Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge"
mit
Drauschilt. Bernd glaubte demnach, er hätte noch zwei, drei Tage Zeit. Zeit
wozu? Natürlich, um selbst das Geschäft zu machen. Und um sich dann abzusetzen
in die weite Welt. In seiner Wohnung läßt er ja nur Gerümpel zurück.“
„Heh!“ rief Reinhold, das
Bonbon. „Wenn ich eins und eins zusammenzähle, braucht Ameise auf die Schnelle
einen Käufer. Einen, der die Millionen aus dem Ärmel schüttelt. Und wer kommt
da in Frage — außer Drauschilt?“
„Richtig!“ rief Emund, der
Schweizer, und bremste mit Ge walt, worauf die Straßenbahn zentimeterdicht vor
dem Wagen vorbeiglitt. „Nur Drauschilt kommt in Frage.“
Thomas, der Landsknecht,
überlegte. „Ich wette, Ameise bietet ihm die Truhe zum Sonderpreis an. Als
günstige Gelegenheit. Er muß ja nicht mit uns teilen.“
„Fragen wir Drauschilt?“ wollte
Reinhold wissen.
„Den? Der lügt uns die Hucke
voll, wenn er Geld sparen kann. Nein! Wir müssen sein Haus beobachten. Rund um
die Uhr.“
„Und die Ameise abfangen“,
nickte Reinhold, „wenn sie dort antanzt.“
Edmund, der Schweizer, lenkte
den Kastenwagen durch eine Einbahnstraße — allerdings in falscher Richtung.
„Wie ist ‘n die Adresse?“
19. „Trauthilde, die Wilde“
Klößchen bezahlte vier
Eiswaffeln an der Straßenverkaufs-Theke vom VENEZIA.
In der Fußgängerzone war an
diesem Nachmittag hektischer Betrieb. Die meisten Leute hatten es eilig.
Trotzdem bildeten sich Gruppen vor den Straßenmusikanten, den Pantomimen und
den Marionettenspielern.
Eislutschend schob sich die
TKKG-Bande zum nächsten Kaufhaus. Dort sollte es die Drachenauge-T-Shirts
geben. Aber die Überraschung stellte sich den Kids schon vorher in den Weg.
Eine Musikgruppe, dreiköpfig:
zwei junge Männer, ein Mädchen. Drei Gitarren. Sie sang. Die männlichen Typen
hatten ihre Hippie-Mähnen zum Pferdeschwanz zusammengebunden, das Mädchen trug
einen blonden Bürstenschnitt über dem hübschen Gesicht. Alle steckten in
Klamotten, die sicherlich nicht nur ihnen Blößenschutz gaben, sondern auch dem
Kammerjäger-Wild Heimat gewährten, also Flöhen, vielleicht auch Läusen.
Tim hätte dieser Big Band
fetzigen Pop zugetraut, Rap, Punk oder Hard Rock. Statt dessen hatten die drei
ein deutsches Volkslied verjazzt, dessen Titel dem TKKG-Häuptling nicht
einfiel. Darauf kam’s auch nicht an. Interessant war der Text, den Miß
Bürstenschnitt in ihr Mikrofon hauchte:
„Trauthilde,
die Wilde
auf
Zährensteyn — war allein
mit
Lothar, dem heißen Typ
als
Albrecht in der Wüste blieb —
jajaja,
das Leben der Ritter war oftmals hart und bitter.
Sie
saßen in der Kemenate
als
Albrecht unversehens nahte
mit
Drachenauge, seinem Schwer
ritt
er heran auf müdem Pferd,
jajaja,
das Leben der Ritter war oftmals hart und bitter.
O
weh, da fing das Morden an
und
das hat keinem gutgetan.
Drachenauge,
Zauberschwert
du
bist nun endlich heimgekehrt,
jajaja,
das Leben der Ritter war oftmals hart und bitter.“
Miß Bürstenschnitt hatte eine
schöne Stimme. Das wurde belohnt. Mit Applaus und Münzen, die in einen Hut flogen,
der — Öffnung nach oben — auf dem Boden stand.
„Stark!“ meinte Karl. „Und so
aktuell! Waren die vorhin im Landesmuseum? „
„Die bestimmt nicht“, lachte
Gaby. „Infos können sie ja auch woanders rausziehen. Alle Zeitungen der Stadt
haben heute darüber berichtet. Und über uns natürlich. Wir sind namentlich
genannt. Aber ohne Fotos.“
„Fotos sind das wichtigste“,
meinte Klößchen. „Und das kommt ja noch.“
„Seht euch die Leute an!“ sagte
Tim. „Die kriegen sich nicht. Fräulein Knastrübe muß diesen Schwachsinn nochmal
singen.“
„Vielleicht wird es ein Hit“,
lachte Gaby. „Der Text hält sich ja streng an die historischen Tatsachen.
Außerdem hat er einen moralischen Anspruch. Mord hat keinem gutgetan — das
ist doch eine klare Aussage gegen das Morden. Noch verstärkt durch das o weh !
Vielleicht wird der Song in die Schulbücher aufgenommen.“
„Meinst du wirklich?“ fragte
Klößchen, der Gabys Spott nicht verstanden hatte.
Sie warteten die zweite
Darbietung nicht ab, sondern sockten weiter zum Portal eines Kaufhauses, wo ein
Wühltisch aufgestellt war für den schnellen Verkauf.
Drachenauge-T-Shirts — verhieß
ein Schild. Einheitsgröße! Stück 9,99 DM.
Eine Verkäuferin stand dabei —
mit einer Blechdose voller Pfennigen. Als Wechselgeld. Die Zehn-Mark-Scheine,
die sie einnahm, verstaute sie in ihrer
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