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Kalte Stille - Kalte Stille

Titel: Kalte Stille - Kalte Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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prangte ein breiter Riss, der mit einer betonartigen Masse notdürftig ausgeputzt worden war.

    Marenburg betrachtete die kleine Klappe in der Haustür, nickte zufrieden und ging dann zum Nachbarhaus.
    Nach dem zweiten Klingeln öffnete eine ältere Dame mit Lockenwicklern in den Haaren.
    »Ja bitte?«, sagte sie und sah Marenburg argwöhnisch an. Sie war ganz offensichtlich nicht an einem Zeitschriftenabonnement, einem Staubsauger oder einem Gespräch über den bevorstehenden Jüngsten Tag interessiert.
    »Guten Tag«, sagte Marenburg. »Ich komme wegen der Katze. Meine Frau hat bei Ihnen angerufen.«
    »Katze?«
    »Ja, die Katze von Herrn Liebwerk nebenan.«
    »Oh«, sagte sie. »Davon wusste ich gar nichts. Wird mir mein Mann mal wieder nicht ausgerichtet haben. Da bin ich aber froh, dass sich jemand meldet. Ich hätte die Luzi ja gerne zu uns geholt, aber es ging leider nicht. Mein Mann und seine Allergie, wissen Sie. War Herr Liebwerk mit Ihnen verwandt?«
    »Cousins«, log Marenburg und trat von einem Bein aufs andere. »Könnten Sie mir bitte den Schlüssel geben? Es ist ziemlich kalt heute.«
    »Na ja, ich weiß nicht so recht«, sagte die Nachbarin mit ratlosem Blick. »Ich kenne Sie ja gar nicht. Wie war doch gleich der werte Name?«
    »Oh, verzeihen Sie. Marenburg, Rudolf Marenburg.«
    Sie legte den Kopf ein wenig schief und musterte Marenburg von oben bis unten. »Herr Liebwerk hatte Sie nie erwähnt.«
    »Nun ja, wir hatten nicht gerade das, was man ein enges Verhältnis nennt«, sagte Marenburg. »Aber ich denke, er wäre froh, wenn er seine Luzi bei mir wüsste. Jetzt, da er nicht mehr unter uns weilt.«

    »Eine schlimme Geschichte«, sagte die Nachbarin. »Ich bin noch immer ganz schockiert.«
    »Ja, so geht es uns allen«, erwiderte Marenburg mit derselben Betroffenheit in seinen Worten. »Wirklich schlimm. Könnte ich jetzt vielleicht schnell rüberhuschen?«
    Die Frau überlegte noch eine Weile, dann verschwand sie im Haus und kam mit dem Zweitschlüssel zurück. »Falls Luzi nicht da sein sollte …«
    »Dann werde ich später noch einmal wiederkommen«, unterbrach sie Marenburg und nahm den Schlüssel an sich.
    »Sie versteckt sich manchmal«, rief ihm die Nachbarin nach.
    Marenburg versprach, überall gründlich nachzusehen, und betrat kurz darauf Hieronymus Liebwerks Haus.
    Schon auf dem Flur schlug ihm der Geruch nach kaltem Zigarettenrauch entgegen. Hier würde man gründlich lüften müssen, ehe man das Haus einem Kaufinteressenten zeigte.
    Wirkte das Haus von außen nur klein, so erschien es im Inneren winzig. Das Erdgeschoss beherbergte ein kleines Wohnzimmer und die Küche, im Obergeschoss befanden sich Schlafzimmer und Bad.
    In den Räumen herrsche pedantische Ordnung, doch bei genauerem Hinsehen konnte man auf allen Möbelstücken eine Staubschicht erkennen. Liebwerk schien es mit dem Putzen nicht sehr genau genommen zu haben.
    Der Katzenkorb neben dem wurmstichigen Sekretär war leer, worüber Marenburg zutiefst dankbar war. Egal, wo sich die Mieze jetzt auch befinden mochte, er hatte nun ein gutes Argument, genauer nachzusehen.

    An jenem Abend im »Spinnrad« hatte er mehr getrunken als beabsichtigt und konnte sich nur noch ungenau daran erinnern, was Liebwerk über die Akte gesagt hatte. Sicher war er sich nur, dass der Archivar erwähnt hatte, er habe die Unterlagen mit nach Hause genommen. Aber wohin mochte er sie gelegt haben?
    Marenburg sah sich um und ging dann zum Sekretär hinüber. Das Möbelstück musste von einem Flohmarkt stammen. Vielleicht war es aber auch ein Erbstück. Er machte sich an der Klappe zu schaffen. Obwohl sie abgesperrt war, ließ sie sich recht leicht mit ein wenig Druck gegen die Seite öffnen. Auch hier herrschte die Ordnungsliebe eines Mannes, der von Berufs wegen gewohnt war, alles an einem bestimmten Platz aufzubewahren. Es dauerte nicht lange, da fand Marenburg in einem Ablagefach, wonach er gesucht hatte.
    Ihr Freund war der Meinung, mit der Akte sei etwas nicht in Ordnung, hörte er Liebwerks Reibeisenstimme wieder. Aber ich habe sie mir etliche Male durchgesehen, ja ich habe mir sogar eine Kopie gemacht und zu Hause noch einmal alles überprüft, aber ich konnte nichts Außergewöhnliches darin finden. Also geben Sie endlich Ruhe!
    Marenburg schob die Akte in seine Jacke, zog den Reißverschluss hoch und wandte sich zum Gehen. Erschrocken sah er ins Gesicht der Nachbarin, die in der Tür stand und ihn beobachtete.
    »Was machen Sie denn

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