Kampf der Ehre (Band 4 im Ring der Zauberei) (German Edition)
wieder dem Fenster zu. Sein Gesicht war mit kaltem Schweiß bedeckt, und er wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Er beobachtete das Schauspiel, das sich ihm darbot.
Die Armee näherte sich, und er konnte Thor selbst von hier aus sehen. Die dümmlichen Massen umschwärmten ihn wie einen Helden. Es brachte Gareth zur Weißglut, und er brannte vor Neid. Jeder seiner Pläne war wie ein Kartenhaus in sich zusammengestürzt: Kendrick war frei; Thor lebte, und auch Godfrey hatte es irgendwie geschafft das Gift zu überleben – genug Gift, dass man ein Pferd damit hätte umbringen können.
Doch wenn er darüber nachdachte – seine anderen Pläne hatten funktioniert:
Wenigstens Firth war tot und es gab keine Zeugen mehr, die beweisen konnten, dass er seinen Vater getötet hatte. Gareth atmete tief durch, als er erleichtert feststellte, dass die Dinge gar nicht so schlecht standen wie es schien. Schließlich waren die Gesandten der Nevaruns auf dem Weg um Gwendolyn abzuholen, um sie in eine furchtbare Ecke des Rings zu bringen wo sie dann verheiratet werden würde. Er lächelte bei dem Gedanken, und fühlte sich besser. Ja, zumindest sie würde er bald los sein.
Gareth hatte Zeit.
Er würde andere Wege finden sich Kendrick, Thor und Godfrey vom Hals zu schaffen. Er hatte unendlich viele Ideen, wie er sie umbringen lassen könnte. Und er hatte alle Zeit und Macht der Welt um es in die Wege zu leiten. Ja, sie hatten vielleicht diese Runde gewonnen, doch die nächste würde an ihn gehen.
Gareth hörte ein Stöhnen, fuhr herum und sah –nichts. Er musste hier raus, er konnte es nicht mehr aushalten. Er drehte auf dem Absatz um und stürmte aus dem Zimmer. Seine Bediensteten hatten die Türe geöffnet noch bevor er sie erreicht hatte – sie waren es gewohnt jede seiner Bewegungen vorauszuahnen.
Gareth warf sich Mantel und Krone des Vaters über und griff das Zepter, als er den Flur hinuntermarschierte. Er folgte den langen Fluren, bis er sein privates Speisezimmer erreichte. Eine aufwendige gestaltete Kammer mit hoher Gewölbedecke und bunten Bleiglasfenstern, durch die das Licht des frühen morgens fiel. Zwei Bedienstete standen wartend bei der offenen Türe, und ein weiterer hinter der Tafel. Es war eine 15 Meter lange Tafel mit dutzenden von Stühlen auf beiden Seiten. Der Diener richtete den schweren alten Eichholz-Stuhl für Gareth. Es war der Stuhl auf dem er seinen Vater unzählige Male hatte sitzen sehen.
Gareth nahm Platz und bemerkte, wie sehr er diesen Raum hasste. Er erinnerte sich, wie er hier als Kind sitzen musste, und vor der gesamten Familie die um den Tisch versammelt war, von Vater oder Mutter zurechtgewiesen wurde. Jetzt erschien ihm der Raum zutiefst einsam. Außer ihm war niemand hier – nicht seine Eltern, seine Brüder oder Schwestern oder gar Freunde. Nicht einmal seine Berater. In den vergangenen Tagen hatte er es geschafft, sich von allen zu isolieren und speiste nun allein. Er bevorzugte das sowieso – allzu oft suchte der Geist seines Vaters ihn heim, und er schämte sich vor anderen erschrocken aufzuschreien.
Gareth nahm einen Schluck von seiner Morgensuppe, dann schlug er plötzlich mit seinem silbernen Löffel auf die Schale.
„Die Suppe ist kalt!”, keifte er.
Sie war heiß, aber nicht so heiß wie er sie mochte, und Gareth hatte sich geschworen, keine Fehler mehr zu tolerieren. Ein Diener kam gerannt.
„Es tut mir leid, mein König“ stammelte er, und neigte den Kopf als er sich anschickte, die Schale wegzutragen. Doch Gareth griff danach und warf ihm die Schale mitsamt der heißen Flüssigkeit ins Gesicht. Der Diener schlug seine Hände vor die Augen und schrie. Die heiße Suppe hatte ihn verbrüht. Gareth griff erneut nach der Schale, und diesmal hob er sie hoch über den Kopf des Dieners um sie mit Wucht auf dessen Kopf niedersausen zu lassen. Er schrie auf und hielt seinen blutenden Kopf.
“Schafft ihn mir aus den Augen!”, zeterte Gareth in Richtung der anderen Bediensteten. Sie blickten einander argwöhnisch an und gehorchten widerwillig.
„In den Kerker mit ihm!“ fügte Gareth hinzu und setzte sich wieder, zitternd. Bis auf einen einzelnen verbliebenen Diener, der zaghaft zu ihm herüber schlurfte, war er nun alleine im Zimmer.
„Mein König“, sagte er, und seine Stimme bebte.
Gareth sah ihn an. Zorn brodelte in seinen Augen. Als er zur anderen Seite des Raumes sah, konnte Gareth seinen Vater sehen. Er saß aufrecht am Tisch, ein paar
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