Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge"
hätte,
hahaha.“
Im Büro ließ Schratt sich auf
einem Stuhl nieder.
„Wie war’s denn im
Landesmuseum?“
„Gut für uns. Drauschlit hat
fast gesabbert. So versessen ist er auf den alten Säbel. Der Geldsack ruht
nicht, bevor er Drachenauge hat.“
„Wann soll’s losgehen?“
„Ich habe mir eben überlegt:
Wir schlagen sofort zu. Das heißt, heute nacht. Bevor das Schwert sich dort
eingewöhnt. Mit so einer Blitzaktion rechnet niemand. An der Alarmanlage wurde
offensichtlich nichts verbessert. Nicht mal nach dem Raub der
Prückler-Melbaschen Schatztruhe.“
Schratt nickte und rieb seine
derben Hände aneinander. „Trotzdem! Eine Alarmanlage ist eine Alarmanlage. Und
man muß ein Klasse-Spezialist sein, um die zu überwinden. Außerdem irrt dort
nachts ein Wachmann umher. Ist zwar ein alter Knacker, ein Pensionist. Aber er
nimmt seine Aufgabe ernst. Alle 70 Minuten macht er im Museum die Runde.
Außerdem bewacht er die Bank am Freiheits-Platz, die dortigen Kunst-Galerien
und das Computer-Kaufhaus Hackerboi und Wirenfrey. Ist also immer in der Nähe.
Deshalb muß ich durchs Dach einsteigen. Wie damals die Typen, die die
Schatztruhe geholt haben.“
Hirnvogel nickte. „Ich komme
mit.“
„Sie, Chef?“
„In den Gängen unter der Burg
war ich ja auch dabei. Oder?“
„Klar. Und Sie haben auch kein
bißchen gestört. Nur dieser Oberlehrer war wie ein Klotz am Bein. Was ist denn
jetzt mit der Flasche?“
Hirnvogel lachte. „Der hat mir
die Freundschaft gekündigt. Verraten kann er uns nicht, weil er sich damit
selbst in die Pfanne haut. Geld war dem Pauker nicht wichtig. Er wollte Ruhm
und Ehre als historischer Entdecker. Das ist nun nicht mehr drin. Sein
Interesse deshalb null.“
„Bringen wir das Schwert heute
nacht zu Drauschilt?“
„Weiß ich noch nicht. Am
besten, ich rufe ihn an. Jedenfalls: Wir beide treffen uns punkt Mitternacht am
Hoftor vom Landesmuseum. Klar?“
*
Verhältnisse sind das! dachte
Tim. Es spottet der Beschreibung. Wir kommen viel zu selten her. Echt! Man
müßte auf den Putz hauen. Im Interesse der Kinder.
17.44 Uhr.
Kein Regen, allerdings dunkler
Himmel, die Luft lau. Dennoch: der Alte Kinderspielplatz war leergefegt.
Spätestens um vier Uhr nachmittags begann hier die totale Öde. Dann nämlich
rückten die Fixer an, die Junkies, die Rauschgift-Abhängigen.
Der Staatssekretärs-Platz,
früher eine gute Gegend, verkam zum Elendsviertel der Stadt. Wegen der
sogenannten offnen Rauschgift-Szene, die stillschweigend geduldet wurde von
Polizei und städtischer Verwaltung.
Irgendwo, sagte man sich,
müssen die Fixer hin. Und: Ehe sie einsickern in andere Wohn- und
Geschäftsviertel sind sie hier halbwegs unter Kontrolle. Geduldet wurden
natürlich nur die Süchtigen, diese menschlichen Wracks, die sich hier mit der
Nadel ihren Schuß setzten und dann apathisch herumlagen. Gegen Dealer ging man
unerbittlich vor. Mit Razzien und verdeckten Fahndern. Denn der Dealer hat ja
ein geschäftliches Interesse daran, das Unglück auszuweiten und die Zahl der
Süchtigen zu vergrößern, also seine Marktlage zu verbessern.
„Wenn ich kleine Geschwister
hätte“, sagte Gaby. „Hierher dürften sie nicht zum Spielen — egal, wie toll der
Spielplatz ist.“ Für sich allein wäre er toll gewesen. Indes — eine nur
kniehohe Hecke grenzte ihn ab gegen das Gelände der Fixer. Dort lagen
gebrauchte Heroin-Spritzen auf dem Boden, Tablettenröhrchen, Taschentücher mit
Blutspuren und Abfälle der Süchtigen. Ihr Terrain war ein ehemaliger Parkplatz.
Er schob sich als Fußballfeld-große Bucht zwischen den Güterbahnhof Ost und
eine Siedlung aus Reihenhäusern. Der Alte Kinderspielplatz gehörte zur
Siedlung, hatte aber auf dieser Seite eine hohe, immergrüne Hecke. Vermutlich
ein Lärmschutz, weil kinderfeindliche Typen sich in ihrer Ruhe gestört fühlten.
Durch die Drogenszene waren die
Anwohner jetzt einer ganz anderen Belästigung ausgesetzt.
Der Kinderspielplatz war groß.
Und gut ausgerüstet. Es gab einen großen und einen kleinen Sandkasten,
Schaukel, Wippe, Kletterdach, Kletternetz, Rundlaufpilz, Reck und Rutschbahn.
Nahe der hohen Hecke stand ein geräumiges Blockhaus. „Dort können wir uns
verstecken“, meinte Tim.
„Ist geeignet“, nickte
Klößchen. „Schmale Tür und kleine Fenster. Man muß dicht rangehen, um reinzusehen.“
17.46 Uhr.
Im Blockhaus war der Boden
verdreckt. Ähnlich wie drüben die Drogenszene. Offenbar verzogen sich die
Junkies
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