Kampf Dem Chaos
bist langsam und faul geworden.« Tamra strich sich eine Strähne ihres roten Haars von der Schulter und blickte auf meinen Oberkörper.
»Nein, das bin ich nicht. Nicht faul, jedenfalls.«
Sie stieß mich in die Magengrube. »Also gut, nicht faul ... aber langsam, da wette ich.«
»Du suchst nur einen Grund, dein Können zu zeigen.«
»Na klar.« Sie grinste. »Deine Demut ist unerträglich. Der kleine Schreiner mit der bedeutenden Frau. Deine Demut ist schon fast überheblich, Lerris!«
Die Übung konnte ich gut gebrauchen, und auch eine Pause von diesen verfluchten Stühlen. »Also gut. Nur ein kleiner Kampf, und bitte ... ohne Blut.«
»Also los, hol deinen alten Stab.« Tamra leerte ihren Becher und wischte sich den Mund ab.
»Ich habe einen neuen. Der alte ist zerbrochen, erinnerst du dich?«
»Ich erinnere mich nicht, dank der Dunkelheit. Fangen wir an. Ich soll nachher noch mit den Rekruten trainieren.«
»Gefällt es dir, immer geschlagen zu werden?«
»Sie müssen mich erst einmal treffen. Weißt du nicht mehr?«
»Das ist schon eine Weile her und außerdem ist es nur einmal geschehen.« Einmal hatte auch gereicht. Damals in Recluce, als ich das erste Mal gegen Tamra gekämpft hatte, hatte sie mich grün und blau und schließlich bewusstlos geschlagen, und das mit einem gepolsterten Stab. Ich war zwar seit damals wesentlich besser geworden, aber so wild auf einen Kampf mit ihr war ich nun auch wieder nicht.
Die Becher spülte ich noch aus und stellte sie ins Regal, dann gingen wir hinaus und ich holte meinen neuen Stab aus der Werkstatt.
Wir stellten uns in der Mitte des Hofes auf. Der Wind hatte gedreht und eine Brise wehte nun den strengen Geruch von vermoderten Blättern von den Westhörnern herüber.
»Ich hoffe, mit dem neuen Stab kannst du besser umgehen als mit dem alten.«
»Wir werden sehen.«
»Ja, wir werden sehen.« Tamra tänzelte nach links.
Ich tat es ihr gleich und versuchte das Gleichgewicht zu halten. Ich wusste, dass sie schneller war.
Peng! ... Ihr Stab raste durch die Luft, doch ich konnte ihn nach rechts abwehren.
Peng! Keine besondere Finesse ... die schlanke Gestalt verlagerte ihr Gewicht, um ihre ganze Kraft in dem Stab zu bündeln. Meine Finger waren blau von dem Schlag auf den Stab, aber ich richtete mich auf und versuchte sie zu lockern, ohne jedoch den Stab fallen zu lassen.
Peng! Peng!
Mir standen bereits Schweißperlen auf der Stirn, aber Tamra schien völlig unangestrengt, fast gelangweilt. So mussten die Soldaten im alten Westwind ausgesehen haben.
Ich täuschte einen Angriff vor, duckte mich und durchbrach ihre Deckung. Sie parierte, doch zuvor konnte ich ihr noch einen Schlag auf den Oberschenkel versetzen, allerdings keinen festen. Das brachte ich nicht fertig, nicht bei einem Übungskampf.
»Du glaubst wohl, du bist gut?«, raunte sie nur und verwandelte ihren Stab in einen Blitz.
Von diesem Punkt an musste ich mich meinen Ordnungs-Sinnen hingeben und meinen Körper davon leiten lassen.
Unsere Stäbe zuckten nur so durch die Luft. Ich bekam ein paar Hiebe ab und Tamra genauso. Sie traf mich jedoch öfter und sie schlug auch fester zu. Sie hatte keine solchen Hemmungen wie ich und deshalb war sie in Antonins Hände geraten. Aus diesem Grund hatte ich auch größere Mühe, sie mit dem Stab abzuwehren.
»Also gut! Also gut!« Ich war völlig außer Puste und richtete mich auf. Das Wasser lief mir in Bächen über den Körper. »Du machst das jeden Tag. Ich nur gelegentlich.«
Sie ließ den Stab sinken und sah nur wenig erhitzter aus als vor unserem Kampf. Lediglich das rote Haar war etwas zerzaust. »Wann wirst du aufbrechen?«
»Aufbrechen?«
»Mindestens die Hälfte der Elitegarde weiß, dass du einen Auftrag hast. Ferrel ist nicht zurückgekommen, Krystal hat die Garde übernommen und du fragst nach Justen.« Tamra schnaubte. »Man braucht es sich nur zusammenreimen.«
»Bald.« Ich beugte mich dem Unvermeidlichen. »Aber da du ja so viel weißt ... was kannst du mir sonst noch erzählen?«
Tamra strich sich das Haar aus der Stirn. »Ich kann dir nicht sehr viel sagen. Nur das, was Justen dir auch sagen würde, wenn er hier wäre: Nimm dir Die Basis der Ordnung vor. Lies es. Du wirst nicht immer so viel Glück haben wie bisher oder dich auf deine Kampfkünste mit dem Stab verlassen können, auch wenn du schon um einiges besser geworden bist.«
»Danke.« Ich verbeugte mich; meine Rippen schmerzten, erinnerten mich daran, dass ich mit
Weitere Kostenlose Bücher