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Kalter Tee und heiße Kuesse

Kalter Tee und heiße Kuesse

Titel: Kalter Tee und heiße Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma van Harten
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ein wenig dramatischer. Bei Erzählung Nummer fünf war es quasi schon so, als hätte Lena Magnus im Eifer des Gefechts den Kopf mit einem Säbel abgeschlagen. Fabrizio liebte diese Ausschmückungen.
    „Ich ertrage es nicht, hier so tatenlos rumzusitzen.“ Johanna ging vor der Bar auf und ab. „Bernhard, nun sag doch auch mal was.“
    Bernhard Reichenbach war zweifellos der Ruhigere von beiden. Er trank in aller Seelenruhe sein Bier und stellte dann das leere Glas auf den Tisch.
    „Ich finde, wir sollten tanzen“, meinte er dann und reichte Johanna galant den Arm. „Schließlich ist das hier ein Ball.“
    In der Hochzeitssuite brannten mittlerweile keine Kerzen mehr. Es war drei Uhr morgens. Magnus und Lena lagen eng aneinandergekuschelt in dem großen, zerwühlten Himmelbett und genossen die Nähe des anderen. Von draußen drangen leichte Geräusche ins Zimmer, die letzten Bummler waren unterwegs, entfernt hupte ein Auto, und in einem nahen Baum schrie ein Käuzchen. Durch die Fensterläden kam nun kühle Luft, deswegen hatten sie sich in die Decke gewickelt, doch unter dieser spürten sie ihre Nacktheit und konnten nicht aufhören, sich anzufassen.
    „Möchtest du ein Glas Champagner?“, fragte Magnus und strich über Lenas Haar. Sie lächelte ihn an. „Gut möglich, dass ich ihn dir ins Gesicht schütte. In so was habe ich ja Übung.“ Er zog sie fester an sich. „Und wenn schon“, sagte er theatralisch, „du bist der Champagner meines Lebens!“
    „Uuuuh! Furchtbar.“ Lena verzog das Gesicht. „Ich hasse solche Sprüche.“
    „Tatsächlich?“ Magnus rollte sich auf die Seite und lehnte den Kopf gegen seinen aufgestützten Arm. „Tja, dann passen wir wohl nicht zusammen.“
    Lena fuhr mit dem Zeigefinger über sein Brustbein. „Ich will, dass du mir alles erzählst“, sagte sie leise, und ein ängstlicher Unterton schlich sich in ihre Stimme. „Und mit alles meine ich wirklich alles.“
    Magnus nickte. „Genau das habe ich vor. Nur zuerst …“, er warf die Decke zur Seite und kletterte aus dem Bett, „… hole ich uns was zu trinken.“
    Fabrizio und Kai tanzten wie die Wahnsinnigen. Glücklicherweise war der DJ bestechlich und spielte daher jetzt nur noch alte Schlager.
    „Also, Magnus ist wirklich ein feiner Kerl“, schrie Fabrizio, während er und Kai sich zu den Klängen von Karel Gott drehten. „Er hat gleich richtig reagiert, als er dich fragte, ob du mit hierher kommen möchtest.“
    Kai nickte, während er sein Gipsbein im Takt schwenkte. „Das stimmt. Weißt du, Fabrizio, ich fand dich gleich so wahnsinnig attraktiv. Nur hast du es gar nicht bemerkt. Am allerattraktivsten allerdings fand ich deinen Namen. Fabrizio …“, er sprach den Namen betont langsam und genüsslich aus, so, als würde er gerade eine ganze Sahnetorte verspeisen. „Kommen deine Eltern beide aus Italien?“ Er schaute erwartungsvoll.
    „Hm“, machte Fabrizio. „Ehrlich gesagt, nein. Sie kommen aus dem Ruhrpott. Aus Essen, um genau zu sein.“
    „Aus Essen?“ Kai hielt kurz inne. „Na ja, da gibt es ja auch sehr viele Italiener.“ Dann packte er Fabrizio an den Schultern, und gemeinsam sangen sie „In einem unbekannten Land, vor gar nicht allzu langer Zeit, war eine Biene sehr bekannt, von der sprach alles weit und breit. Und diese Biene, die ich meine, nennt sich Maja, kleine freche, schlaue Biene Maja …“
    Fabrizio dachte kurz nach. Sollte er Kai jetzt gleich gestehen, dass er eigentlich Ulrich hieß? Besser nicht. Besser den Abend so genießen, wie er war. Morgen war schließlich auch noch ein Tag. Und wenn Kai ihn wirklich gern hatte, dann würde er ihn auch gern haben, wenn er Ulrich hieß. So einfach war das.
    „Das ist alles“, schloss Magnus seinen langen Redefluss ab und schenkte Lena und sich Champagner nach. „Du siehst, du hast dich also völlig umsonst aufgeregt.“
    Sie hatte sich in eine Decke gewickelt und beide Arme um die angezogenen Beine gelegt.
    „Also, ich fasse zusammen“, rekapitulierte sie. „Du hattest nie und nimmer was mit Johanna Melchior, ihr habt an diesem Tag über deine Schwester gesprochen, und ich habe alles falsch verstanden. Die Melchior ist eine alte Freundin deines Vaters, mit dem hast du dich zerstritten, und dem Lektorat seines Verlages hast du mein Buchmanuskript angeboten, allerdings nicht unter deinem Namen, sondern eigentlich unter gar keinem, weil du das Deckblatt nicht mitgeschickt hast. Die Melchior will die ganze Zeit, dass du dich mit

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