Kampf Dem Chaos

Ser.«
    »Hrisbarg?«
    »Jetzt, da der Kaiser Freistadt eingenommen und der Regent die alten Eisenminen wieder aufgemacht hat ... Ginstal sagte, dort würden gute Bergmänner gebraucht, die die Eisenerzbergwerke kennen, dort habe er auch sein Handwerk gelernt. Sein Bruder lebt dort, in einem Ort namens Howlett ...«
    Ich erinnerte mich an Howlett, aber nicht gerade mit Begeisterung.
    »... Ginstal hat auch gesagt, dass sie mit den neuen Dampfdruckpumpen viel tiefer graben könnten, außerdem sei er es leid, sich ständig vor dem Kaiser fürchten zu müssen ... oder wer auch immer Kyphros als Nächstes angreifen würde.«
    Wie viele Menschen in Candar dachten wohl das Gleiche? Baute der Kaiser gar darauf?
    »Verzeiht, Ser ...«, sagte Jahunt.
    »Was? Was ist?«
    »Ihr saht so abwesend aus, Ser.« Der Hausierer wandte sich an Wegel. »Wenn er so dreinschaut, junger Wegel, möchte ich ihm nicht im Dunkeln begegnen.«
    »I-i-ich auch n-n-nicht ...«
    Das laute Gegacker aus dem Hühnerstall sagte mir, dass Rissa gerade die Hühner fütterte oder die Eier einsammelte. Das Krähen des jungen Hahnes – er saß bestimmt auf der obersten Zaunstange vor dem Hühnerstall – bestätigte, dass jemand in sein Territorium eingedrungen sein musste.
    »Junge Hähne ...«, murmelte ich.
    »So alt seid Ihr auch noch nicht, Meister Lerris«, lachte Jahunt.
    Vielleicht nicht, aber manches Mal fühlte ich mich uralt.
    »Ich glaube, ich würde die Holzsachen, die der junge Wegel schnitzt, gern verkaufen, zumindest so lange, bis die Hamoraner hier ankommen«, bot Jahunt an.
    »Das kann lange dauern«, erwiderte ich.
    »Nehmt Ihr es also mit ihnen auf? Die Leute sagen, Ihr seid ein mächtiger Magier.«
    »Nur so mächtig, dass ich ein paar Mal fast umgebracht worden wäre. Nein ... daran denke ich nicht einmal.«
    »Wenn Menschen wie Ihr sie nicht einmal aufhalten könnt, wer kann es dann?«, fragte der Hausierer.
    Auch Wegel starrte mich fragend an, aber ich fand keine Antwort.
    »Eine gute Frage, aber ich kann sie nicht beantworten.« Zu Wegel sagte ich: »Du kannst mit Jahunt eine Abmachung treffen, aber dafür musst du in deiner Freizeit arbeiten.«
    »D-d-danke.«
    Ich lächelte. »Ich weiß nicht, ob du dich dafür bedanken musst. Doppelte Arbeit bedeutet nicht unbedingt Vergnügen.« Während Wegel stotterte und Jahunt schacherte, ging ich zurück in die Werkstatt, wo es bereits heißer als draußen war. Ich hatte keine große Lust zum Weiterarbeiten.
    Doch ich raffte mich auf und begann mit den Schwalbenschwanzverbindungen der Reisetruhen. Nach dem, was Jahunt erzählte, würden sich diese bald gut verkaufen lassen, obwohl ich nicht glaubte, dass das hamorische Sonnenbanner in nächster Zeit in Kyphros einmarschieren würde, nicht solange Krystal für Ruzor zuständig war.
    Wegel kam bald zurück und lächelte zufrieden, bis ich ihm auftrug, auch eine Reisetruhe – eine einfachere Art – zu schreinern.
    Später, kurz vor dem Abendessen, musste er die Werkstatt sauber machen, sodass ich anschließend Durriks Kommode firnissen konnte. Über Nacht sollte sie dann ungestört trocknen.
    Zum Abendessen gab es sehr scharf gewürzte Eier, die in Paprikaschoten eingewickelt waren. Sogar Wegel schwitzte, als er zwei davon gegessen hatte, aber wie alle Jungen in seinem Alter aß er schließlich fünf davon. Ich hörte nach dreien auf, aß dafür aber mehr Maisgebäck, als ich vertrug, und trank mehr Wasser als nötig.
    Nach dem Essen striegelte ich Gairloch, der sich ungebärdig aufführte. Wahrscheinlich bekam ihm die frühe Sommerhitze nicht gut, die einen hohen Dunstschleier am Himmel schuf, und es störten ihn die vielen hungrigen Fliegen, die überall in der Luft umhersummten.
    Diese Hühner ... sie gackerten unaufhörlich und hinterließen nur Dreck und Unrat, aber wir hatten Eier.
    Die Nacht war zwar heiß, aber die Luft so trocken, dass mir das Einschlafen nicht schwer fiel, durchzuschlafen dagegen schon viel schwerer.
    Wieder schien die Erde zu beben.
    Ich setzte mich auf, zitterte vor der geistigen Kraft des Chaos-Nachhalls. Ohne weitere Nachforschungen anstellen zu müssen – meine Sinne konnte ich ohnehin nicht so weit ausdehnen, auch nicht unter der Erde, auch nicht als ein Erd-Magier wider Willen –, wusste ich, dass in den Schwefelquellen gerade das Chaos explodierte, dass Feuer und Dampf den Gelben Fluss entlang nach Hydlen strömten.
    Ich kauerte mich aufs Bett, mir war plötzlich kalt trotz der warmen Luft und der