Kaltes Gift
und irgendwo in der
Ferne hörte Daisy ihn gegen die Wand krachen, doch ihre Welt war jetzt
erfüllt von dem Feuer in ihren Eingeweiden. Sie fiel vornüber,
versuchte krampfhaft, das Würgen zu unterdrücken, aber die Hitze des
Kaffees hatte ihr den Hals zugeschnürt, und sie konnte kaum atmen.
Hände griffen von hinten nach ihr und legten sie auf den
Küchenboden. Tränen trübten ihre Augen. Jemand redete eindringlich auf
sie ein, aber die Worte glitten an ihr vorbei.
Ihr war, als läge sie schon sehr lange hier, obwohl sie kaum
noch ein Zeitgefühl hatte. Der Schmerz wütete durch ihren Leib und
sandte seine Tentakel an Armen und Beinen entlang. Schauer rüttelten
ihren Körper. Fetzen unverständlichen Geredes streiften sie: »Die Frau
oben ist tot, Boss …« »Wo zum Teufel bleibt der
Krankenwagen …?« »DCS Rouse kriegt im Präsidium
Zustände …!« Doch das war alles so fern, so abstrakt. Real war
allein die Pforte vor ihr. Eine Hecke säumte zu beiden Seiten den Zaun,
aber durch die Lücken darin sah sie Blumen in allen Farben. Verzückt
strebte sie darauf zu, und es wunderte sie nicht, dass die Pforte von
selbst aufschwang, als sie näher kam. Ein Pfad führte durch den Garten,
und eifrig ging sie ihn entlang. Zu ihrer Linken war ein Beet
hellblauer Kubalilien, die von giftigen Glykosiden nur so troffen; zur
Rechten reckte Vogelmilch die winzigen weißen Hände zum Himmel,
angefüllt mit tödlichem Convallatoxin und Convallosid. Dahinter
erkannte Daisy eine Fülle von Drachenwurz mit seinen roten Beeren und
den Wurzeln, prallvoll mit todbringenden Kalziumoxalatraphiden. Und um
das alles herum die ovalen grünen Blätter der Brechwurzelpflanzen,
Quelle der Droge Emetin, die Wochen zum Töten brauchte, wenn man genug
davon verabreichte, und Jahre, um sich davon zu erholen, wenn man zu
wenig nahm.
»Ich werde ihr entkommen«, sagte sie
entschlossen. »Ich werde …«
Und als ihre Beine nachgaben und sie zwischen den Pflanzen,
inmitten der schönen, wunderschönen Gewächse zu Boden fallen ließen, da
reckten diese ihre Stängel und umhüllten ihren sterblichen Leib mit
ihren unsterblichen Blättern und Blüten. Und endlich, ans Herz ihrer
geliebten Pflanzen gebettet, fand sie den Frieden, nach dem sie sich
all die langen Jahre gesehnt hatte.
Danksagung
M ein herzlicher Dank gilt: Andrew Lane für
Rat und Hilfe; John Catherall, der mir gestattete, einige seiner
körperlichen Merkmale zu entlehnen; Robert Kirkby, dem unermüdlichen
Vermittler; Nic Cheetham, der an mich glaubte; und der nicht
kleinzukriegenden Gillian Holmes, meiner langmütigen Lektorin. Ebenso
Sylvia Clarke, Eve Wilson und Iris Cannon, die mich auf verschiedene
Weise lehrten, wie man schreibt, und – noch
wichtiger – wie man nicht schreibt.
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