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Kampf Dem Chaos

Titel: Kampf Dem Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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herausziehbar sein.«
    »Keine besonderen Schnitzereien oder Muster?«
    »Was würdet Ihr vorschlagen?«
    »Ich könnte eine einzige Initiale als Intarsie anbringen, an einer Stelle, wo man sie nicht auf den ersten Blick sieht.«
    »Warum macht Ihr Euch die Mühe und versteckt sie?« Sie lächelte belustigt, als wüsste sie die Antwort bereits.
    »Um auf geschmackvolle Art zu zeigen, dass es sich um ein besonderes Stück handelt.«
    Sie nickte wieder. »Wie viel würde so ein Schreibtisch kosten? Ungefähr aus demselben Material und mit derselben Verarbeitung wie dieser Tisch hier?«
    »Wollt Ihr einen passenden Stuhl dazu?«
    »Ja.«
    »Fünfzig Goldstücke. Vierzig für den Schreibtisch und zehn für den Stuhl.«
    »Wie viel muss ich anzahlen?«, fragte sie.
    »Nichts.«
    »Seid Ihr so reich, dass Ihr keine Anzahlung benötigt?«
    »Nein, meine Dame.« Ich verbeugte mich leicht. »Aber wenn ich Eure Anzahlung annehme, muss ich das auch mit Euren Ratschlägen tun, da Euch der Tisch dann schon teilweise gehört. Ich arbeite lieber so gut ich kann und wenn Euch das Stück dann nicht gefällt, seid Ihr nicht verpflichtet, es zu kaufen.«
    »So idealistisch, Meister Lerris. Und so jung.« Sie lachte, doch es war kein unfreundliches Lachen.
    »Ich denke nur praktisch, meine Dame. Auch wenn Ihr eine Anzahlung leisten würdet, könntet Ihr sie doch aufgrund Eures Reichtums zurückverlangen. Und außerdem«, so fügte ich hinzu, »habe ich bisher jedes Stück, das ich geschreinert habe, verkaufen können.«
    »Ich mag Euch, Schreiner. Aber bitte nennt mich nicht ›meine Dame‹. Ich heiße Antona.«
    »Ich bitte um Nachsicht, gnädige Frau, aber ich bin noch nicht sehr lange in Kyphrien und hatte noch nicht das Vergnügen, von Euch gehört zu haben.«
    »Das werdet Ihr früher oder später. Glaubt aber nicht alles, was Ihr hört. Nur die Hälfte davon ist wahr. Ich werde Euch jedoch nicht verraten, welche Hälfte.« Sie tat einen Schritt zur Tür und hielt dann inne. »Wann wird der Tisch fertig sein?«
    Ich zögerte. »Gewöhnlich rechne ich für solch einen Auftrag ungefähr einen Winter.« Ich hob abwehrend die Hand. »Es ist nicht nur die Arbeitszeit – wenn das Holz gut gelagert sein und später nicht splittern soll, muss ich die Leimfugen und Schnitzereien eine Weile ruhen lassen. Außerdem hat man mich verpflichtet ... einige Zeit anderweitig zu verbringen, es könnte also etwas länger dauern. Ich hoffe, das macht Euch nichts aus.«
    »Nein. Wie Ihr schon sagtet, ich habe ja noch nichts bezahlt. Das ist ein gerechter Handel.« Antona trat vom Tisch zurück, wo sie die Intarsien noch einmal genauer betrachtet hatte. »Die Maserung des Holzes passt wirklich sehr gut ins Muster.« Sie hielt inne. »Hättet Ihr etwas dagegen, wenn ich in einigen Achttagen einmal vorbeikomme, um zu sehen, wie Ihr vorankommt.«
    »Nein, keineswegs.« Ich hielt ihr die Tür auf und wartete im Hof, während sie in die Kutsche stieg.
    Dann ging ich zurück in die Werkstatt und zeichnete einen ersten Entwurf für den Schreibtisch, trug alle Einfälle und Einzelheiten zusammen, die während der Unterhaltung zur Sprache gekommen waren, denn jetzt waren sie noch frisch in meinem Gedächtnis. Ich schrieb auch den Preis auf, er war höher, als ich es normalerweise für notwendig erachtete, aber ich hatte die Erfahrung gemacht, dass meistens alles länger dauerte und mehr kostete, als man ursprünglich gedacht hatte. Ich betrieb die Schreinerwerkstatt nicht nur aus künstlerischen Erwägungen. Ich hatte nämlich in der Zwischenzeit gelernt, dass ich nicht nur Holz kaufen musste, sondern auch Dinge wie Essen, Futter für Gairloch und die alte Stute und auch für die Tiere von Krystals Garde. Mehr als mir manchmal lieb war, obwohl Krystal das Futter für die Pferde und das Essen für die Soldaten größtenteils aus ihrer eigenen Tasche bezahlte. Sie würde vielleicht auch mehr dazugeben, doch mir wäre es unangenehm, sie danach zu fragen.
    Den Rohentwurf und die Berechnungen legte ich in die Mappe für Aufträge – noch dünn, aber stetig wachsend – und machte mich wieder an Hensils Stühle.
    Den ersten hatte ich soweit fertig, nur die Feinarbeit fehlte noch, und auch die Lehnen der nächsten zwei Stühle waren fertig. Es blieben noch fünf. Ich kämpfte also weiter mit den genuteten Speichen, ärgerte mich über die zu wenigen Zwingen und bastelte an den schwierigen Initialen.
    Wie üblich kam ich nicht so weit, wie ich es gern gehabt hätte,

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