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Kampf Dem Chaos

Titel: Kampf Dem Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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dazu genötigt sehen, Recluce zu zerstören – denn nur die Magier können Hamor eine Niederlage bescheren.«
    »Ich verstehe nicht. Was hat Recluce Hamor getan?«
    »Außer dass sie Hamor das Handelsmonopol im Ostmeer vereitelten? Außer dass sie den Großvater des Kaisers aus Recluce verbannten? Außer dass sie beinahe zwanzig Kriegsschiffe zerstörten? Außer der Beseitigung von zwei Regenten und eines Flottenkommandanten? Außer dass sie Hamor fast eintausend Jahre lang gedemütigt haben?« Justen hielt inne, um einen Schluck Tee zu trinken. »Sicherlich fallen mir noch mehr Gründe ein, wenn du darauf bestehst.«
    »Aber warum braucht er dazu eine Niederlage? Damit wirft er doch Truppen und Schiffe einfach weg.«
    Justen sah mich an und seine Augen glühten beinahe. »Tut er das? Es gibt niemanden auf Recluce, der es mit Gunnar oder mir aufnehmen könnte, vielleicht Elisabet, aber wir sind alt. Dann bleiben nur noch Tamra und du. Aber wir sind alle hier in Candar. Wie viele Kämpfe, wie den in den Bergen, wirst du noch bestreiten können, Lerris?«
    Ich schluckte. »Ihr meint, all das hier wird nur inszeniert, um uns zu zermürben?«
    »Ganz so krass würde ich es nicht ausdrücken, aber ihr Plan ist gut durchdacht. Wie viele Fürstentümer Candars stehen bereits unter Hamors Regentschaft?«
    »Freistadt, Sligo, Montgren, Certis, Hydlen – praktisch der ganze Osten –, Delapra und die Hälfte Südwinds.«
    »Also ... mit weniger als zehn Prozent seiner Streitkräfte kontrolliert der Kaiser bereits über ein Drittel Candars?«
    »Nehme ich an.« So hatte ich es bisher noch nicht gesehen.
    »Recluce hat zwei von drei unsichtbaren Schiffen verloren und nur eines ersetzen können. Die Insel ist vom Handel abgeschnitten ...« Justen wurde nicht müde zu beschreiben, wie schlecht die Dinge standen, und ich musste ihm glauben. Gleichzeitig fragte ich mich allerdings, wie es Recluce so weit kommen lassen konnte. All das nur, weil die Insel sich von den Maschinen abwendete? Oder hatte sich die Natur des Gleichgewichts verändert? Oder hatte Hamor es verändert? Und wenn, was bedeutete das? Ich zitterte.
    »... die meisten wissen nicht, dass in Recluce viele Menschen leben, die Ordnung bis zu einem gewissen Grad lenken können, aber nur eine Handvoll kann sie bündeln. Womöglich gibt es weitere zehn Männer oder Frauen auf Recluce, die deine Fähigkeiten besitzen, doch die Hälfte von ihnen weiß nichts von diesen Fähigkeiten. Die Bruderschaft beließ es dabei, denn dadurch wird die Regierungsarbeit wesentlich erleichtert. Nun muss der Rat für diese Bequemlichkeit büßen.«
    »Warum?« Noch immer begriff ich nicht.
    »Sieh dir doch nur an, welche Veränderungen ihr, du, Tamra und Krystal, bewirkt habt. Solche Veränderungen sind nicht sehr beliebt, besonders nicht bei den Reichen und Mächtigen. Veränderungen stellen eine Bedrohung für sie dar und Ordnungs-Magie führt üblicherweise zu Veränderungen.«
    Ich dachte über seine Worte nach.
    »Genau das machte den Reiz Hamors aus – oder Fairhavens. Alles ist vorhersehbar. Die Menschen mögen das. Hamor verabscheut Veränderungen, es sei denn, sie gehen von dort aus. Und vor allen Dingen hassen es Herrscher, wenn man ihre Pläne durchkreuzt.« Er hielt inne. »Begreifst du nun?«, fragte er schließlich.
    Ich nickte.
    »Dann ist es gut. Denn ich verstehe es nicht. Kaiser Stesten handelt dumm und töricht, doch all das geschieht ohne unser Zutun.« Er schüttelte den Kopf. »Koch doch noch etwas Tee, Lerris.«
    Ich stand auf und ging zum Bach hinunter.
    Da trat eine Gestalt aus dem Schatten – Berli.
    »Guten Abend, Meister Lerris.«
    »Guten Abend, Berli.«
    »Was wird morgen geschehen?«, fragte sie.
    »Viele Sonnenteufel werden sterben – oder wir«, antwortete ich. »Oder beide.«
    Ein Schaudern durchfuhr sie. »Keine guten Aussichten.«
    »Tut mir Leid. Ich möchte auch lieber nicht sterben, wenn dir das hilft.«
    »Früh?«, wollte sie wissen.
    »Nicht vor Mittag, würde ich sagen, vielleicht erst am frühen Nachmittag.«
    »Dann wird es ein langer Tag.«
    »Ja.« Und zuvor eine lange Nacht, dachte ich insgeheim, als ich wieder hinaufging und den Tee bereitete.
    Die Nacht verkürzte sich jedoch wider Erwarten, denn ich schlief müde und erschöpft ein und stritt nicht mit Krystal im Traum über Heldentum oder kaute nicht noch einmal die Worte durch, die ich sagen sollte; und das grollende Chaos weckte mich nur zwei Mal.
    Zum Frühstück gab es Kräutertee,

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