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Kampf der Gefuehle

Kampf der Gefuehle

Titel: Kampf der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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sich so lange ausgemalt, dass ihr das Ganze jetzt, da es unmittelbar bevorstand, fast ein wenig unwirklich vorkam.
    Im Garconniere-Flügel des Herriotschen Stadthauses war ein Kinderzimmer für das Treffen vorbereitet worden. Wer immer dieses Zimmer entworfen hatte, musste eine große, aus Jungen bestehende Kinderschar gehabt haben, denn es war lang und schmal und ähnelte einem Schlafsaal. Oberhalb der Täfelung aus haltbarem Zypressenholz waren die Wände weiß verputzt. Die sechs im Zimmer stehenden Betten waren entfernt worden, und an den Wänden zwischen den Fenstern hatte man mehrere Kandelaber aufgestellt. Obwohl die Empfangsräume mit Gaslicht ausgestattet waren, war Maurelle eine zu sparsame Hausfrau, als dass sie im ganzen Haus eine Gasleitung hätte legen lassen. Trotz der winterlichen Kälte und des unablässig niedergehenden Regens standen die hohen Fenster weit auf, um frische Luft hereinzulassen. Wein und Wasser standen bereit, falls jemand etwas trinken wollte. Im Zentrum des Raums war ein etwa fünf Fuß breiter und fünfzehn Schritt langer, in der Mitte und an jedem Ende markierter Streifen aus Segeltuch ausgelegt worden. Das war die
    Fechtbahn, die piste, auf der der Unterricht stattfinden würde.
    Ariadne fiel nichts mehr ein, was noch erforderlich gewesen wäre, ln ein altes graues Straßenkostüm gekleidet, schritt sie mit raschelndem Rock im Zimmer auf und ab, die Hände so fest zusammengepresst, dass sie sich schon ganz taub anfühlten.
    Maurelles andere Gäste waren bereits eingetroffen. Von ferne hörte Ariadne Stimmen und Gelächter und vernahm, wie Karten auf den Tisch geknallt wurden. Warum war der maitre d'armes noch nicht da? Wodurch war er aufgehalten worden? Hatte er es sich anders überlegt und beschlossen, ihr doch keinen Unterricht zu erteilen?
    »Monsieur Blackford, madame.«
    Sie fuhr herum und erblickte Solon, Maurelles großen, würdevollen Majordomus, der seit vielen Jahren bei ihr in Diensten stand, in der Tür. Nachdem er sein ergrauendes Haupt mit der Anmut eines Aristokraten geneigt hatte, wich er zur Seite, um den Engländer eintreten zu lassen. Der Diener trug einen Degenkasten unterm Arm, den er Blackford offenbar abgenommen hatte, zusammen mit seinem Hut, seinem Stock und dem regenfeuchten Umhang. Er legte alles auf einen Tisch, verbeugte sich von neuem und bot mit unbewegter Miene Erfrischungen an. Als sowohl Ariadne wie auch Blackford ablehnten, richtete er Grüße von seiner Herrin aus und forderte die beiden auf, nach ihm zu klingeln, falls sie noch etwas benötigten. Dann zog er sich zurück.
    Als Ariadne mit dem Fechtmeister allein war, musterte sie ihn einen ausgedehnten Moment lang. Er hatte Abendkleidung an und trug einen zweireihigen Geh-rock, Hosen aus dunkelblauem Kammgarn, eine Weste mit dezentem Karomuster sowie ein cremefarbenes Seidentuch. Seine Kleidung war zweifellos bestens für Maurelles Abendgesellschaft geeignet, an der er angeblich teilnahm, schien andere Dinge aber auszuschließen. Das konnte bedeuten, dass er nicht vorhatte, in puncto Fechten ernsthaft zur Sache zu kommen.
    Mit steifen Bewegungen trat sie auf ihn zu, um ihm die behandschuhte Hand entgegenzustrecken. »Es freut mich, Sie endlich zu sehen, monsieur. Ich dachte schon, dass Sie es sich anders überlegt hätten.«
    »Ich habe Ihnen mein Wort gegeben, Madame Fauchen« Er beugte sich über ihre Fingerspitzen und hielt diese fest, während er sich wieder aufrichtete. Dann ergriff er ihre Hand, als begrüße er einen Mann. »Drücken Sie zu«, sagte er. »So stark, wie Sie können.«
    »Monsieur?« Die Wärme und Intimität seines festen Griffs jagte ihr einen Schauder über den Arm. Gleichzeitig vermeinte sie, trotz der Lederhandschuhe, die sie beide trugen, die harten Schwielen zu spüren, die das Fechten auf seiner Handfläche hinterlassen hatte. Ärger stieg in ihr auf. Es gehörte nicht zu ihrem Plan, diesen Fechtmeister auf irgendeine Weise zu berühren, die über die Formen höflicher Begrüßung hinausging.
    »Sie können mir nicht wehtun«, sagte er mit versonnenem Lächeln, »und falls Sie es doch schaffen, werde ich mir nichts anmerken lassen.«
    Aus nächster Nähe wirkten seine Augen unglaublich blau. In ihren Tiefen war ein humorvolles Funkeln auszumachen, was ihn auf unerwartete Weise anziehend machte. Der Duft gestärkten Leinens, parfümierter Rasierseife und sauberer männlicher Haut stieg ihr derart aufreizend in die Nase, dass sie den fast unwiderstehlichen Drang

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