Immigration Services, einem Homeland Security untergeordneten Büro und Eileens direkte Anlaufstelle als Bundesagentin der Heimatschutzbehörde.
    Das Telefon klingelte, ehe sie die Taste drücken konnte.
    Verflucht!
    Sie rannte an der Umschlaghalle vorbei und ignorierte die Blicke und anzüglichen Pfiffe der Lagerarbeiter. Hinter der Halle befanden sich ein Verwaltungsgebäude und ein Parkplatz für die Angestellten. Eileen sprang zur Seite, als ein Stapler auf sie zuschoss und der Fahrer wie wild mit einem Arm fuchtelte. Jemand wollte sich ihr in den Weg stellen, doch als sein Blick auf die Waffe fiel, die sie in der Hand hielt, hob er abwehrend die Arme und eilte davon.
    Eileen drückte die Verbinden-Taste und hielt sich das Handy ans Ohr. »Ja?«
    »Die Verletzung war unnötig. Besser hören Sie auf das, was ich Ihnen sage.«
    »Wer zum Teufel sind Sie?«
    »Dazu ist später noch Zeit. Hören Sie mir jetzt gut zu, sonst trifft die nächste Kugel ihren hübschen Kopf.«
    Bildete sie es sich nur ein, oder sprach der Mann jetzt schneller. Erregter? Irgendetwas in seiner Stimme warnte sie, es nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Es war ihm offenbar ernst damit, ihr Leben zu schützen.
    Eileen atmete tief durch und blieb stehen. »Gut, ich höre.«
    »Laufen Sie weiter«, sagte der Unbekannte. »Über den Parkplatz, quer durch die Büsche.«
    »Da ist eine Mauer!« Eileen lief auf die parkenden Fahrzeuge zu und spielte kurz mit dem Gedanken, einen Wagen kurzzuschließen und zu requirieren. Was würde der mysteriöse Anrufer dazu sagen?
    »Klettern Sie drüber«, sagte der Mann. »Und beeilen Sie sich. Von der Carroll Street nähert sich ein schwarzer Chrysler Aspen mit Regierungskennzeichen. Die Agenten haben den Auftrag, Sie zu liquidieren. Sie müssen unbedingt die Einfahrt zur Savannah Street hinter den Büschen erreichen, ehe der Aspen um die Biegung fährt.«
    Instinktiv beschleunigte Eileen ihren Schritt. In ihrem Kopf wirbelte es. Als hätte jemand Gigabytes von Informationen hineingeschüttet und den Schleudergang mit zweitausend Umdrehungen in der Minute eingelegt. Agenten, die sie ausschalten sollten? Von der Regierung? Um Himmels willen, wer denn?
    Sie erreichte die Mauer, federte vom Boden ab und sprang auf die Motorhaube eines Pick-ups. Mit Schwung setzte sie über das Hindernis hinweg, ließ sich auf der anderen Seite zwei Meter in die Tiefe fallen und landete in einem Gebüsch. Sie kämpfte sich durch die drei Meter Unterholz, trat auf den Gehweg und rannte sofort weiter über die Tennelle Street bis zur Mündung der Savannah. Rechts ein Baum. Dann ein Einfamilienhaus aus Holz. Direkt dahinter ein Warnschild, das auf spielende Kinder hinwies. Auf der linken Straßenseite parkten mehr als ein Dutzend Wagen. Eileen lief weiter. Ein Baum. Zwei Mülltonnen. Ein weiteres Haus. Sie setzte zur anderen Straßenseite über, um die Fahrzeuge als Deckung nutzen zu können.
    Sie kam bis zu einem grauen Van.
    Plötzlich wurden die Türen des Wagens aufgerissen. Hände schossen vor, packten Eileen an den Armen und zogen sie ins Innere des Wagens. Sie spürte einen stechenden Schmerz im rechten – gesunden – Oberarm. Schemenhaft erkannte sie im Halbdunkel

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