Kampf Dem Chaos
noch etwas sagen, wartete jedoch. Mehr Antworten konnte ich aber nicht anbieten. Meist wurden meine Antworten ohnehin als unrichtig oder unwichtig abgetan. Für mich klang es falsch, Menschen abzulehnen, nur weil sie anders waren. Auf der anderen Seite gab es keine Gesellschaft, die Menschen aufnahm, die töteten oder die Gemeinschaft störten ... Ich schüttelte den Kopf.
»Dayala, du hast den armen Lerris jetzt genug verwirrt.« Justens Stimme klang wohlwollend.
»Auch du warst einst verwirrt. Aber nicht lange.«
»In mir wütet noch immer die Verwirrung, Dayala. Lerris hadert mit der Vorstellung, dass es einfach keine Antworten gibt, die niemanden verletzen.«
Am liebsten hätte ich den Stab genommen und Justen eins übergebraten. Nur ... nur ... wurde mir immer klarer, dass er Recht hatte, und vielleicht war es das, was mir am meisten Schwierigkeiten bereitete.
Dayala hielt mir die Zügel hin und ich nahm sie, sprachlos. Sie streckte und dehnte ihre Beine und rannte los. Ausgelassen wie ein Fohlen lief sie die Straße entlang.
»Sie kann schneller als ein Pferd laufen, wusstest du das?«, fragte Justen.
»Ich wusste es nicht, aber ich sehe es jetzt.«
»Ich brauchte lange Zeit, um sie richtig schätzen zu lernen.« Er schüttelte den Kopf, fast traurig, er verschwieg etwas.
Ich schluckte. Justen wirkte nicht so verschlossen wie sonst. Seine Augen suchten jede Elle des Weidelandes westlich der Straße ab, schweiften durch die Bäume an den Windungen des Sturbal. Doch viel sagte er nicht, eigentlich noch viel weniger als auf unseren früheren Reisen.
Hinter uns tuschelten Weldein und Berli miteinander.
»... du spielst mit dem Feuer ...«
»... ich weiß ... aber ...«
»Glaubst du, sie hat es bemerkt?«
»Wahrscheinlich«, sagte Weldein. »Wie sollte ihr das entgehen?«
»Ich weiß nicht, manchmal gibt es so etwas.«
Wir ritten den ganzen Tag, immer am Fluss entlang in Richtung Lythga. Jede Meile brachte mich dem weißroten Chaos näher, das in und unter den Osthörnern lauerte.
CII
V ier Tage brauchten wir von Felsa bis zum Pass durch die Mittleren Osthörner. Mit jedem Schritt nach Osten näherte sich das unterirdische Chaos, doch scheinbar fühlte nur ich es. Ich spürte das Grollen in den Felsschichten, manchmal so laut, dass ich meinte, die Erde müsste beben, was sie aber nicht tat. Immer wenn ich dieses Gefühl verspürte, sah ich Justen an, doch sein Gesicht zeigte keine Regung.
Dayala ging noch immer mehr als die Hälfte der Wegstrecke zu Fuß, ich bewunderte ihre Ausdauer.
»Werdet Ihr denn niemals müde?«, wagte ich schließlich zu fragen.
»Selten«, meinte Justen nur dazu.
»Der Körper ist für Bewegung geschaffen – wir sind Tiere und brauchen die körperliche Betätigung.«
Die beiden grinsten sich an und wieder wirkten sie jünger, viel jünger, als sie wirklich waren, und ich beneidete sie. Warum herrschte zwischen Krystal und mir niemals solches Einverständnis?
Gairloch setzte stur einen Fuß vor den anderen, Rosenfuß ebenso. Die Straße wurde ebener und mündete in ein langes, flaches Tal, in dem hohe Gräser und niedrige Zedern wuchsen; Felsbrocken bedeckten das Gras. Die Lehmstraße konnte sich nicht entschließen, ob sie nun trocknen oder feucht bleiben sollte, und zeigte uns nur wenige Spuren.
An manchen Stellen sah das Gras geschnitten aus, aber anders als auf meiner ersten Reise konnte ich keine Anzeichen von Schafen oder Ziegen finden, selbst an der zerfallenen Schutzhütte nicht, in der ich den Sturm damals abgewartet hatte.
»Hinter der Schutzhütte entspringt eine Quelle.«
»Ich weiß noch, wie das Dach damals frisch mit Stroh eingedeckt wurde«, erinnerte sich Justen. »Es scheint noch nicht so lange her zu sein.«
»Stroh? Sieht eher wie Gras aus.«
»Ist es auch«, sagte Dayala. »Vor wie vielen Jahren war das, Justen?«
»Vielleicht ist es auch eine andere Schutzhütte gewesen«, brummte er. »Ich habe einige davon gesehen. Mehr als einige.«
Dayala grinste mich an und ich erwiderte ihre freundliche Geste.
Ich stieg ab und führte Gairloch an die Quelle. Weldein und die anderen folgten mir und einer der jungen Soldaten – Pentryl – stellte sein Ross neben meines.
Gairloch und die anderen Pferde tranken aus dem Tümpel, der sich am Boden gebildet hatte. Ich holte meine Wasserflasche aus dem Gepäck.
»Was wirst du tun, wenn der Feind auftaucht?«
»Das kommt darauf an.« In Wirklichkeit hatte ich nicht die leiseste Ahnung und sah
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