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Kalte Stille - Kalte Stille

Titel: Kalte Stille - Kalte Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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Fleischer lachte finster. »Er hatte Angst, dass ich sie mir unter den Nagel reißen könnte. Irgendwann an diesem Abend entschloss ich mich, zu ihm zu fahren und ihn zu überreden, es nicht zu tun. Ich wollte als Freund mit ihm reden. Ich hätte ihn gewiss überzeugen können.«
    »Da scheinen Sie meinen Vater schlecht gekannt zu haben«, sagte Jan und stützte sich mit den Armen hoch. Das Schwindelgefühl hatte nachgelassen. Allmählich fühlte er sich wieder kräftiger.
    »Bleib ja sitzen!«, fuhr Fleischer ihn an und hielt ihm
die Pistole vors Gesicht. »Ich drücke ab, sobald du dich noch einmal bewegst.«
    »Schon gut, schon gut«, sagte Jan und ließ sich wieder zurücksinken. »Sagen Sie mir lieber, ob Sie allen Ernstes geglaubt hatten, mein Vater würde Ihretwegen ein Verbrechen vertuschen.«
    »Es ging ja nicht nur um mich«, schrie Fleischer ihn an. »Herrgott nochmal, ich hatte Familie! Meine Frau war mit unserer ersten Tochter schwanger. Ich hätte beruflich nie wieder einen Fuß auf den Boden bekommen. Wie hätte es denn weitergehen sollen?«
    Mit einer zornigen Bewegung ließ Fleischer den Klappverschluss des Kanisters aufschnappen. Der Geruch nach Diesel mischte sich mit dem nach Metall und Waffenöl.
    Jan sah nervös zum Gang hinaus, dann wieder zu Fleischer. Er musste Zeit gewinnen. Nur noch ein wenig Zeit.
    »Was ist in der Nacht passiert? Sie waren nicht bei uns.«
    »O doch, das war ich.« Fleischer begann, den Stofffetzen in die Kanisteröffnung zu stopfen. »Aber als ich mich eurem Haus näherte, sah ich zuerst dich und dann Sven in den Park laufen. Tja, und dann änderte ich meinen Plan.«
    Bei diesen Worten blieb Jan fast das Herz stehen.
    Es wäre alles nicht passiert, wenn ich nicht die verrückte Idee mit dem Tonband gehabt hätte, schoss es ihm durch den Kopf.
    Wie oft schon hatte er sich diesen Vorwurf gemacht, aber nun, da er dem Mann gegenübersaß, der all das Leid und den Tod über seine Familie gebracht hatte, war diese Anklage für ihn wie in Stein gemeißelt.

    »Es war, als wollte mir eine höhere Macht zu verstehen geben, dass ich mit Reden allein keine Chance bei Bernhard haben würde.« Der Professor betrachtete den Fetzen, der nun aus der Öffnung des Kanisters hing und sich mit dem Treibstoff vollsog. »Wohl aber, wenn ich die Akte gegen etwas austauschte, das ihm viel bedeutete. Also folgte ich euch in den Park.«
    Jan zitterte am ganzen Leib, als er nun die Frage stellte, die ihm unzählige Nächte lang den Schlaf geraubt hatte. »Warum Sven? Warum nicht mich?«
    »Ganz einfach, Jan.« Fleischer legte den Kopf schief und sah ihn mitleidig an. »Ich wählte Bernhards richtigen Sohn, an dem er über alles hing. Es war alles so leicht. Sven wehrte sich kaum, als ich ihn in den Kofferraum drückte. Dann brachte ich ihn hierher zum Bunker und schloss ihn ein. Hier, in diesem Raum. Danach fuhr ich zu einer Telefonzelle in Kössingen und rief Bernhard an. Wie erwartet machte er sich sofort auf den Weg.« Er stieß einen tiefen Seufzer aus. »Alles hätte gut werden können, glaub mir. Bernhard hätte mit mir gesprochen, und ich hätte ihn überreden können, mich nicht zu verraten. Ja, da bin ich mir absolut sicher. Sven war doch nur ein Mittel zum Zweck, damit er mir zuhörte. Ich schwöre dir, was dann geschah, war nicht meine Schuld. Es war Schicksal. Bernhard fuhr viel zu schnell. Er hat sich seinen Tod selbst zuzuschreiben. Als ich ihn fand, lag er bereits im Sterben. Also nahm ich die Akte an mich und stand ihm während seiner letzten Minuten bei.«
    »Sie haben ihm beim Sterben zugesehen? Warum haben Sie keine Hilfe geholt?«
    »Weil er schon so gut wie tot war, als ich ihn fand. Das ist die Wahrheit, Jan. Hätte ich ihn denn mutterseelenallein
verrecken lassen sollen? Er war doch trotz allem noch immer mein Freund.«
    »Ihr Freund?«, schrie Jan ihn an. »Sie verlogenes Stück Scheiße! Sie haben meinen Vater krepieren lassen und meinen Bruder umgebracht, und Sie behaupten, er sei Ihr Freund gewesen?«
    »Ich wollte nicht, dass Sven stirbt. Das musst du mir glauben, Jan. Aber was hätte ich tun sollen? Ich musste ihn lassen, wo er war. Der Wald und die ganze Gegend waren voll von Suchmannschaften. Also beschloss ich ein Gottesurteil. Wenn man ihn fand, wollte ich mich stellen. Ja, wirklich, ich hätte alles gestanden.« Anklagend hob Fleischer den Finger zur Decke. »Es war ein Gottesurteil. Es war Gott , der Svens Tod wollte, nicht ich. Alfred Wagner hörte ihn schreien.

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