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Kampf Dem Chaos

Titel: Kampf Dem Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Kleidungsstücke.
    Krystal sah mich mit ihren großen schwarzen Augen lange an. Bei diesen Blicken glaubte ich förmlich in ihren Augen zu versinken. »Du weißt, dass du das morgen nicht tun musst?«
    Ich sah zu Boden. Was sollte ich sagen? »Ich schulde dir ... und Kasee ...«
    Sie schürzte die Lippen und legte eine Hand auf mein Bein. »Was ist sonst noch passiert heute?«, fragte sie, als sie ihre Leiderkleidung auszog.
    »Das weißt du doch. Wie war denn dein Tag?«, wollte ich wissen und zeigte auf einen hässlichen blauen Fleck.
    »Tamra.«
    »Donnerwetter, heute hat sie gründliche Arbeit geleistet.«
    Wir lachten beide.
    Krystal streckte sich auf dem Bett aus und lag dort im Schein der Lampe. Draußen hörte ich das leise Wispern des Abendwindes. »Du hast meine Frage noch immer nicht beantwortet. Was ist sonst noch passiert heute?«
    »Nicht viel. Ich habe an diesen verfluchten Stühlen für Hensil gearbeitet. Ein paar Lehnen habe ich schon fertig. Aber es dauert ewig, weil ich nicht genug Zwingen habe. Oh, da fällt mir ein ... kennst du eine Frau namens Antona? Sie sagte, sie kenne dich.«
    »Antona?« Krystal lachte laut auf. »Sie ist die Besitzerin der Grünen Inseln. Sie besorgt die meisten ... Kurtisanen ... für die eher etablierteren und reicheren jungen Herren – und auch die gutaussehenden ... Begleiter für Witwen und gelangweilte Ehefrauen.« Mit scharfer Stimme fragte sie: »Wo hast du sie getroffen?«
    »Sie war heute Morgen hier und hat einen Schreibtisch in Auftrag gegeben.«
    »Einen Schreibtisch?«
    »Ja, einen sehr geschmackvollen Tisch. Einen sehr teuren mit passendem Stuhl dazu. Ich sagte ihr, er koste fünfzig Goldstücke.«
    »Sie kann es sich leisten, aber trotzdem ...« Krystal stieß einen bewundernden Pfiff aus.
    »Du hast gesagt, ich soll die Preise nicht zu niedrig ansetzen.« Ich sah sie unsicher an. »Jetzt weiß ich auch, warum ich sie nicht ›meine Dame‹ nennen sollte.«
    »Hast du das etwa getan, Lerris?«
    »Ja. Wie hätte ich es besser wissen sollen? Sie war nicht ungehalten darüber, sie sagte nur, ich solle sie Antona nennen. Also nannte ich sie gnädige Frau.«
    »Ein schöneres Kompliment hättest du ihr wahrscheinlich nicht machen können.«
    »Sie wollte einen Schreibtisch. Also schreinere ich ihr einen.«
    »Welche Art von Schreibtisch?«, fragte Krystal. »Einen reich geschmückten, kunstvoll verzierten?«
    »Sie wusste genau, was sie wollte und ...«
    »Darauf wette ich.«
    »... sie verlangte Schwarzeiche, einfach, aber doch vollkommen.«
    »Ich frage mich warum. Soviel ich weiß, entspricht das nicht dem Stil der Grünen Inseln.«
    Ich lachte. »Weil einfache, vollkommene Dinge viel mehr wert sind.«
    »Ich weiß nicht, ob man das so sagen kann.«
    »Du bist vollkommen.«
    »Oh, Lerris.« Sie öffnete die Arme und ich löschte das Licht. Ich hatte so lange gebraucht, um zu erkennen, was sie zu bieten hatte, nicht nur jede Nacht, nein, Monat für Monat, und wie zerbrechlich jeder Augenblick war. Und wie bald der Morgen da sein würde.

 
VI
    Cigoerne, Afrit [Hamor]
     
    D er schlanke kahlköpfige Mann in der gelbbraunen Uniform steigt vor dem bewachten Tor des Palastes aus der Kutsche. Der Palast gehört Seiner Kaiserlichen Majestät Stesten, Kaiser von Hamor, Herrscher über die Meerespforten und Lehnsherr von Afrit.
    »Marshall Dyrsse, Ser, wenn Ihr mir bitte folgen wollt.« Der junge Offizier neigt leicht den Kopf.
    Dyrsse nickt barsch als Antwort, aber seine Augen wandern schon vom grünen Marmorpalast hinunter zum ruhigen Wasser des Flusses Swarth. Die Ufer werden von Hügeln begrenzt, die sich von der Hauptstadt mehr als fünfzig Meilen flussabwärts bis zum kaiserlichen Hafen Swartheld erstrecken.
    »Ser?«
    »Gehen wir«, befiehlt Dyrsse schroff. »Lassen wir den Kaiser nicht warten.«
    »Nein, Ser. Lord Chyrsse sagte, der Kaiser sei heute schlechter Laune.«
    »Und da will er mich sehen?«
    »Ja, Ser.«
    Die zwei marschieren durch das Tor an vier gelbbraun gekleideten, mit Gewehren bewaffneten Soldaten vorbei durch die gewölbte Eingangshalle aus hellem Marmor. Ihre Schritte auf dem polierten Steinboden hallen im hohen Raum. Die zwei Männer passieren zwei weiß gekleidete Diener, die einen Wagen mit duftendem gewürztem Fleisch vor sich herschieben.
    Ein austranischer Diplomat in schwarzer Wollkleidung wischt sich den Schweiß von der Stirn, als die zwei Offiziere vorbeikommen, und ein Staatsmann aus der Provinz Merowey in fließenden weißen

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