Kalter Tee und heiße Kuesse
er, Fabrizio, zusätzlich ein Einzelzimmer gebucht hatte. Bloß hatte die verflixte Tatsache, dass dieser Maskenball kein gewöhnlicher Maskenball gewesen war, ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. So konnte er nur hoffen, dass Magnus von Lena in der Suite nicht in Stücke gerissen werden würde.
„Ähem“, machte jemand neben ihm. Fabrizio drehte sich um. Da stand jemand in einem Hundekostüm, lediglich die Augen konnte man sehen.
„Ja, bitte.“ Fabrizio wunderte sich über gar nichts mehr. Wer war das? Vielleicht ein Reporter.
Der vermeintliche Reporter zog ein Stück Hundekostüm aus und strahlte ihn an.
Fabrizio wurde knallrot. „Kai“, sagte er nur. „Kai.“
Kai nickte. „Ja. Magnus hat mich mitgenommen. Und Hector. Der wartet im Wagen von Magnus.“
„Aha“, Fabrizio fuhr sich über die Glatze. „Aber wie um alles in der Welt … ich meine, warum …“
Kai winkte ab. „Heute scheint der Tag der Verwirrungen zu sein“, lachte er. „Du siehst in diesem Kleid wirklich hinreißend aus! Willst du mit mir und meinem Gipsbein tanzenß?“
Lena raffte ihre Röcke und folgte den Rosenblättern, immer darauf bedacht, auf keines draufzutreten. Da hatte sich jemand sehr viel Mühe gemacht. Bitter schluchzte sie auf. Wahrscheinlich die Inhaberin, die den frisch Vermählten eine Freude machen wollte. Die Rosenspur führte vom Flur ins Schlafzimmer. Aus dem herrlich eingerichteten Raum leuchtete Kerzenschein. Wie unverantwortlich! Man konnte doch nicht einfach Kerzen anzünden und dann gehen. Alles hätte abfackeln können. Trotzdem – der Raum sah in diesem weichen Licht unbeschreiblich romantisch aus. Das Bett war einladend aufgedeckt, die Fensterläden geschlossen. Nur ein leichter Windhauch durchdrang die Klappläden und ließ die schweren Samtvorhänge leicht beben. Benommen blieb Lena stehen und ließ den Eindruck des Zimmers auf sich wirken, während sie immer trauriger wurde. Sie durfte sich jetzt nicht irgendwelchen sentimentalen Ausschweifungen hingeben und schon gar nicht daran denken, wie es wäre, die Nacht hier mit Magnus zu verbringen. Nein. Stattdessen würde sie jetzt schnell ihre Sachen packen und dann so rasch wie möglich zum Bahnhof fahren. Auch auf Fabrizio würde sie nicht mehr warten. Alle konnten ihr gestohlen bleiben. Resigniert zog sie die lädierte Perücke mitsamt dem Schleier vom Kopf.
Vom Badezimmer kam ein Geräusch. Hastig drehte Lena sich um. Vor ihr stand Magnus. Er hatte offensichtlich gerade geduscht, denn von seinem Körper tropfte Wasser, und er trug nichts außer einem um die Hüften gewickelten Badehandtuch.
„Hallo“, sagte er mit rauer Stimme.
Sie stand einfach so da und sagte gar nichts.
„Ich möchte dir etwas erklären.“ Magnus kam einen Schritt näher.
Lena schaute zur Tür. Wie lange würde sie bis dorthin brauchen? Magnus schien ihre Gedanken zu erraten, denn er trat direkt vor die Tür und schüttelte den Kopf.
„Oh nein“, sagte er. „Du rennst mir nicht schon wieder davon. Du hörst mir jetzt zu.“ Sie drehte sich um und lief schnell zur anderen Tür, die ins Wohnzimmer führte. Von dort aus konnte sie die Suite verlassen. Doch er war schneller als sie. Eine Sekunde später hatte er sie eingeholt und hielt sie fest. Lena fühlte sich wie in einen Schraubstock gespannt.
„Du lässt mich auf der Stelle los“, zischte sie, und ihre Augen blitzten vor Wut und Hilflosigkeit.
Magnus drehte ihr die Arme auf den Rücken und zog sie so eng an sich, dass sie kaum noch Luft bekam.
„Ich habe gesagt, du hörst mir zu!“ Jetzt wurde seine Stimme laut.
„Ich schrei um Hilfe!“, rief Lena wütend und holte Luft, während Magnus ihre Arme mit einer Hand festhielt und die andere über ihren Mund legte. Dann drehte er sich mit ihr um und schob sie in Richtung des Bettes. Lena versuchte nach ihm zu treten, was ihr aber nicht gelang, beide taumelten, und Lena fiel mit dem Rücken auf die Rosendecke. Keuchend lag Magnus über ihr. Sie schauten sich an, die Luft war wie elektrisiert von der spannungsgeladenen Situation. Und dann, als hätten irgendwelche höheren Mächte von ihr Besitz genommen, fing Lena an, Magnus zu küssen. Sie küsste ihn noch leidenschaftlicher als in ihrer ersten Nacht – sie küsste überhaupt so leidenschaftlich wie nie zuvor. Magnus umarmte sie voller Begierde, zerrte an ihrem Kleid, das Handtuch löste sich von seinen Hüften, und so lag er völlig nackt auf Lena, die seine Erregung durch den Stoff des Kleides
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