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Kampf Dem Chaos

Titel: Kampf Dem Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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»Wenn ich säge, kann ich keine Stühle fertig machen. Wenn ich sie aber nicht fertig mache, werde ich nicht bezahlt. Und wenn ich nicht bezahlt werde, können wir uns das Essen nicht leisten, das du so gerne kochst.«
    Sie nahm die Münzen, rollte verständnislos die Augen und ich machte mich wieder ans Drechseln. Wenn mein Fuß müde wurde, nahm ich den kleinen Beitel und arbeitete an den Intarsien der nächsten Rückenstrebe.
    Rissa steckte den Kopf wieder zur Tür herein.
    »Ich nehme die Stute, um Gelet zu suchen, Meister Lerris.«
    Ohne den Blick vom Beitel zu wenden, nickte ich.
    »Ich sagte, ich nehme die Stute ...«
    Sie zwang mich geradezu, die Arbeit zu unterbrechen. »Ja, Rissa. Nimm die Stute.«
    »Ich hoffe, ich finde bald jemanden, der das Holz sägt.«
    Das hoffte ich auch, sonst würde sie mir wieder tagelang damit in den Ohren liegen. Ich wollte wirklich die Stühle so weit fertig stellen, wie ich nur konnte. Wie lange die Sache mit den Quellen auch dauerte, in dieser Zeit konnte ich nicht schreinern und damit auch kein Geld verdienen. Ich hatte noch einige Münzen aus Kasees Börse übrig, die ich noch nicht zurückgegeben hatte, ehrlich gesagt mehr als nur einige, doch ich hätte kein gutes Gefühl dabei, wenn ich sie behielte.
    Auch darüber musste ich mit Krystal noch sprechen, wenn wir einmal mehr Zeit hatten. Manchmal waren wir abends einfach zu müde zum Reden. Oft hielten wir uns einfach nur fest, was sehr gut war. Doch wir hatten noch nicht über den Weißen Magier und sein Vorhaben gesprochen und das war weniger gut.
    Erleichtert atmete ich auf, als ich hörte, wie Rissa mit der Stute den Hof verließ. Ich stellte den Fußantrieb neu ein, bevor ich mich wieder ans Drechseln machte. Sogar mit scharfen Schneiden an den Beiteln kam ich nur langsam, sehr langsam voran. Das Kirschholz war hart. Deshalb war es auch ein gutes Möbelholz.
    Mit der Basis der Ordnung verhielt es sich ähnlich. Das Buch las sich schwierig und die Hälfte davon verstand ich nicht einmal. Und doch lohnte es sich, das Buch zu lesen, denn so viel hatte ich verstanden: Es könnte einen Weg der Ordnung geben, um Chaos gegen Gerlis einzusetzen ... wenn ich den Sinn der Worte richtig erfasste ... wenn ich herausfände, wie es ging ... wenn es mir gelänge, so nahe an Gerlis heranzukommen ...
    Heftig trat ich das Fußpedal für die Drechselmaschine. Kirschholz drechseln – so mühsam es sich auch gestaltete – war um vieles einfacher, als mit Ordnung und Chaos fertig zu werden.

 
XXVI
     
    D ie acht Stühle standen fast fertig in einer Reihe in der Werkstatt. Noch ein wenig Polieren und Schleifen – zwar langweilig, aber notwendig – und Hensel konnte die Stühle bald abholen. Ein gewissenhafter Lehrling könnte sie allein fertig stellen. Natürlich hatte ich weder einen Lehrling noch die geringste Aussicht darauf. Doch daran war ich selbst schuld, denn ich hatte mich noch nicht einmal umgesehen. Außerdem war es schwer, einen guten Lehrling zu finden, wie es sich auch in meinem Fall gezeigt hatte – bei Justen und Onkel Sardit hatte ich versagt.
    Dennoch betrachtete ich die Stühle mit einer gewissen Zufriedenheit. Sogar in nicht ganz fertigem Zustand erkannte man die hohe Qualität auf den ersten Blick. Kasees Schrank war noch nicht fertig, obwohl er schon so aussah, und auch die zwei Schreibtische musste ich noch schreinern. Der Tisch für Werfel sollte nur ein einfacher Schreibtisch mit einem Unterbau aus Roteiche werden, mehr als einen Achttag brauchte ich nicht mehr dafür. Mit Antonas Schreibtisch hatte ich noch nicht einmal angefangen, auch das Holz dafür hatte ich noch immer nicht ausgesucht.
    Ein kurzer Winterschauer prasselte gegen die Scheiben. Meine Sinne sagten mir, dass Pferde hierher unterwegs waren. Ich fing also keine Arbeit mehr an, sondern ging hinaus in den Hof und wartete. Der Geruch des leicht feuchten Lehms wurde von einem schwachen kalten Wind fortgetragen, der auch die Regenwolken nach Osten trieb. Der Himmel in Richtung der Westhörner war klar.
    Nach kurzer Zeit kamen Krystal und ihre Garde in den Hof geritten.
    Perron hatte nun die Aufgabe von Yelena übernommen, Krystals Leibgarde zu führen, denn Yelena bereitete sich auf andere Führungsaufgaben vor, insbesondere auf den Angriff auf Hydlen. Nachdem ihn Krystal sanft zurechtgewiesen hatte, gab er sich mir gegenüber noch ehrerbietiger als Yelena. Er nickte mir vom Sattel aus zu. »Guten Abend, Meister Lerris.«
    »Guten Abend,

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