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Kampf der Gefuehle

Kampf der Gefuehle

Titel: Kampf der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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habe, hat er das Haus verlassen. Da ist niemand. Sie werden mir gehören.«
    »Wo ...«, setzte sie an, hielt jedoch inne, um sich ihre trockenen Lippen zu befeuchten. »Wo fahren wir denn hin?«
    Er lachte glucksend, legte ihr die Hand auf die Rippen und schob sie nach oben, bis er ihre Brust zu packen bekam. »Das wagen Sie zu fragen? Was für ein Mut, ma chere. Das habe ich immer an Ihnen bewundert. Neben anderen Dingen.«
    Die Angst ging in ihr auf wie Hefe, die man zu nahe ans Feuer gestellt hat. Er war größer und stärker als sie und hatte überdies den Vorteil auf seiner Seite, dass er sie, nachdem er sie überrumpelt hatte, so fest gepackt hielt, dass sie sich nicht zu rühren vermochte. Sie glaubte nicht, dass er vorhatte, sie zu nehmen, während sie auf dem rissigen Ledersitz der schwankenden Droschke saßen, in der es nach Schweiß, ranzigem Haaröl und Erbrochenem stank. Deshalb war es besser, wenn sie ihre Kräfte für die Zeit aufsparte, da sie sie wirklich brauchte.
    Als sie einen Blick aus dem Fenster warf, sah sie, dass sie über die Place d'Armes fuhren und die runden Glockentürme der Kathedrale sowie die Stände des dahinter liegenden Markts passierten. Wenn sie nicht bald die Richtung änderten, würden sie die Grenzen des Vieux Carre überschreiten und in den zur dritten Kommune gehörenden faubourg Morginy gelangen. Doch nein, sie bogen in die Straße ein, die parallel zum Fluss und den Kaianlagen verlief. In dem Moment wusste sie, wo sie hinfuhren.
    Er wollte sie auf sein Schiff, die nach Marseille fahrende Leodes, schaffen. Oh, aber der Kapitän würde ihm doch sicher nicht erlauben, eine Frau gegen ihren Willen an Bord zu bringen. Es gab schließlich Gesetze, die solche Dinge verboten.
    Allerdings kursierten auch zahlreiche Gerüchte über Frauen, die spurlos verschwanden, um als Sklavinnen in die Wüstenstaaten jenseits des Roten Meers verkauft zu werden. Wenn das möglich war, dann musste es auf irgendeine Weise bewerkstelligt werden. Sie hatte keine Ahnung, was für eine Art Schiff die Leodes war oder in welchem Maße sich ihr Kapitän an die Gesetze hielt.
    Das war niederträchtig, unerträglich. Sie warf einen verstohlenen Blick auf die rostige Türklinke der Droschke und überlegte, ob es ihr gelingen würde, danach zu greifen, bevor sie zurückgehalten wurde, beziehungsweise wie groß ihre Chancen sein würden, nicht unter die Räder zu kommen und den Sturz zu überleben, wenn sie hinaussprang.
    »Ich würde es gar nicht erst versuchen«, sagte Sascha. »Sicher würde es Ihnen nicht gefallen, die uns bevorstehende Seereise mit gebrochenen Knochen anzutreten.«
    »Ich sehe das Problem«, erwiderte sie mit eisiger Stimme. »Wenn Sie mich loslassen, verpflichte ich mich, bis zu unserer Ankunft ruhig zu sitzen.«
    »Geben Sie mir Ihr Wort?«
    Sie nickte, obwohl es ihr absurd vorkam, dass er ihr in dieser Situation vertraute. Trotzdem war sie froh, dass er sie losließ, auch wenn er ihr nicht gestattete, allzu weit von ihm fortzurücken. Während sie sich das Handgelenk rieb, bei dem er sie gepackt hatte, starrte sie aus dem Fenster und beobachtete, wie respektable Gebäude Spelunken wichen, an deren Stelle dann wiederum elende Baracken traten, die halb im Schlamm versanken und von Wasser umgeben waren.
    Auf der anderen Seite des ausgefahrenen Wegs war das gelbbraune Wasser des Flusses zu sehen, der nach den langen Regentagen nahe daran war, über die Ufer zu treten. An den primitiven Holzmolen waren Boote und Schiffe unterschiedlichster Art vertäut. Hochseetaugliche Schiffe — und zwar sowohl Segel- als auch Dampfschiffe - legten normalerweise mehr zum Stadtzentrum hin an. Der Regen und das Hochwasser hatten das Be-und Entladen verzögert, so dass viele Schiffe mitten im
    Fluss vor Anker gegangen waren, wo sie warteten, bis sie am Dock anlegen konnten oder bis der Lotse kam, der erforderlich war, um sie flussabwärts bis zum Golf zu bringen. Wenn Sascha mit einem dieser Schiffe fahren wollte, mussten sie folglich hinausgerudert werden, was hieß, dass irgendwo ein Dinghi oder ein Beiboot der Leodes auf sie wartete.
    Sie bemerkte, wie Sascha eine verstohlene Bewegung machte, und drehte ihm den Kopf zu. Er zog eine Taschenflasche aus dem Mantel und schraubte den Verschluss ab. Dass er eine Stärkung brauchte, war nicht sonderlich überraschend. Sie zu entführen war ein gewagtes, mit vielen Problemen verbundenes Unterfangen. Natürlich würde sie jede Möglichkeit nutzen, um ihn an

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