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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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Aber er hat uns Blochin hiergelassen; leider mit einem Messer im Rücken.«
    Hain drehte den Kopf ein wenig in seine Richtung.
    »Ist er tot?«
    »Ich glaube, ja. Aber das ist mir im Moment ziemlich egal.«
    Von draußen hörte Lenz Sirenengeheul. Er überlegte, ob er der Besatzung des Notarztwagens würde öffnen müssen, erinnerte sich dann jedoch, dass sowohl das Tor an der Straße als auch die Haustür offen standen.
    »Hier!«, schrie er, so laut er konnte. »Hierher!«
    Der Erste, der in der Tür auftauchte, war ein uniformierter Polizist mit gezückter Pistole.
    »Was …?«
    »Ich bin Hauptkommissar Lenz. Nehmen Sie die Waffe runter.«
    Ein weiterer Uniformierter stürzte ins Zimmer.
    »Ach du Scheiße, was ist denn hier passiert?«
    Die beiden Polizisten steckten ihre Pistolen weg und kamen auf Lenz zu. Der Hauptkommissar stoppte sie mit einem unwirschen Blick.
    »Durchsuchen Sie sofort das Haus, das Grundstück und die Umgebung nach einem Mann Mitte 50 mit langen grauen Haaren.«
    Er überlegte, ob er den Uniformierten weitere Details zur Personenbeschreibung von Roll geben konnte, doch es fiel ihm nichts ein. Er hätte nicht einmal sagen können, welche Farbe die Kleidung hatte, die der IHK-Boss trug.
    »Und Vorsicht, Männer, er ist bewaffnet und schießt ohne Rücksicht.«
    In diesem Moment stürmten zwei rot gekleidete Männer und eine Frau in den Raum, sahen sich kurz um und nahmen sofort Kurs auf Lenz und den noch immer in dessen Arm liegenden Thilo Hain.
    »Legen Sie bitte den Kopf vorsichtig ab und gehen Sie zur Seite«, verlangte die Frau mit der großen gelben Aufschrift ›Notarzt‹ auf der Brust nachdrücklich von ihm. Dann fing sie an, das Hemd des noch immer zitternden Oberkommissars aufzuknöpfen.
    Lenz trat einen Schritt zur Seite und sprach den Sanitäter an, der seinen Kollegen von oben zusah.
    »Drüben in der Küche liegt noch einer, aber er ist vermutlich tot.«
    »Na, dann zeigen Sie ihn mir mal«, antwortete der untersetzte, etwa 50-jährige Mann.
    Der Kommissar ging voraus in die Küche. Die Blutlache, in der Blochin lag, hatte sich dramatisch vergrößert.
    Mit geschickten Bewegungen beugte sich der Sanitäter hinunter zu dem leblosen Körper, legte zwei Finger an dessen Hals und zog dabei die Augenbrauen hoch. Dann öffnete er ein Augenlid des Russen, betrachtete die Pupille und sprang auf.
    »Der lebt noch!«, polterte er. »Nicht mehr viel, aber er lebt.«
    Bevor er aus dem Raum rannte, drehte er sich noch einmal um.
    »Fassen Sie ihn nicht an, ich muss zum Wagen und an den Funk.«
    Lenz sah verwirrt nach unten. Es war ihm völlig unbegreiflich, wie ein Mensch, der so viel Blut verloren hatte, noch am Leben sein konnte.
    In diesem Moment fing Blochin kaum hörbar an zu stöhnen. Lenz kniete sich neben ihn, immer versucht, nicht mit dem Blut in Kontakt zu kommen, und betrachtete dessen bleiches, eingefallenes Gesicht. Langsam und schwerfällig öffnete der Russe die Augen. Mit jedem seiner rasselnden Atemzüge transportierte der Sterbende mehr Blut in seinen Mund. Trotzdem versuchte er nun offenbar, dem Hauptkommissar etwas mitzuteilen. Lenz beugte sich noch ein wenig weiter nach vorne, um mit dem rechten Ohr näher an Blochins Mund zu gelangen, konnte allerdings nichts verstehen, weil jetzt ein heiseres Husten den Körper des Russen erbeben ließ, das ihn an die Geräusche eines verwundeten Raubtieres erinnerte. Er bemerkte, wie ein paar Blutspritzer sein Gesicht trafen, und zog den Kopf zurück, doch Blochin gab ihm mit einer kaum sichtbaren Geste zu verstehen, dass er wieder näher kommen sollte.
    »Aahh«, murmelte er kaum hörbar.
    »Anna?«, wiederholte Lenz leise. »Anna Hohmann?«
    Mit leerem Blick schüttelte Blochin den Kopf. Lenz hatte das Gefühl, dass der Mann seine letzten Kräfte einsetzte, um ihm diese Information preiszugeben. Und für einen Moment durchzuckte ihn die Erkenntnis, dass er einen nicht zu unterschätzenden Nutzen aus dessen Tod ziehen würde.
    »Aahh«, flüsterte Blochin erneut, und diesmal konnte der Kommissar den Inhalt des Wortes nur mehr erahnen. Dann holte der Russe ein letztes Mal Luft, blies sie heiser aus und verharrte absolut regungslos in dieser Position.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen ihn nicht anfassen«, brüllte der Sanitäter ihm ins Gesicht, während er mit einem schweren Koffer in der Hand um die Ecke gerannt kam und Lenz in gebückter Haltung neben Blochin entdeckte.
    »Er wollte …«, versuchte Lenz eine

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