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Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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uns aus dem Betriebsgelände zu drängen. Ich riss meine Kamera hoch und schoss noch ein paar Bilder, der eine Polizeibeamte griff nach meinem Apparat.
    »Wehe, wenn Sie das tun, haben Sie die ganze österreichische Presse am Hals«, fuhr ich ihn an.
    Das wollte er denn doch nicht, sie gaben sich damit zufrieden, dass wir wieder auf der Straße standen.
    »Zum Gefrierlager«, zischte Vesna, »es gibt auch oberirdisches Tor, vielleicht geht es auf. Jetzt ist egal, wenn wir auffallen.«
    Wir rannten die hundert Meter zur metallverkleideten Halle. Der alte rote Golf stand immer noch einsam auf dem Parkplatz.
    In das riesige Tor, durch das sichtlich LKWs aus- und einfahren konnten, war eine kleinere Tür eingelassen. Vesna rüttelte daran. Sie war verschlossen.
    »Diese Arschlöcher jagen nur Illegale, Rest kümmert sie nicht«, fauchte sie.
    Sie rüttelte noch einmal und wäre beinahe gestürzt, denn plötzlich gab die Tür nach, heraus rannten vier Frauen und zwei Männer.
    »Sie fliehen«, schrie einer der Beamten, gemeinsam mit zwei Kollegen in Uniform stürzte er ihnen nach, einer zückte seine Waffe und schrie: »Halt, stehen bleiben!«
    Die Flüchtenden hatten offenbar nichts zu verlieren, sie rannten weiter, drei Richtung Wald, drei zum Golf, sie rissen die Türen auf, sprangen hinein, starteten das Auto, rasten in Richtung Schönpolding davon. Der Beamte schoss in die Luft. Ich zuckte zusammen. Ein Streifenwagen nahm die Verfolgung auf. Derjenige, der geschossen hatte, lief den Hang nach oben, rutschte aus, verlor seine Mütze, lief weiter. Slapstick vom Feinsten. Wäre das alles ein Film gewesen, ich hätte gelacht. Aber in der Realität machen mir Waffen Angst, und derartige Polizeieinsätze auch.
    Der Eingang zum Lager stand nun offen, wir schlüpften hinein und befanden uns in einem Vorraum. Ein Hubstapler stand da, eine schmale Treppe führte nach unten, dicht daneben gab es einen Lift für große Lasten. Alles menschenleer.
    Ein riesiges Schiebetor, daneben eine kleine Tür, die bloß angelehnt war und durch die etwas wie weißer Nebel drang. Vesna öffnete sie, wir folgten ihr. Eisige Kälte umfing uns. Wir waren in einem unvorstellbar großen Gefrierschrank, einer Gefrierkathedrale. Die Luft schien nicht mehr gasförmig, sondern schwer und fest, ein bisher unbekannter Aggregatzustand, sie klebte an den Lippen. Nahezu erstarrt sahen wir uns um. Gänge von gut achtzig Meter Länge, links und rechts ragten acht, vielleicht auch zehn Meter hohe Türme von rostroten und bleichblauen Metallcontainern nach oben. Wir gingen vorsichtig die Vorderfront entlang, so als ob wir jeden Moment ausrutschen konnten. Kälte hatte mit Glatteis zu tun, sagte uns die Erfahrung. Doch der Boden war trocken. Sieben, zehn, zwölf Gänge zählten wir, verbunden durch schmalere Wege. Kein Stück Fleisch zu sehen, offenbar wurde es in den Containern transportiert und aufbewahrt. Hunderte, tausende Tonnen von Fleisch. Wem würde da schon auffallen, wenn etwas fehlte?
    »Die Leute vom Lebensmittelamt und von der Landwirtschaftsabteilung müssen gleich da sein«, hörten wir einen der Beamten einige Gänge entfernt sagen. »War gar nicht so leicht, sie so kurz vor Weihnachten aufzutreiben.« Selbst der Schall schien durch die eisige Luft gedämpft und verzögert zu werden.
    Vesna zog mich am Arm. »Wir müssen Karin finden.«
    »Hier?«
    »Ist leider logisch.«
    »Wie?«
    »Nicht!«, schrie einer der Beamten. »Nicht das Metall mit bloßen Händen anfassen! Du bleibst kleben!«
    Viel länger würde ich es hier drinnen nicht mehr aushalten. Vesna zog Handschuhe an, wickelte zum Schutz noch ihren Schal um die Hand und öffnete den Container, vor dem wir gerade standen. Er war voll mit roten und blauen Plastikkisten, in denen unter Folie Fleisch lagerte. Hier jedenfalls war nichts gestohlen worden. Was, wenn wir uns geirrt hatten?
    Sie lief zu einem anderen Container. Voll. Noch einer. Voll.
    Mir wurde übel. Sinnlos, von den vollen Containern Fotos zu machen.
    »Wir brauchen Stapler«, zischte sie.
    »Dann bemerken sie uns.«
    »Egal.«
    »Wer kann so was fahren? Niemand.«
    »Ich«, sagte Grete zu unserer Überraschung, »hab ich gelernt. Ich fahre mit allem, was man in der Landwirtschaft braucht.«
    Am Rand der Halle standen riesige Hubstapler. Solche Apparate hatte Grete mit Sicherheit noch nie bewegt.
    Grete sah sich eines der Monster an, zögerte kurz, kletterte in die Fahrerkabine und startete. Vesna stand neben dem Stapler, rannte

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