Kalter Tee und heiße Kuesse
muss weiterpacken, sonst wird das immer später. Bis nachher dann.“ Lena legte auf. Wie schön, bald wieder oft mit Frauke zusammen zu sein. Sie hatte die Freundin schon sehr vermisst, immer nur Telefonieren war eben doch nicht dasselbe, wie sich richtig zu treffen.
Während Lena packte und packte, ließ sie die vergangenen Wochen Revue passieren und musste in der Erinnerung immer wieder den Kopf schütteln. Wer hätte gedacht, dass sich ihr Leben derart verändern würde? Und nun zog sie auch noch nach Kiel. An die Ostsee, wo sie schon immer hinwollte.
Sie und Magnus würden in einer wunderschönen Altbauwohnung wohnen. Mit Garten und Blick aufs Meer. Magnus hatte ihr einen Strandkorb und einen neuen Laptop geschenkt. „Wenn du im Garten in dem Korb sitzt, kannst du so bequem deine neuen Bücher schreiben“, meinte er lieb. Er selbst würde wieder in der väterlichen Firma anfangen. Nach dem Gespräch in St. Goarshausen hatten sein Vater und er sich noch einmal allein getroffen und sich wirklich einmal alles komplett von der Seele geredet. Zur gleichen Zeit saßen Johanna und Lena zusammen, und Johanna hatte Lena gedankt und ihr gleichzeitig ans Herz gelegt, dafür zu sorgen, dass das gute Verhältnis zwischen Magnus und seinem Vater aufrechterhalten blieb. Lena hatte versprochen, dafür zu sorgen. Letztendlich hatte Johanna ihr dann noch das Du angeboten. Erst kam es Lena komisch vor, ihre ehemalige Chefin zu duzen, aber sie gewöhnte sich relativ schnell daran, zumal sie ziemlich schnell feststellte, dass Johanna als Privatperson sehr herzlich zu ihr war, fast wie eine Mutter.
Lena musste kurz an ihre Eltern denken, die schon lange nicht mehr lebten. Wie hätten sie sich über ihr Glück gefreut. Sie seufzte kurz, dann allerdings dachte sie wieder an die Gegenwart.
Johanna hatte ihr vor ein paar Tagen schmunzelnd erzählt, dass sie auch vorhabe, längerfristig nach Kiel überzusiedeln.
„Ja, ich möchte ganz bei Bernhard sein“, hatte sie gesagt und war sogar ein wenig rot geworden. „Wir verstehen uns gut. In vielerlei Hinsicht.“ Bei diesen Worten sah sie wie ein junges Mädchen aus. Lena gönnte Bernhard und Johanna ihr recht spätes Glück von ganzem Herzen.
Das Zusammensein mit Magnus war unbeschreiblich. Nicht weil sie jeden Tag mindestens einmal Sex hatten. Gut, das war auch schön, aber nicht das Allerwichtigste. Nein, es war dieses Gefühl, mit exakt diesem Menschen am liebsten zusammen zu sein, mit exakt diesem Menschen den Rest seines Lebens verbringen zu wollen. Ein wunderbares Gefühl, das schöner war als die Gewissheit, ein volles Glas Nutella ganz allein für sich zu haben, um es mal einfach auszudrücken. Magnus schien es genauso zu gehen. Nachdem sie von St. Goarshausen nach Hause gefahren waren, kam er wie selbstverständlich mit in Lenas Wohnung, und da blieb er. Oder sie fuhr zu ihm und blieb da. Seit diesem Tag war es ein wundervolles Miteinander. Sie konnten wirklich alles miteinander tun. Miteinander reden, miteinander schweigen, miteinander schlafen, miteinander kochen. Ja, Magnus schaute sich sogar freiwillig mit ihr Grüne Tomaten oder Notting Hill auf DVD an, Filme, die sie sonst nur mit Fabrizio oder Charlotte sehen konnte.
Übrigens war auch der sehr froh. Er und Kai hatten sich, wie man so schön sagt, gesucht und gefunden. Hector war der Ersatz für ein gemeinsames Kind, und nun fuhren sie zu dritt in Fabrizios Cabrio durch ganz Deutschland, um sich Burgen und Schlösser anzuschauen und lecker mittagessen zu gehen. Nur Maskenbälle mieden sie seit dem Desaster auf Burg Rheinfels. Lena würde ihren guten Freund sehr vermissen, weil er ja hier in Hannover blieb, aber er würde sie oft besuchen kommen, das hatte er bereits versprochen. Außerdem plante er eine Fotoserie über Schlösser und Burgen in Schleswig-Holstein, da war es ja wohl klar, dass er bei Lena und Magnus wohnen würde.
Lena freute sich auf das Leben mit Magnus, sie freute sich auf Kiel, sie freute sich auf alles, was da kommen würde. Im Winter würden sie nach Österreich zum Skilaufen fahren. Ein Freund von Magnus hatte dort eine zauberhafte Berghütte mit Kamin und Brunnen, und Lena sah sich und ihren Liebsten schon unter dicken Daunendecken kuscheln. Ach, es würde alles herrlich werden.
Sie hatte mit ihrem zweiten Buch angefangen, das Schreiben machte Spaß, es war einfach ihr Ding. Lebensliebe war der Arbeitstitel, und es handelte von ihr und Magnus. Von was auch sonst?
Während Lena den
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