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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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genommen haben könnte. Und ich will, dass auf jedem Bahnhof Kollegen stehen, die nach ihm Ausschau halten. Hat du das verstanden?«
    »Ich bin ja nicht taub. Du willst, dass wir ihn zum Staatsfeind Nummer eins machen, nicht mehr und nicht weniger.«
    »Genau das. Und gib auf jeden Fall mit durch, dass der Typ gefährlich ist. Setz am besten dazu, dass er rücksichtslos von der Schusswaffe Gebrauch macht, dann sind wir auf der sicheren Seite.«
    »Sag ich doch, Staatsfeind Nummer eins«, bestätigte Gecks seine eigenen Worte und legte auf.
    »Er ist weg«, berichtete Lenz seinem Kollegen kopfschüttelnd.
    »Hör auf, Paul, so einer nimmt nicht die Bahn. Der ist noch irgendwo hier in der Stadt, darauf verwette ich meinen Arsch.«
     
    Drei Minuten später legte Hain seinen Finger auf den glänzenden Klingelknopf in der Mitte einer polierten Edelstahlplatte. Lenz sah durch die dichte Hecke auf eine großzügige, schneebedeckte Rasenfläche, die sich vor einem repräsentativen, zweistöckigen Haus ausbreitete.
    »Hier kann man problemlos Golf spielen«, bemerkte er beeindruckt.
    »Wenn man denn drin ist«, gab Hain zurück, stierte dabei in die riesige Froschaugenlinse der Überwachungskamera und klingelte erneut. Diesmal ließ er den Knopf erst nach zehn Sekunden los.
    »Gefahr im Verzug?«, fragte er seinen Kollegen nach einer halben Minute.
    »Nein, Thilo. Wir können nicht so einfach da eindringen, auch wenn Roll von Goldberg schwer belastet wurde. Wir fahren jetzt …«
    Weiter kam der Hauptkommissar nicht, denn in diesem Moment wurde die Eingangstür zum Haus aufgerissen und Boris Blochin tauchte auf, allerdings nur für einen kurzen Moment, dann wurde er zurückgezogen und die Tür wieder zugeschlagen.
    Die beiden Polizisten sahen sich verdutzt an.
    »Und ob Gefahr im Verzug ist!«, zischte Hain mehr zu sich selbst als zu Lenz und zog sein braunes Etui aus der Jacke.
    Das moderne Schloss des großen Tores machte dem Oberkommissar mehr Schwierigkeiten, als er erwartet hatte. Er benötigte zwei Minuten, bis der Verschluss im Innern zurückschnappte.
    Geduckt liefen die beiden über den gepflegten Plattenweg zur Haustür. Lenz zog seine Dienstwaffe. Hain drückte vorsichtig gegen den Metallknauf, aber die Tür war verschlossen. Er nahm eine kurze Schlinge aus dem Etui, das sich noch immer in seiner Hand befand, und begann zu arbeiten. Nach weniger als einer halben Minute hatte er Erfolg. Leise schwang das schwere Türblatt nach innen und gab den Blick frei auf zwei vergoldete asiatische Statuen, die in der sterilen Vorhalle auf poliertem Granitfußboden standen.
    Hain steckte das Einbruchswerkzeug in die Jacke, zog seine Waffe aus dem Gürtelholster und entsicherte sie. Dann trat er mit einer schnellen Bewegung ins Innere, sich dabei um seine eigene Achse drehend. Durch einen Schwenk der Pistole bedeutete er Lenz, ihm zu folgen. Der Hauptkommissar betrat vorsichtig den Raum, die Pistole mit beiden Händen umklammert, und sah sich um. Es gab drei Türen. Eine führte nach links, eine nach vorne, und durch die dritte waren sie gekommen. Vor der Tür neben der rechten Statue lag ein Fußabtreter, auf dem in Kinderschrift Wielkommen stand. Das erste e war durchgestrichen.
    Hain deutete mit seiner Waffe auf diesen Eingang. Dann drückte er mit erhobener Pistole auf die Klinke, warf die Tür nach innen und ließ sich fallen. Der Hauptkommissar streckte seine Waffe nach vorne und beschrieb mit den Armen einen Viertelkreis.
    Vor sich hatten die beiden Kommissare einen großen Raum mit schweren Teppichen auf dem Boden, vielen Bildern an den Wänden und einigen Kunstobjekten, die auf Ständern frei im Raum platziert waren. In der hinteren rechten Ecke stand eine Ledersitzgruppe um einen nüchternen Chromtisch, dahinter war der Durchgang zum Esszimmer zu erkennen. Am linken Ende der Wand stand eine Tür offen, die den Blick auf eine Treppe freigab. Von dort aus gelangte man vermutlich in die obere Etage.
    Lenz bemerkte, wie ihm der Schweiß in die Augen lief. Auch seine Handflächen waren feucht.
    Hain sprang neben ihm auf, sah mit einer ruckartigen Bewegung hinter die Tür und ging dann mit schnellen Schritten drei, vier Meter nach vorne, die Waffe im Anschlag.
    Lenz fragte sich später oft, ob er mehr hätte tun können oder müssen, um seinen jungen Kollegen ausreichend abzusichern. In vielen Nächten lag er wach und dachte über den Moment nach, als Rolls wutverzerrtes Gesicht in der linken Tür auftauchte und der

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