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Kampf Dem Chaos

Titel: Kampf Dem Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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zurückverfolgt. Ich könnte sie verlegen, sodass sie weiter flussabwärts entspringen, auf Eurer Seite der Grenze.«
    »Warum haben wir dann die Quellen überhaupt besetzt, der Weiße wegen?«
    »Anders hätte ich das nicht herausfinden können.« Gerlis senkt seine Stimme. »Unsere wichtigste Aufgabe ist jetzt, aus Cennon einen Helden zu machen – der tapfer kämpft und für Hydlen auf dem Schlachtfeld stirbt. Ihr werdet reichlich Tränen vergießen, wenn Ihr es seinem Vater mitteilt, und seinem kleinen Sohn irgendeinen Titel verleihen. Und jeder zukünftige Cennon wird es sich zwei Mal überlegen, bevor ...«
    »Hat man Euch diese Teufeleien irgendwo beigebracht oder entspringen sie einfach der Tiefe der Erde?«
    »Ich weiß das Kompliment zu schätzen, Ser.«
    Berfir schüttelt nur noch den Kopf, schreitet grußlos über den schlammigen Boden und schwingt sich in den Sattel seines stattlichen Hengstes.
    Gerlis lächelt und entblößt dabei große weiße Zähne und dunkelrotes Zahnfleisch. Seine Augen blitzen hinüber zu den merkwürdigen Wagen und dem karminroten Banner von Cennons Streitmacht mit dem goldenen Dolch darauf, dem Banner, das bald auf Cennons Erben übergehen wird.
    Dann kehren seine Augen zurück zum herzoglichen Banner und er nickt selbstgefällig.

 
V
     
    A ls ich Hufgeklapper im Hof hörte, legte ich den Beitel nieder und trat hinaus aus der Werkstatt. Der Himmel leuchtete blaugrün, aus dem Norden wehte eine kühle Brise.
    Die geschlossene Kutsche, gezogen von zwei gleich großen, braunen Pferden, blieb genau vor der Tür zur Werkstatt stehen. Auf dem Kutschbock saßen der Kutscher und ein Wächter, bewaffnet mit einem Schwert und einer gespannten Armbrust. Beide trugen graue Lederhosen und graue Tuniken.
    Der einzige Insasse öffnete die Tür selbst und sprang auf den gestampften Lehmboden.
    »Meister Lerris?« Sie ging mir ungefähr bis zur Schulter. Ihre Augen waren steingrau wie ihr Haar und unter der grünen Seidenbluse und der abgetragenen grauen Lederhose und Lederweste schien sie spindeldürr zu sein. Die hohen Stiefel aus grauem Leder passten zu ihrer Aufmachung. Sie schien reich zu sein, doch ich kannte sie nicht. Ein zarter Hauch von Rosenduft umhüllte ihre Gestalt.
    »Der bin ich.« Ich verbeugte mich. »Wie kann ich Euch helfen?«
    »Führt mich in Eure Werkstatt.«
    Ich verbeugte mich erneut und deutete auf die offenstehende Tür. »Es ist mir ein Vergnügen.«
    »Nach allem, was ich über Eure Gemahlin gehört habe, ist das Vergnügen wohl nur platonischer Natur.« Sie lachte ungezwungen und betrat die Werkstatt.
    »Schönes Muster.« Sie deutete auf Hensils Stuhl. »Wie weit ist dieser Stuhl?«
    »Nur die Feinarbeit fehlt noch.«
    Sie betrachtete die Werkzeuge, den fast fertigen Tisch in der Ecke und die Speichen, an denen ich gerade gearbeitet hatte. »Habt Ihr auch ein fertiges Möbelstück, das ich mir ansehen kann?«
    »Einen Intarsientisch im Haus«, schlug ich vor.
    »Dann lasst uns dieses Meisterstück doch einmal ansehen.«
    Ich ging voraus; ich fühlte, dass uns der Wächter mit der Armbrust aufmerksam beobachtete, als wir aus der Werkstatt hinaus und ins Haus gingen. Die Armbrust war nicht direkt auf mich gerichtet, doch ich wusste, dass er keinen Augenblick gezögert hätte zu schießen.
    Zwischen Küche und Werkstatt gab es keine Verbindungstür, die deutliche Trennung war beabsichtigt. So gelangten auch keine Sägespäne ins Haus.
    Als sie den Tisch sah, staunte sie nur noch, sagte nichts. Schließlich nickte sie. »Ihr seid wirklich so gut, wie man sich erzählt. Warum steht dieser Tisch hier?«
    »Der Mann, der ihn in Auftrag gegeben hat, fiel von einem Baum, kurz bevor der Tisch fertig war. Er brach sich den Hals und starb. Meine Gemahlin bestand darauf, dass ich den Tisch behielt.«
    »Eine weise Frau. Ihr solltet weiter auf sie hören.«
    »Ich versuche es.«
    Sie sah mich an. »Ich möchte einen Schreibtisch in Auftrag geben.«
    Ich wollte Einzelheiten wissen. »Wie soll er aussehen. Welcher Stil? Einen einfachen Schreibtisch oder mit Unterbau? Wünscht Ihr Schubladen?« Ich wartete. »Ich kann Euch einige Zeichnungen von verschiedenen Arten zeigen.«
    »Ich weiß bereits, was ich will.«
    Ich sah sie an.
    »In etwa wie dieser Tisch, nur etwas weniger kunstvoll, mit klaren Linien. Die Tischplatte soll von Intarsien eingefasst und an den Seiten abgerundet sein, der Unterbau soll rechts und links Schubladen haben – die oberste Schublade soll beidseitig

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