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Kalte Stille - Kalte Stille

Titel: Kalte Stille - Kalte Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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über das gesprochen hatte, was sie ihr nur im Schutz der Zweisamkeit unter Freundinnen anvertraut hatte. Aber vielleicht täuschte sie sich. Wenn man sich auf diesen Raum einließ, war es vielleicht so, als würde man sich auf ein intimes Verhältnis einlassen, das danach selbst zum Geheimnis wurde, weil man mit niemand anderem darüber sprechen wollte. Ein intimes Verhältnis auf seelischer Ebene.
    War es das, was Nathalie mit dem »Dämon« gemeint hatte? Etwas, das Carlas Boulevardkollegen vielleicht als »Seelenfick« bezeichnet hätten?
    Aber davon wäre sie nicht schwanger geworden.
    In diesem Moment klopfte es leise, und ein Mann trat ein. Er musste weit über fünfzig sein, aber für sein Alter sah er noch sehr gut aus. Durchtrainierter Körper, gepflegtes Äußeres und Kleidung, die man nur in ausgewählten Herrenboutiquen bekam.
    Die Frauen müssen eine Schwäche für ihn haben, dachte Carla, denn auch wenn er ein wenig eitel auf sie wirkte, schien er nicht der Aufreißertyp zu sein, der sein superteures Cabrio unmittelbar vor dem Lokal parkte.
    Als der Mann sie sah, stutzte er. Carla hätte schwören können, dass er eine Spur bleicher geworden war. Dann aber schien er sich wieder zu fangen. Er nahm den Verordnungsbogen zur Hand.
    »Frau Weller? Meine Name ist Rauh«, begrüßte er sie. Er hatte eine angenehme, fast schon betörende Stimme. Ein sanftes, warmes Timbre.
    Sie stand auf und schüttelte ihm die Hand. Er hatte einen festen Händedruck, nur waren seine Hände ein wenig feucht.

    »Aber bitte, setzen Sie sich doch«, sagte er nachdenklich.
    Sie ließen sich nieder, Rauh im Lehnsessel, Carla auf dem Stuhl. Sie hatte den Eindruck, dass ihm das nicht ganz recht zu sein schien. Rauh sah in den Verordnungsbogen und studierte ihn gründlich. Als er ihn wieder auf die Tischplatte zurücklegte, lächelte er Carla an.
    »Wie ich sehe, hat Sie Kollege Forstner zu mir überwiesen.«
    »Er meinte, ich sei bei Ihnen in den besten Händen.«
    »Das ehrt mich.« Noch immer lächelte Rauh, aber Carla konnte dennoch spüren, wie er sie dabei taxierte. »Weshalb will er Sie nicht selbst behandeln?«
    »Das fragen Sie Ihren Kollegen am besten selbst.«
    »Das werde ich. Aber vielleicht erzählen Sie mir zuerst einmal, weshalb Sie hier sind.«
    »Meine beste Freundin ist tot«, sagte Carla und behielt dabei jede seiner Reaktionen im Auge.
    Rauh nickte und sah sie mitfühlend an. »Und Ihnen fällt es schwer, damit zurechtzukommen?«
    »Ja.«
    »Deshalb auch der Versuch, ihr zu folgen?«
    Carla sah auf ihre Bandagen und nickte. »Ja.«
    »Nein«, Rauh machte eine kurze Kopfbewegung zu ihren Handgelenken, »damit meine ich nicht Ihren angedeuteten Suizidversuch. Ich meine Ihr Auftreten.«
    Carla spürte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss.
    »Sie wollten sehen, wie ich auf Ihre Ähnlichkeit reagiere«, setzte Rauh mit ruhiger Stimme hinzu. »Und Sie sind hier, weil Sie glauben, ich wüsste, warum Frau Köppler sich so überraschend das Leben genommen hat, nicht wahr?«

    Touché, ging es Carla durch den Kopf. Du hast ihn überrumpelt, jetzt versucht er dasselbe mit dir.
    »Wissen Sie es denn?«
    Abermals lächelte Rauh, doch diesmal schien es ihr noch unechter als zuvor.
    »Entscheidender ist doch, was Sie darüber zu wissen glauben. Darüber sollten wir sprechen.«
    »Nun, ich glaube, dass Sie den Grund für Nathalies Selbstmord kennen«, sagte Carla und imitierte seinen ruhigen Tonfall.
    »Aha«, machte Rauh. Sein Lächeln verschwand.
    »Und ich glaube, dass dieser Grund irgendetwas mit dieser Klinik zu tun hat.«
    Hinter der Stirn des Arztes schien etwas vor sich zu gehen. Es konnte Unsicherheit sein, ebenso gut aber auch Verärgerung über ihre Anschuldigung.
    »Sie suchen also nach einem Schuldigen?«
    Carla zuckte mit den Schultern. »Wenn Sie so wollen, ja.«
    »Und ich bin Ihr Hauptverdächtiger?«
    »Wer weiß«, entgegnete sie und registrierte ein verärgertes Funkeln in seinem Blick.
    »Wohin soll diese Unterhaltung führen, Frau Weller?«
    »Zur Wahrheit?« Carla sah den Arzt unverwandt an.
    »Zu einer Wahrheit, die Sie gerne hören wollen.« Rauhs Stimme wurde lauter. »Denn ich fürchte, eine andere werden Sie nicht akzeptieren.«
    »Das käme auf einen Versuch an.«
    »Na gut«, seufzte Rauh und machte eine ungeduldige Handbewegung. »Die Wahrheit ist, dass sich eine ehemalige Patientin, die unter einer schweren Angststörung litt, vor einigen Tagen das Leben genommen hat. Eine weitere Wahrheit ist,

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