Kampf Dem Chaos
meinen Stabeskünsten allein wohl nicht sehr lange überleben würde. »Du hast dich auch verbessert.«
»Mit der Elitegarde habe ich genügend Übung. Man wird zwangsläufig schneller, wenn man gegen Klingen kämpft. Krystal ist eine gute Lehrerin. Kämpft ihr beiden auch gegeneinander?«
»Nur selten.«
»Das sieht man. Du solltest wirklich mehr üben.«
»Ja, aber wann?«
Tamra schenkte mir ein kurzes Lächeln. »Ich weiß, wie ihr zwei eure Freizeit verbringt.«
»So viel Freizeit haben wir nicht.«
Ihr Lächeln wurde immer breiter, am liebsten hätte ich sie verprügelt, doch stattdessen ging ich über den Hof in die Werkstatt und stellte den Stab in die Halterung an der Innenseite der Werkstatttür.
Danach ritt Tamra, zufrieden mit sich selbst, zurück zur Garde und ich musste wieder zu den Stühlen. Nach der Pause fiel mir die Arbeit leichter. Schon bald hatte ich die fünfte Rückenlehne gebogen und festgeklemmt und machte mich wieder über diese verdammten genuteten Speichen her, von denen ich wünschte, ich hätte sie nie entworfen. Die sorgfältige Ausführung dieser Arbeit, auch wenn der Entwurf sehr gut war, bereitete mir fast körperliche Schmerzen, ich hatte einfach noch nicht die Erfahrung von Onkel Sardit oder Perlot. Das tat weh, denn ich verbrachte mehr Zeit mit manchen Dingen, als klug war.
Klirrendes Pferdegeschirr und entferntes Holpern von Wagenrädern verrieten Rissas Rückkehr.
Sie kam kurz in die Werkstatt herein. »Wie viele zum Abendessen?«
»Ich würde mal sagen – sechs oder sieben. Wir drei und drei oder vier Soldaten.«
»Ihr ... Nie weiß ich, wie viele zum Essen kommen.«
»Ich weiß es doch auch nicht und es ist doch zumindest zur Hälfte auch mein Haus.«
»Also Fantesa, sie sagt, sie würde in so einem Haus nie arbeiten wollen. Man weiß nie, kommen drei oder fünfzehn.« Rissa stemmte die Hände in die schmalen Hüften. »Am Morgen denke ich noch, ich koche für drei, und am Abend sitzen zehn hungrige Leute am Tisch. Oder umgekehrt.« Sie zog die Schultern hoch. »Auf dem Markt sehen mir alle nach und lachen über mich. Und Brene gackert wie ihre Hühner. Wir sollten uns auch ein paar zulegen.«
»Was soll ich dazu sagen?« Ich zuckte nur die Schultern und beachtete ihre Bemerkung über die Hühner nicht, denn ich wollte kein Federvieh im Haus haben. »Meine Gemahlin ist eine wichtige Frau.«
»Dieses Haus ...« Aber sie sagte es mit einem Lächeln auf den Lippen, bevor sie sich in die Küche zurückzog – oder in ihre kleine Kammer dahinter. Ich wandte mich wieder den Speichen zu und konnte zwei fast fertig stellen, bevor es dunkel wurde.
Nach Sonnenuntergang ging ich mit dem Zündstein in den Hof. Drei missglückte Versuche überzeugten mich davon, dass die große Laterne nicht brennen wollte. Ich nahm sie herunter und überprüfte den Docht. Er war trocken und musste abgeschnitten werden und das hieß, ich musste die Laterne hinüber zum Schuppen schleppen, wo ich das Lampenöl aufbewahrte, gut fünfzig Ellen vom Stall entfernt. Ich wollte verhindern, dass die Werkstatt oder das Haus mit dem Stall abbrannten, wenn dort der Blitz oder unkontrollierte Chaos-Kräfte einschlugen. Rissa murrte immer, weil der Schuppen so weit weg stand, und ich auch, wenn es kalt war, regnete oder schneite – obwohl das verhältnismäßig selten in Kyphros vorkam –, aber ich musste schließlich meine Polieröle und Firnisse irgendwo aufbewahren. Zum Glück war es in Kyphros meist warm, doch würde ich in Spidlar oder Sligo wohnen, hätte ich wahrscheinlich dasselbe getan.
Ich hatte die Laterne gerade wieder aufgehängt und angezündet, als ich Pferdehufe klappern hörte. Ich wartete draußen im Hof auf Krystal und die Elitegarde. Sie saß müde auf ihrem großen Rappen, doch sie lächelte. Ich reichte ihr die Hand zum Abstieg. Sie nahm sie und da wusste ich, wie müde sie war.
Ich warf einen flüchtigen Blick zu den vier Soldaten, von denen ich keinen kannte, dann wandte ich mich wieder an Krystal. »Ich habe Rissa gesagt, dass wir zu siebt zum Abendessen sind.«
»Gut. Von uns hat noch keiner gegessen.«
»Das habe ich mir schon gedacht.« Ich drückte ihre Hand, als wir das Pferd in den Stall brachten. Die anderen folgten uns. Ich sattelte das Pferd ab und striegelte es, während Krystal den Sattel auf den Sattelbock hievte und das Futter in den Trog schüttete.
Dann gingen wir im Halbdunkel zum Haus. Die ersten Sterne funkelten schon am Himmel. Kurz bevor wir
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