Kalter Tee und heiße Kuesse
deinem Vater aussöhnst, und vorhin waren die beiden plötzlich auf der Burg. Dass du auf der Burg aufgetaucht bist und dazu noch in diesem komischen Kostüm, das haben wir einzig und allein Fabrizio zu verdanken.“
Magnus nickte. „Genau. Und für Fabrizio habe ich Kai mitgebracht.“
Lena redete weiter: „Und du warst deswegen so eklig zu mir, weil du dachtest, ich sei wie all die anderen, die dich nur ausgenutzt und an der Nase herumgeführt haben. Wegen deiner schlechten Erfahrungen hast du dir einen Panzer zugelegt und wolltest nie im Leben wieder lieben?“
Magnus nickte wieder. „Exakt.“
„Und jetzt?“ Lena schaute ihn erwartungsvoll an.
„Wie, und jetzt?“ Magnus verstand nicht gleich, was sie meinte.
„Bist du immer noch der Ansicht, dass du nie mehr im Leben lieben willst?“
Magnus sah sehr ernst aus. „Tja … so leid es mir tut, aber ich glaube, ich will das wirklich nicht mehr, und ich werde wohl auch nie mehr lieben können.“ Er zuckte resigniert mit den Schultern.
Lena erstarrte. „Ich verstehe …“, sagte sie dann langsam.
Magnus kniff sie in den Arm und lachte sie an. „… weil ich es nämlich schon tue. Eigentlich vom ersten Moment an. Du …“, er griff ihre Hände, hob sie hoch und küsste sie sanft. „Ich will nie wieder ohne dich sein. Nie wieder, hast du verstanden?“ Mit einem Aufschrei sprang Lena nach vorn. „Du … Mistkerl“, schimpfte sie ihn grinsend und drückte ihn aufs Laken. „Du hast mich schon wieder an der Nase herumgeführt.“ Dann fanden sich ihre Lippen wieder in einem nicht enden wollenden Kuss, und ein paar Minuten später erkundeten sie ihre Körper erneut. Erst als es draußen hell war, ließen sie voneinander ab, verschwitzt, keuchend und unendlich glücklich.
„Lena. Lena! LENA!!!“ Lena setzte sich benommen auf. Wo war sie? Im nächsten Moment fiel ihr Blick auf Magnus, und sie musste lächeln. Er lag zusammengerollt wie ein Baby neben ihr und schlief glücklich aussehend vor sich hin. Sanft streichelte sie seine Wange.
„LENA!“ Wer um alles in der Welt rief nach ihr? Sie stand auf, wickelte sich das Badetuch um, das Magnus gestern Nacht noch getragen hatte und das jetzt achtlos auf dem Boden lag, und ging zum Fenster, von wo das Geräusch kam. Vorsichtig öffnete sie die Klappläden. Gleißendes Sonnenlicht blendete sie, und sie musste die Hand vor die Augen halten. Nachdem sie wieder etwas besser sehen konnte, erkannte sie Fabrizio und Kai, den Mann mit dem Berner Sennenhund.
„Na endlich! Wir haben uns schon Gedanken gemacht. Ist alles in Ordnung?“ Fabrizio stellte sich auf die Zehenspitzen, um Lenas Antwort besser zu verstehen.
Lena breitete die Arme aus und lachte auf die Straße hinab.
„Besser in Ordnung könnte gar nichts sein!“, rief sie zu Fabrizio, und dann erkannte sie Kai. „Und bei euch?“
Fabrizio legte einen Arm um Kai. „Dito“, gestand er glücklich. „Du, aber meinst du, du könntest dich jetzt mal anziehen? Und der, der hundertprozentig bei dir im Zimmer ist, auch? Es ist nämlich so, dass sein Vater dort vorn in einem Café auf ihn wartet, und der würde gern mit ihm reden. Und die Melchior auch. Du sollst übrigens mitkommen.“
„Aha. Aber warum soll ich denn mitkommen, wenn Magnus’ Vater mit Magnus reden möchte?“, wollte Lena wissen, Fabrizio winkte allerdings ab. „Stell nicht immer so überflüssige Fragen.“ Er verdrehte die Augen. „Geht duschen, zieht euch was an – bitte was Normales –, und dann kommt bitte.“
„Ich habe hier Magnus’ Reisetasche“, kam es von Kai. „Gott sei Dank war der Kofferraum seines Autos offen, sonst wäre der arme Hector bestimmt gestorben, aber so konnte ich ihn rauslassen, und da dachte ich, ich bring gleich die Reisetasche mit. Da sind normale Sachen drin.“
„Ich bringe sie schnell hoch“, sagte Fabrizio und klopfte eine Minute später an die Tür. Sobald Lena ihm öffnete, strahlte er sie an. „Gut siehst du aus, Prinzessin“, meinte er und strich ihr übers zerzauste Haar. „So will ich dich jetzt immer sehen.“ Schnell hauchte Lena ihm einen Kuss auf die Wange und schloss dann wieder die Tür.
Magnus räkelte sich in den Kissen. Er öffnete ein Auge, dann noch eins.
„Hmm“, machte er genüsslich.
„Guten Morgen. Na, ausgeschlafen?“ Lena setzte sich auf die Bettkante, und Magnus nestelte sofort an ihrem Handtuch herum.
„Oh nein, dafür ist jetzt keine Zeit.“ Lena kitzelte ihn, um ihn richtig wach zu bekommen.
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