Kampf der Gefuehle
Risiken angezogen. Dass eine gefährliche Situation als Aphrodisiakum wirkte, machte alles in allem keinen so großen Unterschied.
Er musste Widerstand leisten, so viel war klar. Es würde ihm nicht von Nutzen sein, wenn er sich auf das einließ, was sie vorhatte — was immer das sein mochte.
Andererseits wollte er unbedingt in Erfahrung bringen, wie weit sie gehen würde. Würde sie sich ihm im Zuge ihres Racheplans hingeben? Oder würde sie einen Rückzieher machen, bevor das letzte Opfer gebracht wurde? Plante sie irgendeinen Verrat, wenn er nicht auf der Hut war? Oder beabsichtigte sie, seine Entschlossenheit zu untergraben und es ihm auf diese Weise schwieriger zu machen, sich vor ihr zu schützen, wenn es so weit war?
Letzteres war, wie er wusste, gar nicht so weit hergeholt. Man musste schon ein sehr harter Mann sein, um einer Frau in einem Fechtkampf etwas zuleide zu tun, und um auch nur daran zu denken, eine Frau zu töten, die das Bett mit einem geteilt hatte, war noch mehr Härte erforderlich.
Das konnte er nicht tun. Und eben deshalb hätte er die Sache hier und jetzt zu Ende bringen müssen, bevor sie richtig anfing.
Doch dafür war es zu spät.
Seit ihrer ersten Begegnung, als er sich umgedreht und Ariadne in die zornigen schwarzen Augen geblickt hatte, war es bereits zu spät. Sie war eine Herausforderung, der er gar nicht widerstehen wollte, selbst wenn er die nötige Entschlossenheit gehabt hätte.
Wenn sie auf ein Duell aus war, dann sollte sie es haben. Allerdings würden weder die Regeln noch die Waffen herkömmlicher Art sein. Ausgetragen würde es so ehrenhaft oder unehrenhaft, wie sie es wollte, da er sich nach ihr richten würde. Von diesem Moment an war der Kampf eröffnet und würde erst enden, wenn einer von ihnen besiegt war.
Sie wollte seinen Tod. Er wollte, dass sie kapitulierte, dass sie zugab, dass sie keinen Grund hatte, ihn zu hassen, nicht den Wunsch verspürte, ihm den Todesstreich zu versetzen. Er wollte sie warm und willig in seinem Bett haben, wollte, dass sie ihn begehrte. Er wollte, dass sie wünschte, er bliebe am Leben.
Er zog sie zu sich und senkte den Mund auf ihre Lippen. Wie zart sie doch waren, und wie verführerisch süß sie nach Wein schmeckten! Als Ariadne scharf Luft holte, öffneten sie sich, und er drang mit der Zunge vor, um Geschmackseindrücke zu sammeln, als koste er von einem köstlichen Elixier. Stunde um Stunde hätte er damit zubringen können, diese zarten Lippen zu erkunden, ihr beizubringen, sich ihm zu öffnen wie eine Blume, die ihre Blütenblätter der Sonne öffnet, und gemeinsam mit ihm den heißen Strahlen des Verlangens Tribut zu zollen.
Doch dafür war keine Zeit.
Stattdessen strich er ihr mit den Fingern über die Wange, fuhr ihr behutsam über die in ihrem Hals pulsierende Ader, um anschließend mit dem Daumen die kleine Höhlung oberhalb ihres Schlüsselbeins aufzusuchen. Ihre Haut war so weich und so warm und duftete so verlockend nach Veilchen. Auch ihr Brusttuch aus feinstem Batist fasste sich weich an.
Er verspürte den schier unwiderstehlichen Drang, ihr das Brusttuch wegzuziehen und die sanften Kurven, die es verhüllte, freizulegen. Doch er wollte sie nicht erschrecken mit dem Verlangen, das in seinem Blut pulsierte, in seinem Herzen hämmerte, den unteren Teil seines Körpers überflutete. Sie war, was männliche Leidenschaft und vor allem ihre eigene anging, in vielem noch unerfahren; das merkte er an ihrem Zögern, obwohl er gleichzeitig spürte, dass sie erregt war. Wie sollte es auch
anders sein, wo sie ihre diesbezüglichen Kenntnisse doch einem älteren, kränklichen Ehemann verdankte.
Ebendiese begrenzte Erfahrung war es, die sie annehmen ließ, dass seine Verletzung ihn ungefährlich machte. Er hatte nicht die Absicht, sie des beruhigenden Gefühls zu berauben, das dieses Fehlurteil ihr verschaffte. Zumindest vorerst nicht.
Gleichwohl war es berauschend, was sie mit ihrer Zunge zwischen seinen Lippen anstellte, gleichsam als wolle sie die Initiative übernehmen und ihn verführen. Und ihre Hände ... Die eine hatte sie auf seinen Schenkel gelegt, um sich abzustützen, während sie mit der anderen seine Schulter gepackt hatte. War ihr klar, was sie ihm da antat? Hatte sie eine Vorstellung davon, wie es sich auf seine Selbstbeherrschung auswirkte, wenn ihre warmen Finger sich nur wenige Zentimeter von seiner harten Männlichkeit entfernt befanden?
Seine Nackenmuskeln strafften sich und wurden hart wie Eisen. Am
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