Kalte Spuren (German Edition)
ein Dodge Durango SUV .
Jetzt oder nie! Vereinzelt bewegten sich Gardinen hinter den Fensterscheiben des Wohnblocks. Schatten. Die Anwohner waren weise genug, nicht die Fenster zu öffnen und rauszuschauen, was draußen geschah. Die knallenden Schüsse waren ihnen Warnung genug.
Eileen riskierte einen Blick hinter den Pfosten. Von dem Angeschossenen war nichts zu sehen. Der andere Kerl bewegte sich geduckt auf der anderen Straßenseite; er vermied jetzt seinen vorherigen Fehler, sich ohne Deckung der Agentin zu nähern. Er kam nur langsam näher und hielt sich nahe der Hauswand, schlich von Eingang zu Eingang. Von Nische zu Nische.
Das penetrante Klingeln des Handys raubte Eileen den Nerv. Sie griff mit der freien Hand in die Tasche, klappte das Motorola Adventure V750 auf, ohne auf die Absenderkennung zu achten, und hielt es sich ans Ohr.
Hoffentlich meine Dienststelle.
»Ja?«
»Agent Hannigan, wenn Sie am Leben bleiben wollen, tun Sie exakt das, was ich Ihnen sage.«
Die Stimme am anderen Ende klang sonor. Tief, aber kein Bass. Ohne Akzent.
»Wer spricht da?«, fragte Eileen und behielt den Mann im Auge, der sich ihr noch immer näherte. Sie schielte zur Cornelia Street. Hundertfünfzig Meter bis zum Durango. Wenn sie jetzt loslief und sich selbst Feuerschutz gab, konnte sie es zur anderen Straßenseite schaffen, den Buick als Deckung nutzen und war in dem SUV , bevor der Kerl überhaupt begriff, dass sie ihm durch die Lappen gegangen war.
Soweit die Theorie. Sie hatte noch den Mann am Telefon.
»Das ist jetzt nicht wichtig. Mein erster Rat, Agent Hannigan, gehen Sie nicht zu Ihrem Fahrzeug.«
Eileen sah wieder zu dem Gegner und hielt Ausschau nach einem Telefon, doch der Mann schien nur seine Waffe in den Händen zu halten. Sie beugte sich zur anderen Seite des Pfeilers und vermutete, dass der Angeschossene sich ihr von den Gleisen her näherte, doch offenbar hatte sie ihn schwerer als gedacht getroffen. Er ließ sich nirgends blicken.
Hinter ihr verklang das Poltern des Zuges. Der Weg über die Gleise war nun frei.
»Der Wagen ist vermint«, sagte der Unbekannte am Telefon.
»Wollen Sie mir Angst machen? Haben Sie fast geschafft.«
»Während Sie mit Ihrem Partner in das Gebäude gingen, hat jemand eine Autobombe unter dem Wagen angebracht und diese mit den Zünddrähten verkabelt. Der Bombenleger befindet sich mit einem Scharfschützengewehr auf dem Dach des Gebäudes. Wenn Sie jetzt über die Straße laufen, geraten Sie in sein Schussfeld und sterben.«
Eileen sog scharf die Luft ein und widerstand der Versuchung, sich so weit unter der Brücke vorzubeugen, damit sie das Dach des gegenüberliegenden Hauses überschauen konnte.
Der Verfolger war noch etwa dreißig Meter von ihr entfernt. Wenn sie den Durango erreichen wollte, blieb ihr nicht viel Zeit zum Handeln.
»Sollten Sie den Scharfschützen überleben und an Ihrem Wagen vorbeilaufen, wird Sie der Mann in dem davor parkenden Fahrzeug erwischen«, sprach der Unbekannte am anderen Ende der Leitung weiter. »Was immer Sie vorhaben, die Cornelia Street ist eine Sackgasse.«
Eileen merkte, wie sich ihr Puls beschleunigte. Sie versuchte, ihre Atmung zu beruhigen. Noch fünfundzwanzig Meter. Ein Schuss heulte auf und schlug in dem Pfeiler ein. Eileen riskierte es zurückzufeuern und beobachtete die Reaktion des Verfolgers. Er duckte sich hinter einem Treppenabsatz und wechselte das Magazin. Eileen zählte in Gedanken die bisher verschossene Munition. Fünf Patronen. Das Magazin der P226 fasste fünfzehn 9-mm-Para-Geschosse.
»Fliehen Sie über die Gleise bis zur Tenelle Street, Ecke Carroll. Auf dem Bahngelände können Sie Ihren Verfolger abhängen.«
»Warum schicken Sie mir nicht einfach ein Taxi?« Eileen klappte das Handy zusammen und schob es in die Blazertasche zurück.
Zwanzig Meter.
Sie sprang aus der Deckung und feuerte dreimal auf ihren Verfolger. Im selben Augenblick zerplatzte Asphalt neben ihren Füßen. Ein Schuss kam direkt von ihrer Straßenseite.
Der Angeschossene!
Sie wirbelte herum, feuerte erneut. Dann erfüllte ein mörderischer Knall die Luft. Ein Pfeifen an Eileens Ohr. Im selben Moment spürte sie den stechenden Schmerz an ihrem Oberarm. Der Stoff ihres Blazers war zerfetzt. Hitze schoss den Arm hinauf. Eileen presste die Zähne zusammen und blieb stehen. Das rettete ihr vermutlich das Leben, denn die nächste Kugel jagte unmittelbar vor ihr in den Straßenasphalt.
Der Scharfschütze! Gleichzeitig erkannte sie,
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